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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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war ständig auf Reisen. Das hatte seine Ursache. Irgendwo in Asien hat ihm mal ein Einwohner prophezeit, daß er sich nie länger als ein paar Monate an einem Ort aufhalten dürfe, da ihm sonst etwas geschehen würde.“
    „Aber Reisen kosten doch eine Menge Geld?“
    „Albert hat in früherer Zeit einmal eine Erfindung gemacht. Irgendwas mit Legierungen. Dafür erhielt er jahrelang eine ansehnliche Summe ausgezahlt. Die Firma ist später in Konkurs gegangen und die Quelle versiegte. Seitdem lebte er in Ipswich.“
    Perry ist mehr als überrascht. Jahrelang hatte er seinen Onkel für einen armen Teufel gehalten, der sich gerade noch über Wasser hielt. Und abergläubisch soll er auch gewesen sein?
    „Sie sagen, seitdem lebte er in Ipswich. Wenn er hier gestorben ist, dann ist ja die Prophezeiung von damals eingetroffen?“
    „Keine Spur. Er lebte ja immerhin annähernd acht Jahre hier.“
    „Ich möchte wissen“, fragt Perry nachdenklich, „warum er uns in all den Jahren nie ein Lebenszeichen hat zukommen lassen.“
    „Für Albert war Verwandtschaft ein überflüssiges Anhängsel.“

    „Dann verstehe ich nicht, warum er mir, wie Sie in Ihrem Telegramm schreiben , ,Kleinigkeiten’ hinterlassen hat.“
    Mister Cool winkt ab.
    „Wenn Sie glauben, daß er darüber schriftliche Notizen gemacht oder gar detaillierte Wünsche hinterlassen hat, dann irren Sie sich, Perry. Ich händige Ihnen die Sachen aus, weil Sie der letzte lebende Verwandte von Albert sind. Möbel gehören nicht zur Erbmasse, da er zeit seines Lebens möbliert gewohnt hat. Was seine Kleidung anbetrifft, so hätte sie wahrscheinlich kein Jahr mehr überlebt.“
    „So ist Onkel Albert also als armer Mann gestorben“, folgerte Perry.
    „Ist er. Arm wie eine Kirchenmaus.“
    „Jetzt würde es mich aber doch interessieren, was Sie dann mit den ,Kleinigkeiten aus dem Nachlaß’ meinen?“
    „Es sind zwei Kisten vorhanden. In der einen befinden sich wohl Reiseandenken, die er aus allen Ländern zusammengeschleppt hat... mit der zweiten Kiste — es ist eine Art Holzkoffer — hat es eine besondere Bewandtnis...“
    „Und die wäre?“
    „Daß ich Ihnen nicht sagen kann, zumindest nicht im einzelnen, was sie enthält.“
    „Hat sich mein Onkel nie über ihren Inhalt geäußert?“ fragt Perry verwundert.
    „Er konnte es nicht. Er hatte selbst keine Ahnung, was sie enthielt. Ich will Ihnen erzählen, wie er dazu kam...“ Bedächtig nippt der Rechtsanwalt an seinem Sherry. Auch Perry nimmt die Gelegenheit wahr, einen größeren Schluck aus seinem Whiskyglas zu nehmen... sonderbare Geschichten, die der alte Cool erzählt, denkt Perry, während dieser auch schon fortfährt:
    „Ich sagte schon vorhin, daß Albert Tusel sehr abergläubisch war. Einmal wollte er einen alten Studienfreund in Indien besuchen. Als er jedoch in Kalkutta ankam, war sein Freund gerade dabei, die Reise nach Europa anzutreten. Koffer und Kisten standen gepackt im Haus. Albert und sein Freund machten noch zusammen einen Spaziergang, auf dem dieser verkündete, daß es ihm gelungen sei, die tollste Erfindung des Jahrhunderts zu machen. Mit ihr wolle er jetzt nach England ziehen. Bevor Alberts Freund zu Einzelheiten kam, geschah etwas Schreckliches — er wurde von einer Schlange gebissen. Albert schleppte ihn ins Haus zurück und rief einen Arzt. Aber es war zu spät. Das letzte, was sein Studienfreund tat, war, ihm die Kiste mit der Erfindung zu übereignen. Ja, das wär’s…“
    Ungläubig fragt Perry Clifton: „Und er hat die Kiste nie geöffnet?“
    „Nein, nie. Er behauptete, daß der Inhalt Unglück bringe...“ Nachdenklich setzt Mister Cool hinzu: „Im übrigen dürfte besagte Erfindung längst überholt sein. Seither sind immerhin über vierzig Jahre vergangen...“
    „Komische Geschichte... und wo befinden sich die Kisten jetzt?“
    Cool sieht Perry abwesend an. Perry stellt seine Frage noch einmal.
    „Sie stehen unten in der Halle. Mein Diener wird sie für Sie als Expreßgut auf geben...“
    Gedankenverloren schweigen sie. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach... der greise Paul Cool und der junge Perry Clifton...

Lester Mac Dunnagans Nachlaß

    Abends, 19.45 Uhr, trifft Perry Clifton wieder auf dem Zentralbahnhof in London ein. Und eine Stunde später schließt er die Tür zu seiner Wohnung in Norwood auf.
    ,Ich werde mir eine Tasse Tee kochen und noch ein bißchen lesen’, beschließt er und setzt den Teekessel auf.
    Doch immer wieder entdeckt
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