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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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unternommen...“
    „So?“ Madame Porelli setzt sich auf einen dreibeinigen Hocker am Fenstertisch.
    „Ich war noch einmal in dem Krankenhaus in der Baker-Street. Anschließend besuchte ich Direktor Paddlestone vom Zirkus... Von ihm erfuhr ich auch, daß Sie aus Luton stammen.“
    „Das hätten Sie auch von mir erfahren können“, wirft Madame Porelli finster ein.
    „Sicher... Wie Sie sehen, habe ich keine Mühe und keine Zeit gescheut, um Ihre Zwillingsschwester ausfindig zu machen... Beziehungsweise ihr auf die Schliche zu kommen... Zwei Stunden lang habe ich zusammen mit dem Standesbeamten von Luton Register gewälzt... übrigens ein netter Mensch, dieser Mister Ratherkent... es hat sich gelohnt...“
    „Was hat sich gelohnt?“ kommt es leise von den Lippen der Artistin.
    „Ich habe gefunden, was ich suchte: Im Jahrgang 1903 fand ich unter dem 12. September einen Eintrag. Mister und Mistreß Porelli melden die Geburt eines Mädchens an. Name des Mädchens: Geraldine. Geraldine Porelli.“
    „Und?“
    „Hören Sie, Madam Porelli, ich sagte: ein Mädchen. Im Geburtenregister stand nichts von Zwillingen.“ Perrys Stimme ist eiskalt...
    Dicki glaubt, vor Entsetzen sterben zu müssen. Fassungslos wandern seine Blicke zwischen Perry Clifton und Madame Porelli hin und her. Einer Madame Porelli, deren Aussehen sich beängstigend verändert hat.
    „Es existiert keine Zwillingsschwester, Madam“, fährt Perry unerbittlich fort. „Die Patientin im Krankenhaus hieß zwar Porelli, doch war ihr Vorname Susan. Sie ist Ihre Nichte und hatte von den einträglichen Diebstählen ihrer Tante keine Ahnung.“
    „Sie elender Schnüffler...“ Madame Porelli ist aschgrau im Gesicht. Ihre Augen lodern haßerfüllt, während die Knöchel ihrer verkrampften Hände weiß hervortreten.
    „Für Madame Porelli wird es keine Vorstellungen mehr geben. Auch keine Reisen... außer einer, aber die führt wohl ins Gefängnis... ob Sie wollen oder nicht... Tja, Sie haben eine Reihe großer Fehler gemacht. Ihr größter war Ihr überheblicher Leichtsinn. Sie haben alle anderen Mitmenschen für dumm gehalten... Ein Kompliment muß ich Ihnen allerdings machen“, Perry deutet spöttisch eine höfliche Verbeugung an, „Ihre Schauspielkunst war meisterhaft und vollendet...“
    Madame Porelli erhebt sich langsam. Ihre Züge sind verzerrt, während ihr Atem stoßweise geht.
    „Sie verdammter Narr...“ zischt sie Perry zu, „Sie glauben doch nicht, daß Sie hier heil herauskommen...!“
    Dicki hat sich auch erhoben. Der Schreck sitzt ihm in den Gliedern.

    „Du brauchst keine Angst zu haben, Dicki. Madame Porelli ist im Augenblick harmlos wie eine von Miß Wimmerfords musikalischen Ameisen...“
    „Ich werde Sie alle beide...“ keucht sie, ohne den Satz zu vollenden, und macht einen Sprung zur Tür...
    Krachend fliegt in diesem Moment die Tür auf. „Bemühen Sie sich nicht, Mylady. Wir sind zum Empfang gerüstet.“
    Madame Porellis Augen flackern. Mit einem dumpfen Laut sinkt sie auf dem marokkanischen Sitzkissen zusammen. Sie weiß, daß das große Spiel verloren ist.
    „Ich bin Inspektor Skiffer von Scotland Yard. Im Namen der Königin verhafte ich Sie wegen fortgesetzten Diebstahls. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie ab jetzt sagen, gegen Sie verwandt werden kann.“
    Noch einmal flackert es in Madame Porelli auf. Rauh und heiser ist ihre dunkle Stimme:
    „Sie können mir nichts beweisen... gar nichts...“ Inspektor Skiffer hebt kurz die Hand.
    Aus dem anonymen Dunkel des Hofes schiebt sich eine Gestalt an Scott Skiffer vorbei. „Ja, Inspektor, das ist das Gesicht von weißhaarige Gentleman...“
    „Sie irren sich nicht?“
    Der Mann klopft sich vor die Brust. „Jan Krenatzki irrt sich nicht. Sehen Sie, ist gleiche Uhr wie bei Gentleman.“

Ein Wort noch...

    Ja, liebe Leser, sicher wollt ihr wissen, was aus dem Dackel Jocky geworden ist. Stimmt’s? Direktor James Paddlestone nahm sich seiner an. Und als die neue Spielzeit begann, hatte er ihm beigebracht, zwischen jeder Nummer ein Schild in der Schnauze herumzutragen, auf dem der nächste Auftritt angekündigt wurde.
    Die gestohlenen Diamanten aber fand man nach langem Suchen in einem Versteck auf dem Hausboot ,Jane’ .
    Und Dicki... nun, der war zutiefst beleidigt. Einen ganzen Tag lang sprach er kein Wort mit seinem großen Freund. Er war der Ansicht, daß es gar nicht fein von Perry war, ihn so im unklaren über Madame Porellis Täterschaft zu
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