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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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Schultern.
    „Ich erinnere mich, daß sie eine große Vorliebe für französische Personenwagen hatte. Aber das wird Ihnen ja nicht viel nützen.“
    Perry verabschiedet sich, nachdem er der alten Artistin noch ein paar aufmunternde Worte gesagt hat.
    An der Tür wendet er sich noch einmal um.
    „Ich glaube, daß wir in spätestens vierundzwanzig Stunden Ihre Schwester gefunden haben — wenn sie sich hier auf hält
    „Viel Glück, Mister Clifton“, antwortet Madame Porelli müde.

    Man nehme eine Weltstadt mit acht Millionen vierhunderttausend Einwohnern und versuche, eine Frau zu finden, deren richtiger Name Claire Porelli, ihr Künstlername Judith Corano ist. Dabei kann man in diesem Fall sicher sein, daß sie sich unter keinem dieser Namen bewegt. Hinzu kommt ihr Geschick, ihr Aussehen zu wechseln wie ein Chamäleon.
    Eine unlösbare Aufgabe?
    Perry Clifton weiß selbst nicht, woher er die Gewißheit nimmt, daß Madame Porellis Zwillingsschwester Claire die gesuchte Dame mit dem schwarzen Dackel ist.
    Perry ist froher Dinge. Er pfeift sogar ein Lied, als er seine Wohnung betritt.
    Es ist genau dreizehn Uhr.
    Der Detektiv entfaltet eine fieberhafte Tätigkeit. Mit einem energischen Handgriff fegt er die Tischplatte leer, und bald häufen sich Straßenkarten, Stadtpläne, Notizzettel und — ein Telefonbuch darauf.
    Perry bereitet eine Art Marschplan vor.
    Als Perry Clifton seine merkwürdige Arbeit abschließt, zeigt sein Reisewecker auf der Kommode vierzehn Uhr und dreißig Minuten.
    Er packt ein paar Zettel in eine Mappe und verläßt seine Wohnung.
    Vierzehn Uhr achtunddreißig wendet er auf der Straße seinen Mietwagen und fährt rasch in Richtung City davon.
    Dreißig Sekunden später löst sich aus dem Schatten einer riesigen Reklametafel für Prince-Albert-Tabak ein französischer Reisewagen und hält auf das Haus Starplace Nr. 14 zu.
    Mit sanftem Ruck kommt der schwere Wagen zum Stehen.
    Die Tür öffnet sich und ein Polizist steigt aus. Er trägt ein kleines Paket unter dem Arm und geht mit schnellen Schritten auf den Eingang zu.

    Vierzehn Uhr vierundvierzig klingelt er an der Wohnungstür mit dem Namen Miller im obersten Stockwerk.
    „Ja, bitte?“ Mistreß Miller fährt beim Anblick des Polizisten der heiße Schreck in die Glieder.
    „Guten Tag, Mistreß. Ich bin Sergeant beim sechzehnten Polizeirevier...“
    „Du liebe Güte“, unterbricht Mistreß Miller ihn, „hat mein Dicki etwas ausgefressen?“
    Der Polizist winkt ab.
    „Kein Anlaß zur Sorge. Ich möchte Sie nur bitten, dieses Paket Mister Clifton auszuhändigen. Er scheint leider nicht zu Hause zu sein.“
    Erleichtert atmet Dickis Mutter auf.
    „Soll ich ihm auch etwas ausrichten, Sergeant?“
    „Nicht nötig. Er weiß schon Bescheid.“

Mister Jeremias Ratherkent raucht nur Zigarren

    Fast fünfzig Meilen nördlich von London liegt die Stadt Luton.
    Wie in jeder Stadt gibt es in Luton ein Rathaus und wie in jedem Rathaus auch ein Standesamt.
    Der Standesbeamte von Luton heißt Jeremias Ratherkent, er ist vierundsechzig Jahre und freut sich auf seine baldige Pensionierung. Zweiundvierzig Jahre war er dann Beamter, davon allein neunzehn Standesbeamter.
    Zehn Minuten vor sechzehn Uhr erhebt sich Mister Ratherkent ächzend aus seinem Sessel, um das Fenster zu öffnen. Er hat es in den Beinen, und deshalb geht alles ein wenig langsamer.
    In zehn Minuten ist Büroschluß, und wie die meisten Beamten hält Jeremias Ratherkent viel von einem pünktlichen Feierabend. Auf der anderen Seite jedoch ist Mister Ratherkent nur einmal in seinen zweiundvierzig Dienstjahren zu spät gekommen. Das war an dem Tag, als sich ein Schäferhund aus unerfindlichen Gründen in seinem hinteren Hosenteil verbissen hatte und zu guter Letzt mit einem nicht unbeträchtlichen Beutestück das Weite suchte.
    Seit diesem Tag macht Jeremias Ratherkent um jeden Schäferhund einen weiten Bogen.
    Es ist inzwischen fünf Minuten vor sechzehn Uhr geworden. Der Standesbeamte sammelt seine Stifte und Akten zusammen. Da klingelt das Telefon.
    Ratherkent blickt mißtrauisch auf den Apparat. Doch dann siegt sein Pflichtbewußtsein. Schließlich ist es noch nicht sechzehn Uhr.
    „Ratherkent“, meldet er sich höflich.
    „Rauchen Sie Zigarren, Zigaretten oder Pfeife?“ fragt eine Stimme am anderen Ende todernst.
    Jeremias glaubt zuerst, einem Irrtum zum Opfer gefallen zu sein. Er schüttelt den Hörer in seiner Hand, als wolle er feststellen, ob vielleicht etwas lose darin
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