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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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eigentlich nicht klopfen sollte. Im Bauch, in den Händen, und am meisten im Hals.
    Er, Dicki Miller, wird dabeisein, wenn man die vielgejagte Diamantendiebin stellt. Ein unvorstellbarer Gedanke. Das Schlimme ist nur, daß er seinen Freunden in der Schule nichts davon sagen darf. Sein Nebensitzer Ronnie und der dünne David würden vor Neid erblassen. Im Geist sieht er sich auf dem Katheder stehen und mit lässigen Gesten von seinen Abenteuern erzählen. Vielleicht würde dann sogar Miß Carter, seine Lehrerin , ,Sie’ zu ihm sagen. Dicki kichert still in sich hinein... Und er dürfte sie Agathe nennen...
    Aber hatte ihm Perry nicht schon damals nach der Geschichte mit dem Baron Kandarsky und dem geheimnisvollen Würfel verboten, darüber zu sprechen...? Es ist zum Auswachsen mit den Erwachsenen. Da hilft man ihnen nun, und zum Dank muß man auch noch die Klappe halten. Dicki sieht zur Uhr.
    Fünf Minuten nach siebzehn Uhr.
    „Kann ich noch eine Tasse Kakao haben, Miß?“
    „Nein, mein Freund!“
    Erschrocken fährt Dicki herum... Perry Clifton nickt ihm freundlich zu: „Es ist Zeit, Dicki.“
    Rasch springt Dicki auf. „Ich habe sechs Kakao getrunken“, bereitet er seinen Freund auf die Rechnung vor.
    „Was, sechs Tassen Kakao? Du lieber Himmel, wir sind doch nicht in der Wüste.“
    Die Bedienung ist näher getreten. Mit ernstem Gesicht sagt sie zu Perry: „Das ist noch gar nichts. Er kann zwanzig Tassen trinken.“
    Dicki überlegt: Soll er sich in ein Mauseloch verkriechen — oder soll er bei seiner Behauptung bleiben? Aber der Gedanke daran, daß ihm Perry womöglich die restlichen vierzehn Tassen servieren läßt, verursacht ihm ein Schütteln.
    „Na ja, zehn, vielleicht“, schwächt er seine Übertreibung von vorhin ab und verschwindet durch die Tür.
    Perry zahlt und geht ihm nach.
    Still steigen sie in den Wagen.
    Das letzte Kapitel kann beginnen.

    Der Regen hat aufgehört. Die Luft ist feucht und kalt. Es herrscht nur wenig Verkehr in der Wingert-Street, als Perry seinen Morris in die schmale Toreinfahrt lenkt. Vorbei an Gerümpel und Müll.
    Als sie aussteigen, schaudert Dicki fröstelnd zusammen. Jocky steht schon vor der Tür des Wohnwagens und wedelt wie wild mit seinem dünnen Schwanz.
    Perry sieht auf seine Uhr.
    Siebzehn Uhr und dreißig Minuten. Er streicht Dicki noch einmal über die Haare.
    „Komm...“
    Er klopft zweimal.
    „Wer ist da?“
    „Perry Clifton!“
    „Kommen Sie herein, die Tür ist nicht verschlossen.“
    Jocky ist der erste, der schweifwedelnd im Inneren des Wohnwagens verschwindet. Sein glückliches Bellen ist sicher mehrere Straßen weit zu hören.
    Perry schiebt Dicki vor sich hin. Gewissenhaft schließt er hinter sich die Tür.
    Madame Porelli kniet auf dem Boden und versucht, sich der Begeisterung des Dackels zu erwehren.
    „Eigentlich wollte ich Sie schon fragen, Mister Clifton, ob Sie sich nicht gleich bei mir ein Bett aufstellen wollen...“
    „Und jetzt?“
    „Jetzt muß ich mich bei Ihnen bedanken... Es ist Ihnen also wirklich gelungen, meinen Jocky zu finden.“
    „Wie Sie sehen!“
    „Ihre Schwester hat ihn schwarz gefärbt, aber die Farbe geht ganz leicht ab“, ruft ihr Dicki zu, der sich mit ihr freut.
    „Ich sehe es“, nickt Madame Porelli und zeigt Dicki ihre Hände.
    „Darf ich Ihnen einen Whisky anbieten, Mister Clifton?“ Madame Porellis Stimme ist voller Glück. Mit strahlenden Augen richtet sie sich auf.
    „Nein, danke... zu so später Stunde trinke ich nie.“
    „Werden Sie jetzt wieder im Zirkus auftreten, Madame Porelli?“ erkundigt sich Dicki und hockt sich auf das marokkanische Sitzkissen, auf dem er schon bei seinem ersten Besuch Platz genommen hatte.
    „Vielleicht... vielleicht auch nicht... Ich hätte Lust, mit Jocky zu verreisen...“
    Perry steht noch immer schweigend in der Mitte des Wohnwagens.
    „Wo haben Sie denn meinen Jocky aufgespürt?“ Wieder ist es Dicki, der die Beantwortung der Frage übernimmt:
    „In einer Gartenhütte... aber das ist noch nicht alles“, sprudelt er in grenzenloser Begeisterung hervor... „Wir werden heute auch noch Ihre Schwester fangen.“
    Madame Porelli blickt fragend auf Perry Clifton.
    „Ist das wahr, Mister Clifton?“
    „Stimmt. Ihr Hinweis auf Ihre Zwillingsschwester war unbezahlbar...“
    „Und wo steckt meine Schwester?“
    Perrys Stimme hat jede Verbindlichkeit verloren.
    „Immer der Reihe nach. Ich habe gestern einige sehr interessante Fahrten und Besuche
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