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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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habe gesagt viermal falten. Du machst ja einen Fußball aus meinem Hemd.“
    Er nimmt Dicki das Hemd aus der Hand und beginnt es selbst zu legen. Dicki setzt sich auf einen Stuhl.
    „Wirklich nur für zwei Tage?“
    Es knackt zweimal. Der Koffer ist zu.
    Perry geht zu seinem Schreibtisch und angelt nach einem Zettel.
    „Hier lies, mein Sohn.“
    Dicki hat den Zettel sofort erkannt.
    Es ist ein Telegramm. Voller Neugier macht er sich an die Entzifferung des Textes.

    Ich habe es leider versäumt, Ihnen rechtzeitig mitzuteilen, daß Ihr Onkel, Mister Albert Tusel, am 23. dieses Monats verstorben ist. Es wäre mir recht, wenn Sie zum Begräbnis am 26. hier erscheinen würden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen ein paar Kleinigkeiten aus dem Nachlaß Ihres Onkels übergeben. Sie können für die Dauer Ihres Aufenthaltes bei mir wohnen. PAUL COOL, Rechtsanwalt.

    Dicki ist überwältigt.
    „Sie haben eine Erbschaft gemacht ..
    Behutsam trägt er die Depesche zum Schreibtisch zurück. Doch ganz plötzlich kommt ihm ein schrecklicher Verdacht.
    ,Wenn Perry jetzt viel Geld erbt, wird er sicher von hier fortziehen. Hat er es nicht schon immer gesagt: Das Haus ist eine Schande für jeden Menschen mit Kultur.’ Genauso hat er gesagt.
    Dicki überfällt Verzweiflung. Am liebsten würde er jetzt heulen. Da hörte er Perry.
    „Wird halb so schlimm sein, Dicki. Die Erbschaft wird aus ein paar abgetragenen Sachen, ein paar Pfeifenstielen und einer Menge vertrockneter Topfpflanzen bestehen.“
    Dicki schöpft neue Hoffnung, und ein wenig zu freudig fragt er:
    „Sie glauben nicht, daß er Ihnen einen Sack Geld vererbt hat?“
    Perry lacht laut.
    „Das hat er bestimmt nicht...“, doch da stutzt er, „... sag mal, Dicki, das klang ja eben, als wärst du darüber froh?“ Dicki nickt verschmitzt.
    „Das bin ich auch, Mister Clifton.“
    „Und warum?“
    „Weil Sie immer gesagt haben, daß Sie hier wegziehen würden, wenn Sie einmal viel Geld hätten.“
    „Du bist mir ein schöner Freund. Gönnst deinem besten Freund nicht mal eine Erbschaft.“
    Perry greift nach seinem Mantel, setzt seinen Hut auf, greift sich seinen Koffer und streckt Dicki die Hand hin: „Also, Dicki, bis morgen abend . Drück mir den Daumen.“
    Dicki schüttelt Perry fest die Hand und sagt ein wenig vorwurfsvoll:
    „Sind Sie denn gar nicht traurig, daß Ihr Onkel gestorben ist?“ Für einen Augenblick huscht ein Schatten über Perrys Gesicht. Doch dann lächelt er wieder:
    „Onkel Albert muß schon sehr alt gewesen sein, Dicki. Als ich ihn das letzte Mal sah, war ich so alt wie du heute. Und das ist schon fast zwanzig Jahre her. In meiner Erinnerung war er damals schon mächtig alt. Also — bis morgen...“

    Eine halbe Stunde nach Mitternacht trifft der Zug fahrplanmäßig in Ipswich ein. Perry hat ein wenig geschlafen und fühlt sich trotz der vorgerückten Zeit verhältnismäßig frisch. Obgleich er seine Ankunft telegrafisch mitgeteilt hat, erwartet er zu dieser späten Stunde niemand am Bahnhof.
    Nicht viele Leute haben den Zug in Ipswich verlassen, deshalb ist Perry verwundert, nur ein Taxi auf dem Vorplatz zu entdecken. Gemächlich schlendert er darauf zu.
    Der Taxichauffeur scheint sich gerade ein wenig von innen zu besehen, denn ein leichtes Pfeifen deutet auf ein Nickerchen hin. Perry tippt ihn sanft durch das offene Fenster an. Erschrocken zuckt der Schläfer zusammen.
    „Sind Sie frei?“
    „Bitte, Sir...“
    Eilfertig springt er heraus und reißt die Tür zum Fond auf. Dabei beteuert er eifrig...
    „Entschuldigen Sie bitte, Sir, daß ich ein bißchen...“ den Rest verschluckt er. Vielleicht denkt er, daß Perry schon weiß, wofür er sich entschuldigen will.
    „Fahren Sie mich bitte zur Duncers Road 112.“
    „Bitte, Sir...“
    Fünf, sechs Minuten sind vergangen. Sicher lenkt der Fahrer den Wagen durch die stillen Straßen. Nur wenige Fußgänger sind unterwegs.
    Ab und zu huscht das Licht entgegenkommender Fahrzeuge vorüber und erhellt für Sekunden das Wageninnere.
    Perry hat sich zurückgelegt und genießt das sanfte Dahingleiten. Doch plötzlich reißt es ihn nach vorn.
    Der Wagen hat scharf abgebremst. Perry Clifton blickt angestrengt durch die Scheiben, kann aber auf keiner Seite ein Haus entdecken.
    Während zur Rechten die ausgedehnten Felder einer Sportanlage liegen, gewahrt er zur Linken der Fahrbahn das Durcheinander einer Baustelle.
    Der Chauffeur hat das Licht im Wageninneren eingeschaltet.
    Als er sich
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