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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily
Autoren: Jude Deveraux
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Sie diese Informationen?«, fauchte sie, entschuldigte sich aber sofort. »Tut mir Leid, es war eine lange Nacht für mich.«
    »Es war für uns alle eine lange Nacht«, erwiderte der Arzt und machte ihr damit klar, dass er normalerweise keine Patienten um zwei Uhr an einem Samstagmorgen behandelte. »Die Informationen stammen aus seinem Führerschein«, beantwortete er ihre Frage. »Dort haben wir alle Angaben gefunden, die wir brauchen. Aber jetzt würde ich wirklich gern nach Hause gehen und noch ein wenig schlafen. Die ersten Patienten kommen schon um acht Uhr in die Klinik. Ich schlage vor, dass Sie Mr. Chamberlain in die Klinik nach Asheville bringen, wenn Sie wünschen, dass er noch einmal untersucht wird. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht...«, endete er vielsagend.
    Emily zögerte. Am liebsten hätte sie noch einmal beharrlich daraufhingewiesen, dass dieser Mann wenigstens eine leichte Verletzung davongetragen haben musste.
    Aber der Arzt zog die Augenbrauen hoch, und das genügte, um sie zum Schweigen zu bringen. Er war der Ansicht, dass sie ihn aus dem Bett geholt hatte, damit er seine Zeit mit einem kerngesunden Mann verschwendete.
    Aber Emily wusste, dass sie diesen Chamberlain mit einer solchen Wucht angefahren hatte, dass er zehn Meter weit geschleudert worden war. »Danke«, brachte sie heraus, dann ging sie langsam aus dem Büro in den Warteraum.
    Sie hatte damit gerechnet, dass der Verrückte dort saß und auf sie wartete, aber es war keine Spur von ihm zu sehen. Sie atmete erleichtert auf. Wieso konnte man Geisteskrankheiten nicht sehen wie eine Narbe oder ein Muttermal?, überlegte sie. Manchmal muss man einen Menschen jahrelang kennen, bis man merkt, dass er verrückt ist.
    Als Emily zur Eingangstür kam, fühlte sie sich bereits ein wenig entspannter. Was ging bloß in ihr vor? Der Mann war von einem Auto angefahren worden! Es war unmöglich vorherzusehen, was ein Mensch sagt oder tut, wenn er gerade zehn Meter weit eine Böschung hinuntergeschleudert wurde. Vielleicht hatte sie ihn falsch verstanden, und er hatte in Wirklichkeit gesagt, dass ihn ein Schutzengel vor Schlimmerem bewahrt hätte. Ja, natürlich, dachte sie lächelnd. An Schutzengel zu glauben war in letzter Zeit groß in Mode. Einen zu haben hieß, dass man persönlich von himmlischen Kräften bewacht wurde. Ein Schutzengel vermittelte einer Person, etwas ganz Besonderes zu sein.
    Dieser Gedanke beschäftigte sie so sehr, dass sie den Mann nicht sah, ehe sie im Auto saß und ihren Sicherheitsgurt anlegte.
    »Jetzt verstehe ich, warum Sterbliche so viel schlafen«, sagte er und gähnte, dass die Kieferknochen knackten. Emily fuhr erschrocken zusammen. Er saß seelenruhig auf dem Beifahrersitz.
    »Was haben Sie in meinem Wagen zu suchen?« Sie schrie beinahe.
    »Ich habe auf Sie gewartet«, erklärte er, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »Wie sind Sie hereingekommen? Das Auto war verschlossen und...« Sie winkte ab, als er den Mund aufmachte und setzte hinzu: »Wenn Sie mir jetzt erzählen, dass Sie ein Engel sind und alle Türen öffnen können, dann ...« Sie war noch nie gut darin gewesen, anderen zu drohen. Statt den Satz zu beenden, öffnete sie die Tür, um auszusteigen. »Emily«, sagte er und hielt sie am Arm zurück.
    Sie riss sich los. »Nehmen Sie Ihre Hände von mir!« Sie atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. »Hören Sie, ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie wollen, aber ich möchte, dass Sie aus meinem Wagen steigen und dorthin verschwinden, wo Sie hergekommen sind. Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie angefahren habe, aber der Arzt sagt, dass Ihnen nichts fehlt, also können Sie nach Hause gehen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    Er gähnte wieder ausgiebig. >>Dies ist nicht Ihre Stadt, oder? Haben Sie eines dieser ... mmm ... wie nennt ihr so was? Einen Ort, an dem Sie die Nacht verbringen.«
    »Ein Hotelzimmer?«
    »Ja«, bestätigte er und sah sie bewundernd an, als wäre sie ein Genie. »Haben Sie ein Hotelzimmer, in dem wir bleiben können?«
    »Wir?«, wiederholte sie. Sie konnte ihre Wut kaum noch im Zaum halten. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm, sie wollte ihn nur noch loswerden.
    Er legte den Kopf an die Nackenstütze und lächelte. »Ich kann Ihre Gedanken lesen, Emily. Sie denken an Sex. Wieso haben die Sterblichen so oft Sex im Kopf? Wenn sich die Menschen doch nur ein wenig Selbstbeherrschung auferlegen würden ...»
    »Raus!«, kreischte sie.
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