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Ein Engel fuer Emily

Titel: Ein Engel fuer Emily
Autoren: Jude Deveraux
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entsetzliche Erniedrigung verwandelt und sie dazu gebracht, einen Mann anzufahren.
    Einen Mann, der behauptete, ihr Schutzengel zu sein.
    »Sie sind ein Engel?«, fragte sie und löste sich aus seiner Umarmung. »Wo sind dann Ihre Flügel?« Sie wusste nicht, ob sie lachen oder entsetzt die Flucht ergreifen sollte.
    »Engel haben nicht wirklich Flügel. Das haben die Sterblichen erfunden. Allerdings erscheinen wir euch manchmal mit Flügeln, damit ihr uns erkennt, aber wir haben niemals Flügel, wenn wir in menschliche Körper schlüpfen.«
    »Ah, ich verstehe«, erwiderte sie lächelnd und wich ein paar Schritte von dem Verrückten zurück. »Hören Sie, soweit ich sehe, sind Sie nicht verletzt, und ich nehme an, Sie können von hier wegfliegen - das heißt, wenn Sie sich dazu entschließen können, Ihre Flügel anzulegen.« Sie machte sich daran, den Hügel hinauf zu ihrem Wagen zu klettern, was mit dem bodenlangen Kleid und den hochhackigen Schuhen kein leichtes Unterfangen war.
    »Also, äh, diese Sterbliche macht sich jetzt davon.«
    Er holte sie am Straßenrand wieder ein und umfasste sie erneut.
    Das reicht, dachte sie und wirbelte zu ihm herum. »Hören Sie, Mister, wer oder was immer Sie auch sein mögen, nehmen Sie die Hände von mir.« Damit marschierte sie zur Fahrerseite und stieg ein. Sobald sie saß, sah sie ihn im Scheinwerferlicht stehen. Für jemanden, der gerade von einem Auto angefahren wurde, konnte er sich erstaunlich schnell bewegen.
    Als sie die Wagentür zuschlug, konnte sie ihn einen Moment lang deutlich sehen. Er war groß und breitschultrig und hatte üppige, schwarze Locken. Seine Wimpern waren so dicht und lang, dass sich Emily fragte, ob er überhaupt etwas sehen konnte. Seine Kleider waren dunkel und schienen fleckig zu sein, doch Emily hatte nicht vor zu bleiben und herauszufinden, was für Flecken das waren. Der Motor lief noch, also waren keine Stunden, wie es Emily erschienen war, sondern nur ein paar Minuten seit dem Unfall vergangen. Sie wollte um den Irren herumfahren, aber in dem Augenblick, in dem sie das Lenkrad umfasste, sank er vor ihren Augen zu Boden und blieb wie tot im Scheinwerferlicht liegen.
    Emily sprang leise fluchend aus dem Wagen, half ihm aufzustehen und stützte ihn. »Kommen Sie, ich bringe Sie in ein Krankenhaus.« Sie seufzte matt.
    Er lehnte sich an sie. Obwohl er gerade eine steile Böschung heraufgelaufen war, machte er jetzt einen erbärmlich hilflosen Eindruck.
    »Ich wusste, dass Sie mich nicht allein zurücklassen können«, sagte er mit einem Lächeln. »Sie hatten immer schon eine Schwäche für verwundete Männer.«
    Sie half ihm auf den Beifahrersitz, befestigte den Sicherheitsgurt und setzte sich hinters Steuer, erst dann dachte sie über seine Worte nach. Eine Schwäche? Na klar, der Typ ist ein Schwachkopf, ein Irrer.
    Sie fuhr mit einem Verrückten an ihrer Seite in den kleinen Gebirgsort, in dem sie in dem romantischsten Gasthof der Welt ein Zimmer gebucht hatte. Ab heute würde sie jeden auslachen, der ihr weismachen wollte, er hätte schon ein schlimmeres Wochenende erlebt als sie. Ja, dachte sie, sie hatte tatsächlich eine Schwäche für Kranke!
    »Ich kann keine Verletzung feststellen«, sagte der junge Arzt zu Emily. »Kein Kratzer, nicht einmal ein blauer Fleck. Sind Sie sicher, dass Sie ihn überhaupt angefahren haben?«
    »Ein solches Geräusch vergisst man nie«, entgegnete sie und nahm ihm gegenüber vor dem Schreibtisch Platz. Es war zwei Uhr morgens, ihr neues Kleid hatte Risse, sie war schmutzig und müde und wollte nichts weiter, als sich in einem Bett verkriechen und diesen furchtbaren Tag vergessen.
    »Also, entweder Sie beide hatten großes Glück oder ...«
    Er brauchte es nicht auszusprechen, sie sah ihm an, dass er dachte, sie beide könnten zu viel getrunken oder irgendetwas geschnupft haben. Was für Drogen nahmen Engel? Gab es nicht ein Zeug, das Engelsstaub hieß? Oder verwechselte sie das mit dem Engelshaar, das man an Christbäume hängte?
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Miss Todd?« Der junge Arzt musterte sie eingehend.
    »Was ist mit seinem Gerede, dass er ein Engel ist und so ...?«, versetzte sie scharf. Sie war hier nicht der Patient.
    Der Doktor blinzelte sie erstaunt an, dann starrte er auf sein Klemmbrett mit dem Krankenblatt. »Er heißt Michael Chamberlain, ist fünfunddreißig Jahre alt, geboren in New York, eins fünfundachtzig groß, 75 Kilo schwer, hat schwarzes Haar, braune ...«
    »Woher haben
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