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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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bist.«
    »Wie wird man zum Ex-Mörder?«, fragte Robyn.
    »Was?«
    »Also was ist der Unterschied zwischen einem Ex-Mörder und einem Mörder?«
    Robyn traf immer ins Schwarze.
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte Kevin.
    »Und zwar?«
    »Kennst du wirklich jemanden, der dort unten war?«
    »Räumen wir endlich den Landrover aus.«
    Das taten wir, setzten uns dann hin, lehnten uns an die Rucksäcke, bewunderten die Aussicht und den blauen Himmel und kauten Huhn mit Salat. Fis Rucksack war genau in meinem Blickfeld, und je länger ich ihn ansah, desto deutlicher wurde mir bewusst, wie geschwollen er aussah.
    »Fi«, fragte ich schließlich, »was hast du in deinem Rucksack?«
    Sie richtete sich erschrocken auf. »Was meinst du damit? Kleidung und anderes Zeug. Das Gleiche wie alle anderen.«
    »Was für Kleidung genau?«
    »Was mir Corrie gesagt hat. Shirts. Pullover. Handschuhe, Socken, Unterwäsche, Handtuch.«
    »Und was noch? Das kann nicht alles sein.«
    Sie wurde verlegen.
    »Ein Pyjama.«
    »Oh, Fi!«
    »Morgenmantel.«
    »Morgenmantel? Fi!«
    »Man kann nie wissen, wen man trifft.«
    »Was noch?«
    »Ich sage nichts mehr. Ihr werdet mich auslachen.«
    »Wir müssen noch die Vorräte in den Rucksäcken verstauen. Und sie dann weiß Gott wie weit tragen.«
    Wir bildeten ein Sechserkomitee, um Fis Rucksack zu reorganisieren. Fi war nicht Mitglied des Komitees. Danach verteilten wir die Vorräte, die Corrie und ich so sorgfältig eingekauft hatten. Anscheinend war ein ganzer Berg vorhanden, aber wir waren sieben und hatten vor, fünf Tage wegzubleiben. Sosehr wir uns auch bemühten, wir brachten nicht alles unter. Etliche der sperrigen Dinge waren ein großes Problem. Schließlich entschlossen wir uns, einige harte Entscheidungen zu treffen – zwischen den Vollkornkeksen und den Marshmallows, dem Gesundheitsbrot und den Doughnuts, dem Müsli und den Kartoffelchips. Ich schäme mich zu gestehen, wie wir bei einzelnen Posten entschieden, aber dann dachten wir vernünftig und erklärten: »Vielleicht entfernen wir uns nicht weit vom Landrover, so dass wir jederzeit zurückkommen und uns etwas holen können.«
    Gegen fünf Uhr setzten wir uns in Bewegung; die Rucksäcke auf unseren Schultern sahen wie riesige Auswüchse, wie seltsame Höcker aus. Wir gingen zunächst am Kamm entlang; Robyn führte, Kevin und Corrie blieben ziemlich weit zurück, unterhielten sich leise und gingen mehr ineinander auf als in der Landschaft. Der Boden war hart und trocken; obwohl der Tailors Stitch gerade verläuft, war der Weg über ihn gewunden und verschwand zeitweise. Aber er war leicht zu begehen und die Sonne stand noch hoch am Himmel. Jeder von uns trug drei volle Wasserflaschen, wodurch die Rucksäcke viel schwerer wurden – sie würden trotzdem nicht lange reichen. Wir verließen uns darauf, dass wir in der Hölle Wasser finden würden – vorausgesetzt, wir schafften es überhaupt bis dorthin. Wenn nicht, würden wir am nächsten Morgen zum Landrover zurückkehren und uns Wasser holen. Falls unser Vorrat nicht reichte, würden wir die paar Kilometer zu der Quelle fahren, bei der ich oft mit Mum und Dad gecampt hatte.
    Ich ging neben Lee und wir sprachen über Horrorfilme. Er war ein Fachmann auf dem Gebiet: Anscheinend hatte er Tausende gesehen. Das überraschte mich, weil ich vor allem sein Klavier und seine Geige schätzte, was eigentlich nicht zu Horrorfilmen passt. Er erzählte mir, dass er sich die Filme spätnachts ansah, wenn er nicht schlafen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass er ziemlich einsam war.
    Von oben sahen die Satansstufen genauso wild und gefährlich aus wie aus der Entfernung. Wir blieben stehen, betrachteten alles und warteten darauf, dass uns Kevin und Corrie einholten.
    »Hm«, sagte Homer. »Interessant.«
    Das war der kürzeste Satz, den ich je von ihm gehört hatte.
    »Es muss eine Möglichkeit geben«, sagte Corrie, die genau in diesem Augenblick eintraf.
    »Als wir Kinder waren«, sagte ich, »behaupteten wir, dass das dort drüben links wie ein Weg aussieht. Wir sagten uns immer, dass es der Weg des Einsiedlers war. Wir machten einander Angst, weil wir uns einbildeten, dass er jeden Augenblick auftauchen würde.«
    »Er war vermutlich ein netter, missverstandener Mann«, sagte Fi.
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Angeblich hat er seine Frau und sein Kind ermordet.«
    »Ich glaube jedenfalls nicht, dass es ein Weg ist«, sagte Corrie. »Nur eine Verwerfung im Felsen.«
    Wir standen lange
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