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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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dort und betrachteten die Schlucht, als könnten unsere Blicke in dem Wirrwarr einen Weg erscheinen lassen. Homer ging ein Stück an der Böschung entlang. »Ich glaube, wir könnten den ersten Felsblock schaffen«, rief er uns zu. »Diese Felsbank auf der anderen Seite scheint beinahe bis zum Boden der Schlucht zu führen.«
    Wir gingen zu ihm. Es sah tatsächlich aus, als wäre es möglich.
    »Was ist, wenn wir hinunterklettern und dann nicht weiterkönnen?«, fragte Fi.
    »Dann klettern wir wieder hinauf und versuchen es an einer anderen Stelle«, sagte Robyn.
    »Und wenn wir nicht wieder hinaufklettern können?«
    »Was hinuntergeht, muss hinaufkommen«, sagte Homer und bewies damit, wie aufmerksam er während des Unterrichts in Naturgeschichte gewesen war.
    »Versuchen wir's«, sagte Corrie überraschend entschlossen. Ich war froh. Ich wollte die anderen nicht zu sehr drängen, aber ich wusste, dass der Erfolg oder das Versagen dieser Expedition von mir – oder zumindest von Corrie und mir – abhing. Wir hatten sie dazu überredet mitzukommen, wir hatten ihnen ein tolles Erlebnis versprochen und es war unsere Idee gewesen, uns in die Hölle zu stürzen. Wenn wir kläglich versagten, würde ich mich schrecklich fühlen. Es wäre genauso, als würde ich eine Party geben und dann den ganzen Abend Mums Lieblingsschlager aus uralten Fernsehshows spielen.
    Sie waren zumindest bereit, es mit der ersten Satansstufe zu versuchen. Aber sogar die war schwierig. Wir mussten in ein Gewirr von alten Baumstämmen und Brombeerhecken springen und dann die schräge, narbenbedeckte Fläche des Felsens hinaufklettern. Was uns ebenfalls etliche Narben eintrug. Es wurde reichlich geflucht und geschwitzt, wir zogen die einen hinauf und hielten uns an den Rucksäcken der anderen fest, bis wir endlich alle oben standen und auf Homers Felsbank hinuntersahen.
    »Wenn alle so schwierig sind wie diese ...«, keuchte Fi; sie musste den Satz nicht beenden.
    »Da drüben«, sagte Homer. Er ging auf Knie und Hände, wandte sich uns zu und glitt dann rückwärts über die Kante.
    »Tatsächlich?«, sagte Fi.
    »Kein Grund zur Besorgnis«, rief der unsichtbare Homer.
    Es gab einen Grund, besorgt zu sein, und das war die Frage, wie wir wieder hinaufkommen sollten. Aber niemand erwähnte es, also tat ich es auch nicht. Uns hatte wahrscheinlich die Abenteuerlust gepackt. Robyn folgte Homer; dann ließ sich Kevin mühsam und stöhnend vorsichtig hinuntergleiten. Die Nächste war ich; ich kratzte mir ein wenig die Hand auf. Es war nicht einfach, weil die schweren Rucksäcke uns nach hinten zogen. Als ich hinunterkam, sprangen Homer und Robyn bereits von der Felsbank hinunter und kämpften sich durch das Gebüsch, um den zweiten riesigen Granitblock zu begutachten.
    »Die andere Seite sieht besser aus«, sagte Lee. Ich folgte ihm um die Kante herum und wir prüften die Möglichkeiten. Es sah sehr schwierig aus. Beide Seiten des Felsens fielen trotz der Büsche und Gräser, die aus den Spalten wuchsen, jäh ab und der Felsen selbst war steil und hoch. Unsere einzige Hoffnung war ein alter, umgestürzter Baumstamm, der in die Schatten und das Unterholz verschwand, aber wenigstens in die richtige Richtung zeigte.
    »Das ist unser Weg«, sagte ich.
    »Hmmm«, sagte Homer, der neben uns auftauchte.
    Ich setzte mich rittlings auf den Baumstamm und begann langsam hinunterzugleiten.
    »Sie mag es, was?«, sagte Kevin. Ich grinste, als ich hörte, wie Corries Hand auf irgendeinem Teil von Kevins nacktem Fleisch landete. Der Baumstamm war morsch und feucht, hielt aber. Er war überraschend lang und mir wurde klar, dass er mich unter die Vorderseite des Felsens brachte. Als ich zu dem dünneren, verfaulteren Ende des Baumes kam, begannen große schwarze Käfer, Asseln und Ohrwürmer zwischen meinen Beinen hervorzukriechen. Ich grinste wieder und hoffte, dass ich alle verjagt hatte, bevor Fi mir hierher folgte.
    Als ich aufstand, stellte ich fest, dass ich mich unter einem vegetationslosen Überhang befand, jedoch vor einem Dickicht aus Bäumen stand, das den nächsten riesigen Felsblock beinahe verbarg. Wir würden uns zwar einen Weg durch das Dickicht bahnen können und dabei zweifellos neue Kratzer abbekommen, aber nichts garantierte uns, dass wir um oder unter oder über den Granitblock klettern konnten. Ich bewegte mich seitwärts, lugte durch das Dickicht und suchte nach Möglichkeiten, während die anderen allmählich nachkamen. Fi war die Vierte; sie war
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