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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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und höchstens acht. Denn Mum und Dad nahmen an, dass bei einer größeren Teilnehmerzahl die Chance für eine Orgie geringer wäre. Sie gaben natürlich nicht zu, dass das der Grund war – sie behaupteten, es hinge mit der Sicherheit zusammen –, aber ich kenne sie zu gut.
    Und ich habe bewusst kenne und nicht kannte geschrieben – ich möchte nicht, dass das verwechselt wird.
    Wir mussten versprechen, weder Alkohol noch Zigaretten mitzunehmen, und wir mussten versprechen, dass die Jungs es auch nicht tun würden. Ich frage mich immer wieder, warum die Erwachsenen das Erwachsenwerden zu einem so komplizierten Vorgang machen. Sie erwarten, dass wir ständig eine Gelegenheit suchen, etwas Verrücktes anzustellen. Manchmal bringen sie uns sogar auf eine Idee. Wir hätten von uns aus weder Alkohol noch Zigaretten mitgenommen. Auch weil sie zu teuer sind – nach Weihnachten waren wir ohnehin alle pleite. Das Komische daran ist, dass wir nie etwas Verrücktes anstellten, wenn unsere Eltern es von uns dachten, und dass wir für gewöhnlich etwas im Schilde führten, wenn sie uns für unschuldig hielten. Sie kümmerten sich zum Beispiel nie um die Proben für die Theateraufführung der Schule, doch ich war dabei die ganze Zeit mit Steve zusammen; wir öffneten einander gegenseitig alle Knöpfe und Schnallen und schlossen sie fieberhaft wieder, wenn Mr Kassar zu brüllen anfing: »Steve, Ellie! Sind die schon wieder dabei? Ich brauche ein Brecheisen!«
    Ein sehr humorvoller Mann, dieser Mr Kassar.
    Schließlich hatten wir eine Liste von acht Personen zusammengestellt – uns inbegriffen. Elliot luden wir nicht ein, weil er so faul ist, und Meriam auch nicht, weil sie bei Fis Eltern Arbeitspraxis machte. Fünf Minuten nachdem wir die Liste zusammengestellt hatten, erschien Chris Lang – einer der Jungs von der Liste – mit seinem Vater bei uns. Wir fragten sofort. Mr Lang ist sehr groß und trägt immer eine Krawatte, ganz gleich, wo er ist und was er tut. Ich finde ihn schwerfällig und ernst. Chris behauptet, dass sein Vater seit seiner Geburt auf dem Pfad der Tugend wandelt, was ihn genau beschreibt. Wenn sein Vater in der Nähe ist, verhält Chris sich sehr ruhig. Wir fragten ihn, während sie an unserem Küchentisch saßen und Mums Dattel-Teegebäck verschlangen: doch gleich sein erster Satz haute uns um. Es stellte sich heraus, dass Mr und Mrs Lang eine Überseereise unternahmen, und obwohl sie einen Arbeiter hatten, musste Chris zu Hause bleiben und ein Auge auf das Ganze haben. Das war ein schlechter Anfang für unsere Pläne.
    Am nächsten Tag stieg ich dennoch aufs Fahrrad und fuhr durch die Koppeln zu Homer. Normalerweise fahre ich auf der Straße, aber Mum war wegen des neuen Polizisten in Wirrawee etwas besorgt, denn er hatte überall Strafzettel verteilt. In seiner ersten Woche in der Stadt hatte er der Frau des Richters einen Strafzettel verpasst, weil sie nicht angeschnallt war. Jetzt waren alle vorsichtig, bis der Kerl gezähmt war.
    Ich fand Homer unten am Bach, wo er ein Ventil musterte, das er gereinigt hatte. Als ich ankam, hielt er es gerade hoch und überprüfte optimistisch, ob es tropfte. »Sieh dir das an«, sagte er, als ich abstieg. »Dicht wie eine Trommel.«
    »Was war das Problem?«
    »Weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es vor drei Minuten noch leck war und es jetzt nicht mehr ist. Das genügt mir.« Ich griff nach dem Rohr und hielt es fest, während er das Ventil wieder einschraubte. »Ich hasse Pumpen«, sagte er. »Wenn Papa abkratzt, werde ich in allen Koppeln Dämme bauen.«
    »Gut. Du kannst mein Erdbewegungsunternehmen dafür anheuern.«
    »Ach, ist das deine neueste Idee?« Er drückte auf die Muskeln an meinem rechten Oberarm. »Wenn du so weitermachst, wirst du die Dämme händisch bauen.« Ich versetzte ihm einen plötzlichen Stoß, um ihn in den Bach zu werfen, aber er war zu stark. Ich sah zu, wie er das Rohr voll pumpte, und half ihm dann Eimer zur Pumpe hinaufzutragen, um sie anzulassen. Unterwegs erzählte ich ihm von unseren Plänen.
    »Mhm«, sagte er, »da komme ich mit. Ich würde zwar lieber an einen tropischen Badeort fahren und Cocktails trinken, in denen Schirmchen stecken, aber bis dahin reicht mir das auch.«
    Wir gingen zum Mittagessen zu ihm nach Hause und er fragte seine Eltern um die Erlaubnis, mit uns zu campen. »Ellie und ich fahren für einige Tage in den Busch«, verkündete er. Das war Homers Art, um Erlaubnis zu fragen. Seine Mutter reagierte
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