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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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den Leuten unterscheiden, mit denen ich normalerweise zusammen bin, desto neugieriger bin ich.
    »Also – wie steht's?«, fragte ich. Eine weitere lange Pause folgte. Stillschweigen ist mir unbehaglich, deshalb sprach ich weiter. »Willst du deine Eltern fragen?«
    »Nein, nein, mit denen werde ich fertig. Ja, ich komme mit.«
    »Du klingst nicht so, als wärst du scharf drauf.«
    »Natürlich bin ich scharf drauf! Ich habe gerade an die Probleme gedacht. Aber es ist prima, ich komme mit. Was soll ich mitbringen?«
    Als Letzte rief ich Robyn an.
    »Ach Ellie«, jammerte sie. »Es wäre großartig. Aber sie werden es mir nie erlauben.«
    »Komm schon, Robyn, du bist zäh. Setz sie unter Druck.«
    Sie seufzte. »Du weißt nicht, wie meine Eltern sind, Ellie.«
    »Frag sie trotzdem. Ich bleib dran.«
    »Okay.«
    Nach einigen Minuten hörte ich, wie der Hörer aufgenommen wurde, deshalb fragte ich: »Also, hast du sie rumgekriegt?«
    Unglücklicherweise antwortete mir Mr Mathers.
    »Nein, Ellie, sie hat uns nicht rumgekriegt.«
    »Ah, Mr Mathers!« Ich war verlegen, lachte aber gleichzeitig, weil ich wusste, dass ich Mr Mathers um den kleinen Finger wickeln konnte.
    »Um was geht es denn, Ellie?«
    »Ja also, wir finden, dass es für uns an der Zeit ist, Unabhängigkeit, Initiative und Ähnliches zu beweisen. Wir wollen einige Tage lang den Tailors Stitch entlangwandern, den Sex und die Laster von Wirrawee hinter uns lassen und reine, gesunde Bergluft atmen.«
    »Hmmm. Und keine Erwachsenen?«
    »Sie sind ebenfalls eingeladen, Mr Mathers, vorausgesetzt, sie sind unter dreißig, okay?«
    »Das ist eine Diskriminierung, Ellie.«
    Wir alberten etwa fünf Minuten lang herum, dann wurde er ernst. »Wir finden einfach, dass ihr Kids etwas zu jung seid, um allein im Busch herumzulaufen.«
    »Was haben Sie getan, Mr Mathers, als Sie so alt waren wie wir?«
    Er lachte. »Eins zu null für dich. Ich habe mich auf den Farmen in den Callamatta Downs herumgetrieben. Doch dann wurde ich klüger und band mir Kragen und Krawatte um.« Mr Mathers war Versicherungsagent.
    »Verglichen mit dem Herumtreiben in den Callamatta Downs ist das, was wir vorhaben, eine Kleinigkeit.«
    »Hmmm.«
    »Was ist das Schlimmste, was uns zustoßen kann? Jäger in Landrovern? Sie müssten durch unsere Farm kommen und Dad würde sie aufhalten. Buschfeuer? Es gibt dort so viele Steine, dass wir davor sicherer wären als zu Hause. Schlangenbisse? Jeder von uns weiß, wie man Schlangenbisse behandelt. Wir können uns nicht verirren, weil der Tailors Stitch wie eine Autobahn ist. Ich bin in dem Gebiet unterwegs, seit ich gehen kann.«
    »Hmmm.«
    »Wie wär's, wenn wir uns von Ihnen versichern lassen, Mr Mathers? Würden Sie dann Ja sagen? Abgemacht?«
    Robyn rief am nächsten Abend an und sagte, es wäre sogar ohne Versicherung abgemacht. Sie war aufgeregt und freute sich. Sie hatte ein langes Gespräch mit ihren Eltern geführt; das beste, das es je gegeben hatte, sagte sie. Unser Abenteuer war das größte, was sie ihr je zugetraut hatten, deshalb hoffte sie, dass alles in Ordnung gehen würde. »Ich hoffe so sehr, Ellie, dass es keine Katastrophen geben wird«, sagte sie immer wieder.
    Das Komische daran war: Die Mathers konnten ihrer Tochter absolut vertrauen. Aber offenbar hatten sie das noch nicht begriffen. Falls Robyn sie jemals vor ein Problem stellen sollte, würde es darin bestehen, dass sie zu spät zur Kirche kam. Und der Grund dafür würde wahrscheinlich sein, dass sie einem Pfadfinder über die Straße geholfen hatte.
    Die Dinge entwickelten sich weiterhin gut. Am Samstagvormittag waren Mum und ich in der Stadt, um einzukaufen, und trafen dort unerwartet Fi und ihre Mutter. Die beiden Mütter vertieften sich in ein Gespräch, während Fi und ich Tozers Schaufenster betrachteten und zu lauschen versuchten. Mum wirkte sehr beruhigend. »Sehr vernünftig«, hörte ich sie sagen. »Sie sind alle sehr vernünftig.« Zum Glück erwähnte sie Homers neuesten Streich nicht: Man hatte ihn dabei erwischt, wie er mit einem Lösungsmittel einen Strich über die Straße zog und ihn von seinem Versteck aus anzündete, sobald ein Auto daherkam. Er hatte es bereits ein halbes Dutzend Mal gemacht, als man ihn schnappte. Ich stellte mir lieber nicht vor, was für ein Schock es für die Autofahrer gewesen sein musste.
    Jedenfalls hatte Mum mit ihren Erklärungen bei Fis Mutter Erfolg und ich konnte das Fragezeichen neben Fis Namen durchstreichen. Zwar waren wir
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