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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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überhaupt nicht; sein Vater zog eine Augenbraue hoch, während er den Kaffee trank; aber sein Bruder George stellte jede Menge Fragen. Als ich ihm die Daten sagte, meinte er: »Was ist mit der Messe?«
    »Wir können nicht früher aufbrechen«, sagte ich. »Die Mackenzies scheren jetzt.«
    »Und wer wird die Stiere für die Messe zurechtmachen?«
    »Mit einem Föhn bist du einsame Klasse«, sagte Homer. »Ich habe dich an den Samstagabenden vor dem Spiegel beobachtet. Aber übertreib's nicht und schütte auch noch den Stieren Öl übers Fell.« Er wandte sich an mich: »Papa hat für George und seine Samstagabende eigens ein Fass mit einer Gallone Öl im Schuppen.«
    Da George nicht gerade wegen seines Sinns für Humor berühmt ist, sah ich auf meinen Teller und aß weiter.
    Homer machte also mit und Corrie rief am Abend an und sagte, dass Kevin ebenfalls mitkommen würde. »Er war gar nicht so scharf drauf«, sagte sie. »Wahrscheinlich wollte er lieber auf die Messe gehen. Aber er tut es mir zuliebe.«
    »Pfui Teufel, spuck und spei«, sagte ich. »Sag ihm, er soll auf die Messe gehen, wenn er unbedingt will. Es gibt jede Menge Jungs, die einen Mord begehen würden, um mitzukommen.«
    »Ja, aber sie sind alle unter zwölf«, seufzte Corrie. »Kevins jüngere Brüder würden liebend gern mitkommen. Aber die sind zu jung, sogar für dich.«
    »Und zu alt für dich«, antwortete ich grob.
    Nach dem Gespräch mit Corrie rief ich Fiona an und erzählte ihr von unserem Vorhaben. »Möchtest du mitkommen?«, fragte ich.
    »Oh!« Es klang verblüfft, als hätte ich nur zu ihrer Unterhaltung von dem Ausflug erzählt. »Donnerwetter! Willst du, dass ich mitkomme?«
    Ich machte mir nicht die Mühe, darauf zu antworten.
    »Donnerwetter!« Fi ist die einzige Person unter sechzig, die ich kenne, die Donnerwetter! sagt. »Wer kommt noch mit?«
    »Corrie und ich. Homer und Kevin. Und wir wollen auch Robyn und Lee fragen.»
    »Ich würde gern mitmachen. Warte eine Sekunde, ich werd mal fragen.«
    Ich wartete lange. Schließlich kam Fi mit einer langen Reihe Fragen zurück und gab meine Antworten an ihre Eltern im Hintergrund weiter. Nach etwa zehn Minuten verschwand sie wieder zu einer langen Diskussion, dann meldete sie sich endlich.
    »Sie sind schwierig«, seufzte sie. »Ich bin sicher, dass es in Ordnung gehen wird, aber meine Mutter will noch deine Mutter anrufen, um sicherzugehen. Tut mir leid.«
    »Reg dich ab. Ich mach ein Fragezeichen hinter deinem Namen und ruf dich am Wochenende wieder an. Okay?«
    Ich legte auf. Das Telefonieren wurde schwierig, weil mich der Fernseher anbrüllte. Mum hatte ihn voll aufgedreht, damit sie in der Küche die Nachrichten hören konnte. Ein zorniges Gesicht füllte den Bildschirm. Ich blieb stehen und sah einen Augenblick lang zu. »Wir haben einen Versager zum Außenminister«, schrie das Gesicht. »Er ist schwach, er ist feige, er ist ein neuer Neville Chamberlain. Er versteht die Menschen nicht, mit denen er es zu tun hat. Sie respektieren Stärke, nicht Schwäche!«
    »Glauben Sie, dass die Landesverteidigung ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung der Regierung ist?«, fragte der Interviewer.
    »Wichtig? Wichtig? Sie machen wohl Witze! Wissen Sie, was sie vom Verteidigungsbudget gestrichen haben?«
    Gott sei Dank bin ich das für eine Woche los, dachte ich.
    Ich ging in Dads Büro und rief Lee an. Es dauerte eine Weile, bis ich seiner Mutter erklärt hatte, dass ich mit ihrem Sohn sprechen wollte. Ihr Englisch ist nicht gerade umwerfend. Als Lee ans Telefon kam, wirkte er komisch, beinahe misstrauisch. Er reagierte auf alles, was ich sagte, langsam, als wäge er es ab. »Ich soll beim Gedenktags-Konzert mitspielen«, sagte er, als ich ihm das Datum nannte. Daraufhin trat Schweigen ein, das ich endlich brach.
    »Willst du also mitkommen?«
    Jetzt lachte er. »Es klingt lustiger als das Konzert.«
    Corrie war verblüfft gewesen, als ich sagte, ich würde auch Lee fragen. Wir kümmerten uns in der Schule kaum um ihn. Er wirkt sehr ernst, geht in seiner Musik auf, aber ich finde einfach, dass er interessant ist. Mir wurde plötzlich klar, dass wir nicht mehr lange die Schulbank drücken würden, und ich wollte nicht von der Schule abgehen, ohne Menschen wie Lee näher kennengelernt zu haben. In unserem Jahrgang gibt es Leute, die noch immer nicht die Namen aller Mitschüler kennen! Und dabei ist unsere Schule so klein. Manche Kids machen mich wirklich neugierig, und je mehr sie sich von
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