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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition)
Autoren: John Marsden
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sicherer. Außer einem Paket trockener Kekse, das Homer mitgebracht hatte, hatten wir nichts zu essen, aber wir waren lieber hungrig als lebende Schießscheiben auf freiem Feld.
    Während wir warteten, hatten wir endlich Gelegenheit, unsere Geschichten zu erzählen. Es war spannend, unsere Erlebnisse auszutauschen, und lenkte uns ein wenig von dem ständigen Brummen der Flugzeuge über unseren Köpfen ab. Ich erzählte zuerst, dann war Robyn an der Reihe. Sie war im Haus neben mir gewesen, von dem wir gedacht hatten, dass es ein eher unwichtiges Bürogebäude war.
    »Die Tür war abgesperrt. Ich wartete, bis die Wache um vier ging, dann schlug ich ein Fenster ein. Ich wollte möglichst leise sein, aber es war ziemlich hoch oben und plötzlich fiel die ganze Scheibe heraus und zerbrach im Inneren des Hauses. Der Lärm! Es war unglaublich. Zuerst geriet ich in Panik, aber dann dachte ich, ich hätte noch Zeit, und versuchte hineinzuklettern. An der Wand war eine Regenrinne, die sich in zwei Richtungen gabelte, also stieg ich darauf und streckte mich, um das Fensterbrett zu erreichen. Auf einmal ist das Rohr unter meinen Füßen gebrochen. Das machte sogar noch mehr Lärm als das Fenster. Tut mir leid, aber in dem Moment hat mich mein Mut verlassen. Ich bekam richtig Schüttelfrost und redete mir ein, dass die Zeit nicht reichen würde, um in das Haus zu kommen. Im Nachhinein denke ich, dass ich es wahrscheinlich geschafft hätte, aber der viele Lärm hat mich fast um den Verstand gebracht. Dann bemerkte ich, dass jede Menge Wasser aus dem gebrochenen Rohr kam. Es war, als hätte sich alles gegen mich verschworen. Ich lehnte das Rohr an der Wand an und wollte zum Nebenhaus, um Ellie zu helfen. Aber dann geriet ich zwischen die beiden Wachen, die in dem Moment ihre Posten bezogen. Es hat ewig gedauert, um wieder aus dem Garten zu kommen. Am Ende habe ich gar nichts getan. Die Ehre gebührt euch ganz allein.«
    Lee war auch vor verschlossenen Türen gestanden. Vielleicht hatten sie die Häuser, die sie als Büros benutzten, abgesperrt und nur die offen gelassen, in denen sie wohnten.
    Lee hatte aber einen Vorteil gehabt: Fi kannte das Haus von Dr. Burgess fast so gut wie ihr eigenes und hatte ihm einen sehr genauen Lageplan geben können. Als er feststellte, dass die Hintertür abgeschlossen war, rannte er sofort zur Kohlenrinne, öffnete die Luke, rutschte in den Keller und gelangte auf diese Weise in das Haus.
    »Dr. Burgess sagte immer, er müsse dort unbedingt ein Schloss anbringen lassen«, sagte Fi mit selbstgefälligem Gesicht. »Was Sicherheit anlangt, ist er ein hoffnungsloser Fall. Dad meinte, das sei der Grund, warum bei ihm nie eingebrochen wurde.«
    Lee hatte einen Gasherd und drei Gasheizungen gefunden; wenn er sie alle voll aufgedreht hatte, musste er einen gewaltigen Knall verursacht haben. Ich fragte ihn, ob er auf dem Rückweg Probleme gehabt hätte. Er zuckte bloß mit den Schultern, blickte nach oben in die Wipfel der Bäume und sagte: »Nein.« Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Warum sah er mich denn nicht an? Mir kam der schreckliche Verdacht, dass an seinen Händen, an diesen langen anmutigen Musikerhänden, noch mehr Blut klebte.
    Homer war zwar völlig problemlos in das Haus gekommen, hatte aber kein einziges Gasgerät vorgefunden. Als er es wieder verließ, beschloss er, ein paar Häuserblocks entfernt zu warten und zuzuschauen, was passieren würde.
    »Das tust du mit Vorliebe«, sagte Fi. »Als wir die Brücke sprengten, hast du es genauso gemacht.«
    »Er ist ein Bomber von der irren Sorte«, sagte ich.
    »Das war noch viel besser als die Brücke«, sagte Homer. »Es war gewaltig. Zuerst eine Explosion, dann noch eine, eine gigantische. Es kann gut sein, dass sie dort auch Sprengstoff gelagert haben. Ihr hättet die Druckwelle spüren sollen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich von einem Sturm getroffen.
    Wahnsinn! Und der Krach! Unglaublich. Dann folgten noch mehrere kleinere Explosionen. Heute früh haben wir was ganz Großes gemacht. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Wir sind Helden!«
    Ich musste wieder daran denken, wie merkwürdig das alles war: Mit der Zerstörung und den vielen Toten hatten wir angeblich Großes vollbracht, dabei war es viel leichter, etwas zu zerstören, als etwas aufzubauen, das von Bestand war.
    »Wie war's bei dir, Fi?«, fragte Lee.
    »Oh, zuerst bin ich durch den Garten gekrochen wie ein Kaninchen durch sein Erdloch. Ich dachte, ich
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