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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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ist es auch wieder nicht. Genau gesagt ist an Ihnen sogar so wenig zu verdienen… also, wenn Sie schon mal kommen, muß man das ausnutzen!«
    Trimmel verwünschte laut den Tag, an dem er Frerichs auf einer Party seines Freundes, des Biologen Dr. Georg Lippmann, kennengelernt hatte.
    »Halten Sie den Schnabel«, sagte der Arzt; »ich kann sonst nichts hören!« Gute Ärzte wissen, wie froh im Grunde auch renitente Patienten sind, wenn sich endlich mal jemand um sie kümmert. »Und jetzt das EKG…«
    Bis dahin war es für Trimmel immer noch eine normale Untersuchung und keine Hexerei. Auch als man ihn ins Nebenzimmer führte, ihn auf die nächste Couch packte und ihm die Kontakte für das EKG anlegte, fand er das alles zwar lästig, jedoch keineswegs ungewöhnlich; er erinnerte sich dunkel, daß man ihn vor ewigen Zeiten schon mal dieser Prozedur unterzogen hatte. Immerhin: er war blutiger Laie. Und daß von diesem EKG-Gerät zwei Drähte mehr als sonst abzweigten, zwei telefondrahtähnliche Schnüre, fiel ihm nicht auf.
    Zehn Sekunden lang pochte Trimmels strapaziertes Herz Zacken auf das Papier.
    »Dann ziehen Sie sich mal wieder an und kommen anschließend rüber zu mir!« sagte Frerichs, der im EKG-Raum geblieben war, weil er Trimmel sehr schätzte.
    Als Trimmel dann am Schreibtisch dem Arzt gegenübersaß und sich den Schlips zurechtzog, beachtete Dr. Frerichs die zackigen Linien auf dem EKG-Streifen, der vor ihm lag, merkwürdigerweise kaum. Statt dessen las er einen eng beschriebenen Papierstreifen und reichte ihn Trimmel über den Tisch.
    »Hier… Lesen Sie selbst. Diesmal hat Sie der Diagnostikcomputer gecheckt; da gibt’s gar kein Vertun mehr.«
    »Der Computer?« sagte Trimmel erschrocken.
    »Ja. Und was er da ausspuckt… ich mein, das ist ja in der Hauptsache Ihr Bier, Herr Trimmel, und das können Sie getrost wörtlich nehmen…«
    Kolonnen von Buchstaben und Zahlen.
    Trimmel nahm, sobald er sich von seinem Schock erholt hatte, mit spitzen Fingern den Computerausdruck an sich. Dieser Output oder wie das heißen mochte, sah entsetzlich steril aus. Typen in Großbuchstaben wie von einer sehr modernen Schreibmaschine. Kaum ein einziges Satzzeichen. Zahlenkolonnen wirklich ohne Ende. Endlich, rechts, auch ein paar zu Worten zusammengefügte Buchstaben…
    Chinesisch? Oder nur Latein?
    Trimmel las:
     
    ZUSAMMENSTELLUNG DER IM EKG-COMPUTER-DIAGNOSTIK-CODE NACH CACERES/SCHOFFA BERÜCKSICHTIGTEN DIAGNOSEN.
    NORMALER SINUSRHYHTMUS
    SINUSTACHYKARDIE
    SINUSBRACHYKARDIE
    SINUSARRHYTHMIE
    NORMALER KNOTENRHYTHMUS
    KNOTENBRADYKARDIE
    EXTRASYSTOLIE…
     
    »Aha«, sagte Trimmel. »Also doch! Extrasystolie. Das alles hab ich also…«
    Frerichs stoppte ihn mit einer knappen Handbewegung. »Was heißt, Sie haben… Sie sind in der…«
    Aber Trimmel, verblüfft und entsetzt, unterbrach ihn seinerseits: »Das alles hab ich am Herzen!«
    Frerichs vollendete geduldig: »Sie sind da in der falschen Spalte, Bester. Sie lesen da nur die Möglichkeiten, nach denen der Computer Ihre EKG-Werte überprüft hat!«
    »Ja, sicher, Extrasystolie – sag ich doch!«
    »Gott, sind Sie hartnäckig! Natürlich Extrasystolie. Aber außerdem nur Linkshypertrophie, hier, unter den Zahlen. Deutliche Größen- und Gewichtszunahme des Herzens. Übermäßige Inanspruchnahme. Wie gesagt, komisch ist das nicht, aber es ist Ihr Bier, Sie Saufpolizist! Und dann Ihre fette Leber… also, auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole, den Saufpolizisten können Sie wörtlich nehmen!«
    »Schönen Dank für Ihren Charme«, sagte Trimmel. »Haben Sie den auch von Ihrem Computer?«
    Frerichs lachte. »Den hab ich bloß einmal gesehen!«
    »Einmal?« fragte Trimmel verblüfft. »Der muß doch bestimmt öfter mal geölt werden?«
    Draußen saßen noch Patienten, sogar Privatpatienten. »Erstens kostet dieser Apparat Millionen«, sagte Frerichs ungeduldig; »zweitens kann ich ja nicht noch Miete für fünfhundert Quadratmeter zusätzlich zahlen…«
    »Ja, Moment…« Trimmel schaute sich unwillkürlich um. »Er steht also gar nicht hier?«
    »Er steht in der Fontenay, und er gehört nicht mir, sondern der Hamburger Gesundheitsbehörde. Und die stellt ihn den Ärzten auf Honorarbasis zur Verfügung.«
    »Aber so schnell kann doch…«
    Der Arzt schüttelte ungeduldig den Kopf. »Löchern Sie mich hier nicht ewig, ich hab wirklich zu tun… Ihr EKG wird von hier aus in die Fontenay überspielt, per Telefon; der Computer dort wird mit Ihren Werten
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