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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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EKG für Trimmel? Das macht der Knabe doch nebenbei…«
    Wieder einer, der die Maschine personifizierte.
    »… im Grunde nämlich hat er wirklich Wichtigeres zu tun, als mir für relativ viel Geld im Monat Ihre und anderer Leute Diagnosen zu geben!«
    »Wiedersehen!« Trimmel gab ihm die Hand.
    »Übrigens, wenn Sie unbedingt wollen, rufen Sie im Computerzentrum Herrn Tennessy an und sagen Sie ihm einen schönen Gruß von Doktor Frerichs; ich bin auf dem Gebiet einer der Pioniere. Tennessy wird Ihnen sicher gern nachweisen, daß Sie spinnen!«
    »Und dann?« fragte Trimmel. »Freut er sich dann?«
    Ein klassischer Fall von Monomanie, dachte Frerichs nachsichtig, als sein Patient Trimmel unbelehrt und anscheinend auch unbelehrbar aus der Praxis marschierte.
     
     
    Tatsächlich. Trimmel rief an.
    »Hier Tennessy«, sagte die Stimme mit leichtem amerikanischen Akzent.
    »Ich heiße Trimmel«, sagte Trimmel. »Ich soll Ihnen« – effektiv wörtlich – »einen schönen Gruß von Doktor Frerichs bestellen. Ich bin Polizeibeamter hier in Hamburg und habe, so könnte man sagen, ein privates Interesse daran, Ihren Computer zu besichtigen. Können wir das einrichten?«
    Bei dem Wort Polizeibeamter war Tennessys Herz urplötzlich ins Stolpern geraten, bildete Trimmel sich später ein. Er war sich da allerdings nie ganz sicher.
    »Natürlich!« sagte Tennessy. »Sie sollten netterweise allerdings Ihren Dienstausweis mitbringen; wir zeigen das Zentrum natürlich nicht jedem…«
    »Klar!« Aber das sagte Trimmel wider besseres Gefühl.
    »Wann wollen Sie kommen?«
    »Tja wann… nächste Woche vielleicht. Kann ich Sie noch mal anrufen?«
    »Jederzeit!« Der Mann war, wie alle modernen Facharbeiter, die Sachlichkeit und Höflichkeit in Person. »Möglichst einen Tag vorher, bitte!«
    Insofern war alles geregelt. Jake Tennessy fragte gleich nach dem Telefongespräch – natürlich nur zur Vorbereitung auf den Besuch des Polizisten – seinen Freund und Computer Mike nach Herrn Trimmel ab. Zu seiner mäßigen Überraschung lieferte Mike ihm nicht nur die direkten Personendaten des Herrn – Name, Beruf, Geburtstag, Religion (keine), Steuerklasse, Familienstand –, sondern auch seine zwar zackigen, aber keineswegs schwer pathologischen EKG-Werte.
    Trimmel jedoch, Leiter der Kriminalgruppe –, mußte seinen Besuch verschieben, weil die Hamburger Mörder wieder mehr Arbeit machten und sich ums Verrecken nicht fangen lassen wollten. Er hatte so viel zu tun, daß er weder in der nächsten noch in der übernächsten und sogar nicht mal in der darauffolgenden Woche dazu kam, in der Fontenay seine Aufwartung zu machen.
    Mittlerweile indessen führte er das Wort Computer merkwürdig häufig im Munde, selbst im Zusammenhang mit polizeilichen Dingen. »Ich werd beantragen, daß wir auch n Computer kriegen«, sagte er sogar mal, als er sich vor allem über Höffgen geärgert hatte: »der ist bestimmt fähiger als ihr alle zusammen, ihr sogenannten Kriminalisten!«
    Höffgen nahm es gelassen hin – als Ausdruck einer partiellen Entziehungskur. Trimmel rauchte und trank tatsächlich etwas weniger; die Vorräte reichten länger.
     
     
    Schließlich traf er Jake Tennessy dann doch noch.
    Am späten Sonntagnachmittag – draußen wurde es rasch dunkel – lag er auf der Couch und ließ sich von seiner Lebensgefährtin Gabriel ›Gaby‹ Montag das Haar kraulen. Dabei las er die Zeitung.
    »Telefon!« sagte Gaby; dabei schrillte es wie das Pausenläuten der Hammer Realschule durch die Wohnung.
    »Hallo?« sagte Trimmel in den Hörer.
    Selbstverständlich eine Leiche, die in seinen Amtsbereich fiel; wieder mal war jemand keines natürlichen Todes gestorben. Gar nicht selbstverständlich war die Tatsache, daß die Leiche im neuen Bürohochhaus Fontenay gefunden worden war, im Computerzentrum. Und absolut unverständlicherweise hatte die Leiche zu Lebzeiten Tennessy geheißen.
    »Ich komme sofort!«
    Zum erstenmal seit Wochen stolperte sein Herz wieder. »Gib mir n Cognac!« sagte er. Dann erst begriff er endgültig, daß seine mehrfach aufgeschobene Verabredung mit dem Computer nun endlich stattfinden würde – ausgerechnet heute, an einem Tag, der dem Gedenken an längst vermoderte Leichen und gewiß nicht der Beschäftigung mit frischen gewidmet war, die Jake Tennessy hießen und häßliche, tödliche Löcher in der Brust hatten.
    Aber kann man sich’s aussuchen?

3
     
     
     
    Der einzige Tatzeuge heißt Mike – M wie Martha. Ein
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