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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Nase genannt.
    Weitaus mehr als beispielsweise Großfahndungen, sogenannte Materialschlachten, waren verzwickte Fälle Trimmels Spezialität – immer schon. Dazu nämlich muß man denken können. Und das – so befand Trimmel am Abend des ersten Tages seiner Begegnung mit dem Computer – können sie eben doch nicht, diese Computer!
    Wirklich nicht?
    Diese Frage erschien Paul Trimmel dann allerdings schon in einem alkoholisch beschwerten Traum.
     
     
    Der Fortschritt machte zu diesem Zeitpunkt zwar noch vor seinem Verstand, der sich gegen die neuen Einsichten sperrte, nicht aber vor seiner Gesundheit halt. Ob es die Tabletten von Dr. Frerichs waren oder die neue Aufgabe, den Computer zu zwingen, ihn zu vergessen: Trimmel wurde von seinem Herzen in Frieden gelassen.
    Wahrscheinlich waren es die Tabletten.
    »Ein ausgezeichnetes neues Präparat!« lobte Dr. Frerichs bei Trimmels nächstem Besuch. »Endlich mal was anderes als diese ewigen Digitalisgranaten!«
    »Dann kann man ja die Diagnose aus dem Computer herausnehmen«, sagte Trimmel.
    Frerichs lachte. »Was soll’s? Glauben Sie im Ernst, daß sich jemand für Ihre Wehwehchen interessiert und den Computer abzufragen versucht?«
    »Wieso eigentlich nicht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Lassen wir mich mal aus dem Spiel«, sagte Trimmel, »das lohnt tatsächlich nicht, zugegeben. Aber Sie können mir nicht im Ernst einreden, daß es nie Interessenten geben könnte, eine solche Maschine zu manipulieren. Die speichert alles, wie ich das sehe, aber sie kann nicht denken; sie kann nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Sie ist also moralisch wertfrei, und das…«
    »Ernsthaft«, sagte Dr. Frerichs, »ihr Job hat Sie anscheinend doch ziemlich verdorben. Vielleicht sind Sie mit nem Irrenarzt sehr viel besser bedient als mit nem Internisten wie mir… mit nem psychiatrischen Kollegen, wollt ich natürlich sagen…«
    »Und dann«, sagte Trimmel hartnäckig, »spult der psychiatrische Kollege seine Diagnose in den Computer, über Telefon, damit’s schneller geht, und dann sagt der Computer im Zweifelsfall jedem, den es nichts angeht, der ihn aber richtig fragt, der Trimmel spinnt!«
    Frerichs lachte jetzt schallend. »Also, total spinnen Sie einstweilen noch nicht, das kann ich Ihnen verraten – es gibt tatsächlich eine Methode für den Computer zur automatischen Interpretation einer Persönlichkeit. Insgesamt fünfhundertfünfzig Fragen. Der Computer kann Ihnen, wenn die oder ein Großteil davon beantwortet sind, eine Menge über Ihre Persönlichkeit sagen – ob Sie ne ganz große Meise haben oder bloß ne kleine Delle…«
    »Aha!« sagte Trimmel. »Also doch!«
    »Nein, zum Henker! Es ist doch Unsinn anzunehmen, daß jeder, der etwas Ahnung davon hat, den Computer anschließend ohne weiteres abfragen kann! Erstens weiß er gar nicht, wie’s geht, und zweitens kommt er unbefugt überhaupt nicht durch den Sicherheitscode!«
    »Das«, sagte Trimmel aus langer, bitterer Erfahrung, »ist im Zweifelsfall nur eine Frage der kriminellen Energie. Quasi der Höhe des Bestechungsgeldes.«
    Die Praxis war heute nicht so gedrängt voll, und Dr. Frerichs war ganz Ohr. »Haben Sie sich etwa schon mal bestechen lassen?«
    »Nee«, sagte Trimmel, »sag ich ja; leider war ich noch nie interessant genug.«
    »Aber Sie würden…?« Frerichs lächelte wie ein Faun.
    Trimmel hätte ihn am liebsten heftig auf den Bocksfuß getreten. »Wenn Sie’s so genau wissen wollen – ich hab tatsächlich schon Leute bestochen, im Dienst an der sogenannten Gerechtigkeit und mit meinen eigenen Piepen. Wie hoch die Summe sein müßte, um mich rumzukriegen, darüber hab ich mir ehrlich noch keine Gedanken gemacht. Aber sicher sollte sich da bestimmt keiner fühlen; da könnte todsicher jeder ins Stolpern kommen…«
    »Aber erst mal ins Herzstolpern«, sagte Frerichs versöhnlich. »Sie können ja richtig pathetisch werden – so kenn ich Sie noch gar nicht!«
    »Dann kennen Sie mich jetzt!« sagte Trimmel. »Jedenfalls werde ich mir den Computer mal ansehen!«
    »Wirklich bloß wegen Ihrem lächerlichen EKG?«
    »Es ist mein EKG und gar nicht lächerlich!«
    »Doch«, sagte Dr. Frerichs, »erfreulicherweise ist es lächerlich von hinten bis vorn! Sehen Sie’s einfach so; für Ihr Alter sind Sie noch prima dran!«
    »Dann guck ich mir den Computer an, um ihm zu danken!«
    »Er wird nicht wissen, warum.« Sie standen mittlerweile an der Tür; Dr. Frerichs hielt die Klinke in der Hand. »Ein
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