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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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»wenn ich’s könnte…«
    Ein merkwürdiger Heiliger. Und dann macht er, ganz überraschend, scheinbar auch noch eine Art Witz und will wissen, ob der allmächtige Computer auch fotografieren kann.
    »Wen sollte er denn fotografieren?«
    »Beispielsweise den Mörder!«
    Da jedoch verzieht sie angewidert den Mund. »Soweit ich im Bilde bin, waren auch zu Jakes Zeiten Mörder nur äußerst selten bei uns zu Gast. Bis heute jedenfalls… deshalb war nie an eine versteckte Kamera gedacht worden, wenn’s das ist, was Sie meinen…«
    Trimmel zündet sich eine Zigarre an.
    »Hier soll nicht geraucht werden!« sagt Jill.
    »Auch nicht geschossen«, antwortet er, und das Streichholz flackert. »Ich will Ihnen mal eines sagen: wenn wir mal davon ausgehen, daß Tennessy höchstwahrscheinlich weder einer Liebestragödie noch einem Raubmord zum Opfer gefallen ist, liegt hier ein Gedanke verdammt nahe. Der nämlich, daß es dem Mörder auf Dinge angekommen ist, die in eurem Johnny gespeichert sind. Was also« – er zeigt auf die Mittelkonsole – »steckt da drin?«
    »Tausend Sachen«, sagt sie. »Gehaltslisten, Auswertungen von Reihenuntersuchungen, Hafengeschichten, Molekularberechnungen, zentrale Diagnosedaten…«
    »Ja, das kenn ich!« sagt er.
    »… Datensammlungen für tausend andere medizinische Zwecke, und so weiter. Aber bis dahin ist Mike eigentlich nur ein besserer Karteikasten; im Grunde kann er viel mehr.
    Soll ich Ihnen vielleicht mal die durchschnittliche Herzschlagfrequenz der Hamburger morgens um sieben Uhr zweiunddreißig bei plötzlichem Glatteis ausrechnen lassen?«
    »Danke, nein!« sagt Trimmel.
    »Na ja, wozu auch… jedenfalls kann die Maschine in einer einzigen Sekunde die Informationsmenge eines mehrbändigen Lexikons verarbeiten!«
    »Aber in einem solchen Tempo kann man doch nicht mal annähernd fragen!«
    »Menschen sicher nicht. Und wenn Sie bei Ihrer Idee bleiben wollen… etwas mehr Zeit hätte sich Tennessys Mörder sicher nehmen müssen, wenn er sich irgendwas abrufen oder drucken lassen wollte.«
    Er sieht sie schräg an. »Das kann aber nicht jeder?«
    »Natürlich nicht. Abgesehen davon, daß Jake seinen Mörder vielleicht überrascht hat, wie Sie sich das offenbar vorstellen… Da muß schon einer Experte sein.«
    »So wie Sie?« fragt er heimtückisch.
    »Lächerlich!« sagt sie. »Was ich brauch, kann ich mir doch während der Dienstzeit beschaffen!«
    »Aber wär’s heute – an nem Sonntag, mein ich – nicht ruhiger gewesen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie vertrödeln Ihre Zeit; alltags könnt mir genausowenig einer auf die Finger gucken!« Sie wird richtig böse. »Als Bulle… als Polizist sollten Sie hier ja wohl besser Fingerabdrücke suchen und sich den armen… sich die Leiche mal aus der Nähe ansehen. Und was es da sonst noch alles zu tun gibt…«
    Trimmel sagt seelenruhig: »Dafür hab ich meine Leute. Und wie ich die kenne, stochern die bestimmt auch schon in Ihrem Privatleben rum!«
    »Viel Glück!« sagt Jill und verzieht das Gesicht. »Das beste Beispiel für rausgeschmissenes Steuergeld!«
    Dicht neben ihnen laufen plötzlich grüne Zeilen über einen Bildschirm, und ein Drucker jagt los; vor Schreck hätte Trimmel fast die Arme hochgehoben. Melden Bedarf Nierentransplantat an, rattert der Absender, ein Münchner Krankenhaus, vertreten durch einen Chefarzt namens Sandmann, Diagnose und erforderliche Gewerbestrukturdaten folgen morgen. Bitte umgehend bestätigen …
    Jill schreibt direkt zurück. Bestätige Vor-Anfrage. Erwarten Diagnose und Gewebestrukturdaten morgen …
    »Was soll das?«
    »Sie lesen’s doch!«
    »Was heißt hier Nierentransplantat?«
    »Ach so, das hab ich vorhin vergessen«, sagt sie scheinheilig. »Wir sind auch die dritte europäische Datenverarbeitungsanlage für Organverpflanzungen.«
    »Für… für Herz und Nieren?«
    »Ja. Manchmal auch für Lebern«, sagt sie. »Aber die werden noch ziemlich selten verlangt.«
    »Und woher kommen die Nieren? Oder die Lebern?«
    »Von frisch Verstorbenen. Diese frommen Sprüche kennen Sie doch bestimmt… die teuren Toten leben dann wenigstens teilweise in anderen weiter…«
    Trimmel erinnert sich tatsächlich: An die Erzählung eines Kriminalrats in der Kantine, der neulich von einer Dienstreise zurückgekommen war. Er hatte in einer Boeing der Lufthansa nach Köln-Bonn gesessen und sich mit Hilfe seines Dienstausweises erkundigt, warum sich der Start verzögerte. Dann hatte ihm der Captain sagen
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