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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
Autoren: Julia Quinn
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und wandte sich dann wieder zum Fenster. Seine Tante neben ihm hielt Frances’ Hand umklammert und wollte nicht aufhören, aufgeregt zu plappern. Frances sagte immer wieder: „Ich sehe sie nicht. Ich sehe seine Kutsche noch nicht“, obwohl Daniel ihr mehr als einmal erklärt hatte, dass sie noch nicht in Hampstead waren.
    „Bist du sicher, dass du die Kutsche erkennen wirst?“, sagte Lady Pleinsworth zu Frances und runzelte zweifelnd die Stirn. „Da sieht doch eine aus wie die andere, außer sie hat ein Wappen ..."
    „Die Kutsche hat so einen komischen Stab“, unterbrach Frances ihre Mutter. „Ich werde sie bestimmt erkennen.“
    „Was soll das heißen, einen komischen Stab?“, fragte Daniel.
    „Ich weiß nicht“, erwiderte sie achselzuckend. „Ich glaube nicht, dass der irgendeinem Zweck dient. Der ist da nur zur Zierde. Aber er ist golden, und er ist gewunden.“ Sie machte eine Geste, und er musste daran denken, wie Anne ihr feuchtes Haar am Vorabend zu einem dicken Strang gedreht hatte.
    „In Wirklichkeit“, meinte Frances, „hat es mich an das Horn eines Einhorns erinnert.“
    Das entlockte Daniel ein Lächeln. Zu seiner Tante sagte er: „Sie wird die Kutsche erkennen.“
    Sie rasten an ein paar kleinen Weilern vorbei und erreichten schließlich das pittoreske Dorf Hampstead. In der Ferne konnte Daniel das wilde Grün der berühmten Heide sehen. Sie bedeckte eine riesige Fläche, in die gleich mehrere der Londoner Parks gepasst hätten.
    „Wie sollen wir es denn anfangen?“, fragte Hugh. „Es wäre vielleicht am besten, wenn wir uns zu Fuß umschauten.“
    „Nein!“, herrschte Lady Pleinsworth ihn sichtlich feindselig an. „Frances wird diese Kutsche nicht verlassen.“
    „Wir fahren die Hauptstraße entlang“, sagte Daniel. „Jeder hält Ausschau nach Gasthöfen und Wirtshäusern - nach irgendeinem Etablissement, in dem Chervil ein Zimmer gemietet haben könnte. Frances, du siehst dich nach der Kutsche um. Wenn wir nicht fündig werden, nehmen wir uns die Nebenstraßen vor.“ In Hampstead gab es eine bemerkenswert große Anzahl von Gasthäusern. Zur Linken passierten sie das King William IV, zur Rechten das Thatched House, und dann kam links das Holly Bush. Obwohl Marcus bei jedem hinaussprang, um im jeweiligen Hof nach der Einhornkutsche zu gucken, die Frances beschrieben hatte, blieb ihre Suche ergebnislos. Nur um sicherzugehen, begaben Marcus und Daniel sich in jedes Gasthaus und erkundigten sich, ob dort jemand gesehen worden sei, auf den Annes und Chervils Beschreibung passten, doch vergebens.
    Und so, wie Frances die Narbe beschrieben hatte, wäre Chervil bestimmt aufgefallen. Und man hätte sich an ihn erinnert.
    Daniel stieg wieder in die Kutsche, die in der Hauptstraße stand und bei den Dorfbewohnern reichlich Aufmerksamkeit erregte. Marcus war schon zurückgekehrt und sprach in lebhaftem, wenn auch gedämpftem Ton mit Hugh.
    „Nichts?“, fragte Marcus und sah auf.
    „Nichts“, bestätigte Daniel.
    „Es gibt noch einen Gasthof“, sagte Hugh. „Er liegt schon in der Heide, in der Spaniards Road. Ich war dort schon einmal.“ Er hielt inne. „Das ist es ziemlich einsam.“
    „Nichts wie hin!“, rief Daniel grimmig. Es war möglich, dass sie einen Gasthof in der Nähe der Hauptstraße übersehen hatten, aber sie konnten ja jederzeit umdrehen. Und Frances hatte gesagt, Chervil habe die Heide ausdrücklich erwähnt.
    Die Kutsche preschte davon und kam fünf Minuten später am Spaniards Inn an, der sich tatsächlich schon in der Heide befand und sich mit seinen weiß getünchten Ziegelmauern und den schwarzen Fensterläden elegant von der Wildnis abhob.
    Frances deutete auf etwas und begann zu kreischen.
    Anne wurde bald klar, warum George diesen speziellen Gasthof ausgesucht hatte. Er lag an einer Straße, die direkt durch die Heide führte, und auch wenn er nicht das einzige Gebäude war, stand er doch isolierter als die Etablissements in der Ortsmitte. Was bedeutete, dass George sie, wenn er es geschickt anstellte, aus der Kutsche, durch eine Seitentür und die Treppe hoch auf sein Zimmer zerren konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Er hatte natürlich Unterstützung in Form seines Kutschers, der sie bewachte, während George den Schlüssel holen ging.
    „Ich vertraue nicht darauf, dass du die Klappe hältst“, knurrte George, nachdem er mit dem Schlüssel zurückgekehrt war, und stopfte ihr einen Knebel in den Mund; ihre Hände waren ohnehin schon
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