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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
Autoren: Julia Quinn
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herumgeschwenkt. Daisy kreischte, Iris stöhnte, und Harriet hatte vor Entzücken gekichert und alles aufgeschrieben, um es in einem zukünftigen Stück zu verwenden.
    „Warum redet Harriet mit sich selbst?“, fragte Daniel, und sein Flüstern ließ Anne ins Hier und Jetzt zurückkehren.
    „Sie kann keine Noten lesen.“
    „Was?"
    Mehrere Leute schauten zu ihnen herüber, Daisy eingeschlossen, deren wütenden Blick man nur als mordlustig bezeichnen konnte.
    „Was?“, wiederholte Daniel sehr viel leiser.
    „Sie kann keine Noten lesen“, flüsterte Anne zurück, den Blick höflich auf die Bühne gerichtet. „Sie hat mir gestanden, dass sie sich das einfach nicht merken kann. Sie hat Honoria gebeten, die Noten auszuschreiben, und dann hat sie das Ganze auswendig gelernt.“ Sie sah zu Harriet hinüber, die die Noten so deutlich artikulierte, dass sogar die Gäste in der letzten Reihe mitbekommen haben mussten, dass sie eben ein B gespielt hatte -beziehungsweise es versucht hatte.
    „Warum nimmt sie nicht einfach die ausgeschriebenen Noten?“
    „Ich habe keine Ahnung“, räumte Anne ein. Sie lächelte Harriet ermutigend an, die darauf mit einem Grinsen antwortete.
    Ach, Harriet. Man musste sie einfach gernhaben. Und Anne hatte sie auch gern, sogar noch mehr, seit sie selbst zur Familie gehörte. Sie fand es wunderbar, eine Smythe-Smith zu sein. Sie liebte den Krach, den beständigen Strom von Neffen und Cousinen, der sich in ihren Salon ergoss. Und sie alle waren zu ihrer Schwester Charlotte überaus reizend gewesen, als die ihr im Frühling einen Besuch abgestattet hatte.
    Vor allem aber genoss sie es, eine Smythe-Smith zu sein, die nicht bei einer musikalische Soiree der Familie auftreten musste. Denn im Gegensatz zum restlichen Publikum, dessen Jammern und Stöhnen Anne deutlich hören konnte, kannte sie die Wahrheit:
    Auf der Bühne war es noch viel schlimmer als im Publikum.
    Allerdings ...
    „Irgendwie mag ich die Konzerte ja immer noch“, wisperte sie Daniel zu.
    „Wirklich?“ Er zuckte zusammen, als Harriet irgendetwas Unaussprechliches mit ihrer Geige veranstaltete. „Irgendwie mag ich meine Ohren noch lieber.“
    „Aber ohne die musikalische Soiree wären wir einander nie begegnet“, erinnerte sie ihn.
    „Ach, ich hätte dich schon gefunden.“
    „Aber nicht an einem Abend wie diesem.“
    „Nein.“ Er lächelte und nahm ihre Hand. Es war unglaublich unschicklich, so etwas tat ein Ehepaar in der Öffentlichkeit einfach nicht, doch das kümmerte Anne nicht. Sie verflocht ihre Finger mit den seinen und lächelte. Und es spielte keine Rolle mehr, dass Sarah auf die Tasten hämmerte oder dass Harriet die Noten inzwischen so laut deklamierte, dass die erste Reihe im Publikum sie reden hörte.
    Sie hatte Daniel, und sie hielt seine Hand.
    Das war alles, was zählte.
    —ENDE —
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