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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
Autoren: Julia Quinn
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selbst gemacht.“ Er deutete ironisch auf sein Gesicht. „Ich habe mir ein Messer genommen und mir selbst das Gesicht zerschnitten, ich habe ein Monster aus mir ... “
    „Ja!“, rief sie aus. „Das haben Sie! Sie waren doch schon ein Monster, bevor ich Sie überhaupt angerührt habe. Ich habe nur versucht, mich zu verteidigen.“
    Er schnaubte verächtlich. „Du hattest die Beine längst für mich breitgemacht. Wenn man es einmal gemacht hat, darf man nicht mehr Nein sagen.“
    Sie starrte ihn an. „Das glauben Sie?“
    „Beim ersten Mal hat es dir doch gefallen.“
    „Ich dachte, Sie würden mich lieben!“
    Er machte eine wegwerfende Geste. „Ich kann nichts dafür, wenn du so dumm bist.“ Plötzlich betrachtete er sie mit diebischer Freude. „Ach herrje“, sagte er und grinste schadenfroh. „Du hast es schon wieder getan, was? Du hast dich von Winstead durchpflügen lassen. Tss, tss, tss. Oh, Annie, hast du denn überhaupt nichts dazugelernt?“
    „Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will“, sagte sie. George brach in lautes Gelächter aus. „Und du hast ihm das geglaubt?“
    „Ich habe Ja gesagt.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    Anne versuchte, tief durchzuatmen, doch sie hatte die Zähne derart fest zusammengebissen, dass sie kaum Luft bekam. Sie war so ... verdammt... zornig. Verschwunden waren Furcht, Sorgen, Scham. Alles, was sie jetzt empfand, war weißglühender, kochender Zorn. Dieser Mann hatte ihr acht Jahre ihres Lebens gestohlen. Er hatte ihr Angst eingejagt, er hatte sie einsam gemacht. Er hatte ihr die körperliche Unschuld geraubt und die Unschuld ihres Geistes zerstört. Diesmal würde er den Kampf nicht gewinnen.
    Sie war endlich glücklich. Fühlte sich nicht nur geborgen, nicht nur zufrieden, sondern glücklich. Sie liebte Daniel, und wie durch ein Wunder erwiderte er diese Liebe. Ihre Zukunft lag vor ihr, rosig wie der Sonnenaufgang eines neuen Tags, und sie sah sie tatsächlich vor sich - mit Daniel, mit Gelächter, mit Kindern. Das würde sie nicht aufgeben. Welche Sünden sie auch begangen haben mochte, sie hatte sie längst gesühnt.
    „George Chervil“, sagte sie mit merkwürdig ruhiger Stimme, „Sie sind ein Schandfleck für die ganze Menschheit.“
    Er reagierte nicht, starrte an ihr vorbei aus dem Fenster.
    „Wohin fahren wir?“, fragte sie noch einmal.
    „Nicht weit.“
    Anne blickte ebenfalls aus dem Fenster. Sie waren jetzt in einem flotten Tempo unterwegs, die Kutsche schaukelte ordentlich hin und her. Anne kannte die Gegend nicht, glaubte aber, dass sie Richtung Norden fuhren. Den Regent’s Park hatten sie lang hinter sich gelassen, und obwohl sie mit den Mädchen nie dort spazieren gegangen war, wusste sie, dass er nördlich von Marylebone lag.
    Die Kutsche wurde nur an Kreuzungen langsamer, dann gelang es Anne manchmal, ein paar Ladenschilder zu lesen. Kentish Town stand auf einem. Das hatte sie schon mal gehört. Es war ein Dorf am Rand von London. George hatte gesagt, dass sie nicht weit fahren würden, und vielleicht stimmte das auch. Trotzdem konnte sich Anne nicht vorstellen, dass irgendwer sie finden würde, bevor George versuchte, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Sie konnte sich nicht entsinnen, ob er in Frances’ Beisein irgendetwas gesagt hatte, aus dem sich schließen ließ, welches Ziel er hatte, und außerdem war das arme Mädchen bestimmt völlig am Ende, wenn es endlich zu Hause ankam.
    Wenn Anne gerettet werden wollte, würde sie es selbst in die Hand nehmen müssen.
    „Es wird Zeit, dass du selbst zur Heldin wirst“, flüsterte sie.
    „Was hast du gesagt?“, fragte George gelangweilt.
    „Nichts.“ Doch ihr Verstand raste. Wie wollte sie es angehen? Hatte es einen Sinn, einen Plan zu schmieden, oder sollte sie abwarten, wie sich die Sache entwickelte? Es war schwer, sich zu überlegen, wie sie entkommen könnte, ohne das Terrain zu kennen.
    George beäugte sie mit wachsendem Misstrauen. „Du wirkst so nachdenklich.“
    Sie ignorierte ihn. Wo lagen seine Schwächen? Er war eitel -wie könnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen?
    „Was geht dir durch den Kopf?“, fragte er.
    Sie lächelte verstohlen. Es gefiel ihm nicht, missachtet zu werden - vielleicht würde sich das auch noch als dienlich erweisen.
    „Warum lächelst du?“, kreischte er jetzt.
    Sie wandte sich ihm zu, mit einer Miene, als hätte sie ihn jetzt erst gehört. „Tut mir leid, haben Sie etwas gesagt?“
    Seine Augen wurden schmal. „Was hast du
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