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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund.
Autoren: Tom Sharpe
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Kasino schuldete. An diesem Abend betrank er sich vor dem Schlafengehen. Am Morgen tauchte er verspätet in Bimburg’s Bank auf. Dort wartete ein Brief auf ihn. Der setzte ihn davon in Kenntnis, daß er sich ab dem 18. Mai um keinen Urlaub mehr bemühen mußte. Timothy Bright hatte seinen Arbeitsplatz verloren.

3
    In seinem Häuschen in Pud End schlenderte Victor Gould über den alten Krocketrasen auf sein Sommerhaus samt Arbeitszimmer mit Meerblick zu. Aus dessen Fenster konnte er auf die Flußmündung sehen und die in Richtung Ärmelkanal auslaufenden Fischerboote und Yachten beobachten. Normalerweise beruhigte es ihn sehr, wenn er an seinem Schreibtisch saß, doch heute fand er dort keinen Trost. Soeben erst hatte er einen üblen Schock erlitten, und er brauchte Zeit zum Nachdenken. Mrs. Leacock, die das Haus putzte und sich um Victor kümmerte, wie es dessen Frau Brenda formulierte, hatte auf dem Dielentisch eine Notiz hinterlassen, daß Mr. Timothy angerufen und gefragt habe, ob es in Ordnung sei, wenn er für ein paar Tage runterkäme. Es war überhaupt nicht in Ordnung, ja es hätte nicht weniger in Ordnung sein können, wenn Timothy Bright es mit Bedacht darauf angelegt hätte. Es war die schlimmste Nachricht, die Mr. Gould seit geraumer Zeit erhalten hatte, und sie war genau in dem Augenblick auf seinem Dielentisch gelandet, als er sich amüsieren wollte, als etwas kurz bevorstand, worauf er sich seit über einem Jahr freute. Er hatte allein ganz ausgezeichnet die Zeit verbracht (außer wenn morgens Mrs. Leacock vorbeikam, und der konnte er aus dem Weg gehen), während seine Frau einen längeren Urlaub in Amerika machte, wo sie ihre Verwandten besuchte. Victor Gould war sehr dafür, daß sie ihre Verwandten besuchte, solange er nicht mitzukommen brauchte. Zu den Prüfungen seines Ehelebens gehörte, daß er durch die Heirat mit Brenda Bright auch in ihre vermaledeite Familie eingeheiratet hatte. Nicht daß er dort jemals willkommen gewesen wäre. Die Brights hatten von Anfang an keine Zweifel daran aufkommen lassen, daß er weder ihre Klasse noch ihre Kultiviertheit besaß. Oberst Barnaby Bright, hochdekorierter Offizier, Träger des Verdienstkreuzes und Anwalt, hatte sogar den Versuch unternommen, seiner Tochter am Tag vor der Hochzeit in ihrem Schlafzimmer die Ehe auszureden.
    »Mein liebes Kind«, hatte er begonnen, wobei er absichtlich auf Victors Hose stand und seine Stimme erhob. »Du mußt einfach einsehen, daß es sich bei diesem Kerl um einen Lump und Schurken handelt.« Einen Moment lang hatte sich der nackte Victor im Nebenraum darauf etwas eingebildet. Es gefiel ihm ganz gut, ein Lump und Schurke zu sein. Der Oberst verbesserte sich. »Ein schäbiger, schleimiger Lump, ein dreckiger Zuhälter und Gigolo von der Sorte, die in Brighton in Hotelfoyers herumlungern und sich an reiche alte Weiber ranschmeißen.«
    Im Ankleidezimmer war Victor Gould vor Wut rot angelaufen und hätte fast geniest. Von Brendas Erwiderung wurde ihm allerdings noch kälter. »Das weiß ich alles, Daddy. Ich weiß, daß er gräßlich ist und keiner von uns, und daß in den Adern der Familie Gould schlechtes Blut fließt, weil Victors Onkel Joe unehrenhaft aus der Marine entlassen wurde, nachdem er versucht hatte, an einem Putz- und Flicknachmittag einen Heizer in den Arsch zu ficken ...«
    Einen Moment lang war Victor zu schockiert gewesen, um zuzuhören. Onkel Joes Schande war ihm neu, und daß seine Verlobte mit dem Begriff »arschficken« vertraut war, hatte ihn genauso überrascht, wie es offenbar den Oberst umgehauen hatte.
    »Und natürlich stimmt alles, was du über ihn gesagt hast«, fuhr sie fort. »Aber genau deshalb brauche ich ihn. Das verstehst du doch, nicht wahr, Daddy?« (Ein gurgelndes Geräusch, das ihr Vater von sich gab, ließ darauf schließen, daß er überhaupt nichts verstand.) »Ich brauche ein Scheusal wie Victor, um meinem Leben einen Sinn zu geben.«
    Der nackte und frierende Viktor hatte versucht, sich mit seiner neuen Rolle als Ehemann abzufinden. Oberst Bright hatte da offenbar auch so seine Schwierigkeiten. »Sinn? Sinn?« grölte er cholerisch. »Wozu in Dreiteufelsnamen brauchst du einen Sinn? Du bist eine Bright, oder etwa nicht? Was brauchst du da noch für einen Sinn? Du mußt nicht irgendeinen Dreckslumpen heiraten, um einen Sinn zu finden. Der Mann ist ein komplettes Arschloch. Der wird dir das Leben regelrecht zur Hölle machen, mit anderer Leute Frauen Affären haben und bei so was
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