Ein Dicker Hund.
Widerwärtigem wie Greyhoundrennen Geld verlieren. Verflucht, der Kerl ist ja nicht mal Jäger.« Letzteres war offenbar das Schlimmste, was dem Oberst einfiel. Doch Brenda blieb eisern. »Natürlich nicht, du alter Schatz. Dazu ist er viel zu feige, und außerdem trägt der Ärmste ein Bruchband.«
»Lieber Gott«, sagten der Oberst und Victor wie aus einem Mund. »Aber dieser verfluchte Mensch ist doch erst fünfundzwanzig. Wieso zum Teufel braucht er in seinem Alter ein Bruchband?«
Das hätte Victor auch gern gewußt. Er hatte noch nie im Leben ein Bruchband auch nur gesehen. Brendas Erwiderung hatte auch ihn umgehauen.
»Ich glaube, es hat etwas mit seinem Hodensack zu tun, Daddy«, flötete sie. »Natürlich weiß ich noch nicht genau, was. Vielleicht kann ich dir da nach den Flitterwochen mehr erzählen.« Doch Oberst Bright wollte nichts mehr über seinen zukünftigen Schwiegersohn hören. Mit einem angewiderten Grunzen machte er auf dem Absatz kehrt – diesmal auf Victors Hemd – und stürmte aus dem Schlafzimmer. Von diesem Moment an hatte er einen großen Bogen um seinen Schwiegersohn gemacht und nur mit ihm gesprochen, wenn er dazu gezwungen war. Und die Einstellung der Familie hatte sich nie geändert. Genausowenig, so fiel ihm jetzt auf, wie die von Brenda. Damals war er fast sofort ihrem Charme erlegen und dem köstlichen »Muuh«, das sie ausgestoßen hatte, als sie ihn fragte, ob sie nicht ein schlaues kleines Mädel war, daß sie ihren Daddy so flink losgeworden sei. Erst später, als sie verheiratet waren und Brenda beschlossen hatte, nun habe sie selbst genug von Sex und wolle lieber andere Leute mit Sexproblemen beraten, ging Victor auf, was sie mit dem Satz gemeint hatte, sie brauche ein Scheusal wie Victor, um ihrem Leben einen Sinn zu geben. Mit »Sinn« hatte sie gemeint, sich moralisch überlegen zu fühlen. Victor war das letztlich egal gewesen. Seine Rolle als moralisch minderwertiges Wesen hatte durchaus ihre Vorteile. Es stand ihm frei, ein ausschweifendes Liebesleben zu führen, während Brenda die Befriedigung blieb, ihm zu vergeben. Diese Vergebung fand Victor zwar äußerst enervierend, konnte ihr dafür aber wohl kaum Vorwürfe machen. Seine eigentliche Fehde führte er mit der Familie Bright. Und nun würde sein meistgehaßter Bright, Timothy, in sein Haus eindringen. Als wäre das noch nicht genug, erwartete er auch noch seinen Neffen Henry, der eben erst von einer Reise nach Südamerika und Australien zurückgekehrt war.
»Wie ungeheuer lästig«, murmelte er und sah voller Verzweiflung aus dem Fenster. Er hatte bereits den erfolglosen Versuch unternommen, Timothy Bright zu Hause in London anzurufen. Wie üblich, wenn er mit den Brights zu tun hatte, konnte er nichts dagegen unternehmen, daß der Kerl bei ihm auftauchte. Bisher hatte er eine Strategie entwickelt, dank der er sie weitgehend auf Distanz halten konnte, indem er kurz vor ihrem Eintreffen die Zentralheizung abstellte und zahlreiche Stromausfälle herbeiführte, während sie sich gerade auf der Toilette oder im Bad befanden. Alles in allem war dieses System relativ erfolgreich gewesen, obwohl natürlich als Folge davon sein Ruf zusätzlich gelitten hatte. Für Timothy Bright würde er sich noch größere Unannehmlichkeiten einfallen lassen müssen. Victor Gould hatte nicht vor, sich den Besuch seines Neffen verderben zu lassen.
In London beendete Timothy Bright die Vorbereitungen zu seiner Spanienreise. Er hatte seinen Arzt aufgesucht und sich ein Beruhigungsmittel verschreiben lassen, außerdem hatte er viel mehr als sonst getrunken. Weil er kaum je nüchtern war – Alkohol und Beruhigungsmittel verringerten seine Angst vor Schweinehack –, fielen seine Pläne mit der Erkenntnis zusammen, daß er übler dran war, als er bisher gedacht hatte. Wegen seiner Familie war er besonders verbittert. Timothys Ansicht nach hätten sie ihm helfen und ihm Geld geben müssen. Schließlich hatte er in der City viel für sie getan. Statt dessen schien ihnen sein Schicksal völlig gleichgültig zu sein. Sie ließen zu, daß er sich bei den Markinkus-Brüdern bis über beide Ohren verschuldete und daß die Bank ihn auf die Straße setzte. Die Brights hatten ihr Geld immer Bimburg’s anvertraut, schon seit ewig und drei Tagen, und wenn jemand seinen Einfluß hätte geltend machen können, damit er seine Stellung behielt, dann sie. Er kam nicht auf den Gedanken, daß er es nur ihrem Einfluß verdankte, die Arbeit überhaupt
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