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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund.
Autoren: Tom Sharpe
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Zentralafrikaner zuführte, während seine Schwester Ursula, ihren weiblichen Neigungen folgend, eine Anzahl junger Frauen aus Houndsditch überredete, in, wie sie es nannte, »säkulare Nonnenklöster« in abgelegeneren südamerikanischen Häfen einzutreten. Als Timothy Bright nun im Morgengrauen in der Nähe der Edgware Road stand, fielen ihm die Worte seines Onkels ein, und er warf einen Blick auf die Bright-Seite. Es war zwar nicht leicht, aber er überwand sich. Er hatte immer noch so etwas wie eine Stellung bei der Bimburg’s Bank, ein auf den Namen eines Freundes zugelassenes Apartment in Notting Hill Gate und fuhr ein neues Motorrad, eine Suzuki 1100, statt seines alten Porsches, den er in einer Garage abgestellt hatte; doch vor allem hatte er noch seine Verbindungen zur Familie Bright. Das war sein wichtigster Aktivposten, und er beabsichtigte, ihn zu nutzen. Mit Hilfe der heutigen Brights und mit dem inspirierenden Vorbild seiner Ahnen würde er einen Weg aus diesen vorübergehenden Schwierigkeiten und Mr. Markinkus’ Drohungen finden und sein Vermögen machen. Mit frischem Optimismus eilte er zurück in sein Apartment, wo er den größten Teil des Tages verschlief.
    Am Wochenende zermarterte er sich das Hirn nach einem Ausweg. Wenn er nach Hause fuhr und seinen Daddy bat, ihm etwas Geld zu leihen ... Nein, das hatte er schon zu oft gemacht, und beim letztenmal hatte Daddy gedroht, ihn als Finanzpsychopathen in eine Anstalt einweisen zu lassen, wenn er in seiner Gegenwart je wieder das Wort »leihen« aussprach. Und Mummy hatte kein Geld, das sie ihm leihen könnte.
    Vielleicht könnte er Onkel Fergus schreiben, was ihm ... Aber nein, »Glücksspiele« waren für Onkel Fergus ein rotes Tuch, und er hatte einmal in seiner seltsamen presbyterianischen Kirche eine gräßliche Predigt über »Spielhöllen« gehalten, ein Begriff, den er offenbar wörtlich nahm. Es gab kein einziges Familienmitglied, das er in seiner Zwangslage um Hilfe hätte bitten können. Doch als er schließlich am Donnerstag kaum mehr nachdenken konnte und auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt war, bekam er an seinem Arbeitsplatz einen Anruf. Er war von einem gewissen Mr. Brian Smith, der Timothy vorschlug, an diesem Abend auf dem Heimweg doch auf einen Drink in der Weinstube »El Baco« in der Pologne Street vorbeizuschauen.
    »Sagen wir um halb sieben«, sagte Mr. Smith und legte auf. Timothy Bright dachte über die Einladung nach und kam zu dem Schluß, er habe nichts zu verlieren, wenn er ihr folgte; außerdem hatte ihm etwas in Mr. Smiths Stimme verraten, daß er gut daran tun würde, sie nicht auszuschlagen. Um achtzehn Uhr fünfundzwanzig betrat er die Weinstube und hatte kaum einen Red Biddy bestellt, als der Barkeeper ihm ausrichtete, Mr. Smith sei im Hinterzimmer und erwarte ihn. Ohne sich zu fragen, woher der Barkeeper eigentlich wußte, wer er war, nahm Timothy sein Glas und ging durch die Tür. »Ah, Mr. Bright, ich heiße Smith, aber Sie können ruhig Brian zu mir sagen«, sagte ein Mann, der weder wie ein Mr. Smith noch wie ein Brian aussah oder klang und den Timothy noch nie zuvor gesehen hatte. »Schön, daß Sie gekommen sind.«
    »Wie geht es Ihnen?« Timothy versuchte es mit Höflichkeit. »Saugut«, sagte Mr. Smith und deutete auf einen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches. »Wie ich höre, ham Sie’n paar Schwierigkeiten, wie?«
    »In dieser Krise hat jeder so seine Probleme ...«, setzte Timothy an, merkte dann aber, daß es Mr. Smith um Konkretes ging. Außerdem säuberte er sich offenbar mit einem langen Rasiermesser die Fingernägel. Mr. Smith verzog sein Gesicht zu so etwas wie einem Lächeln. In Timothys Augen war es unzweifelhaft kein anständiges Lächeln. »Gut, wir verstehen uns also«, fuhr Mr. Smith fort und halbierte allem Anschein nach eine verirrte Fliege im freien Flug. »Sie brauchen ’n bißchen Geld, und ich hab was, das Sie kriegen können. Was halten Sie davon?«
    »Also ...«, sagte Timothy, immer noch beeindruckt vom Schicksal der Fliege, »ich ... äh ... das ist wohl ... sehr freundlich von Ihnen.«
    »Nicht freundlich. Ein Geschäft«, sagte Mr. Smith und sah in einen Handspiegel, um so mit Hilfe des Rasiermessers besser sein eines Nasenloch entlauben zu können. »Wollen Sie mehr hören?«
    »Also ...«, antwortete Timothy zögernd und wünschte, der Mann würde nicht ganz so lässig mit dem Rasiermesser herumfuchteln.
    »Schön, dann verrat ich’s Ihnen«, fuhr Mr. Smith
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