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Ein Dämon zuviel

Ein Dämon zuviel

Titel: Ein Dämon zuviel
Autoren: Robert Asprin
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Seite, von wo aus er mich mit schmachtenden blauäugigem Blick ansah.
    Alles war bereit.
    »Auf Wiedersehen! Viel Glück!« rief ich und trottete langsam über den Hügel zurück, ein Bild des Elends.
    Sobald ich außer Sicht war, drehte ich mich um und begann, in weitem Bogen um das Gasthaus zu laufen.
    Nach außen hin war unser Plan ganz simpel. Aahz und Ganzfix wollten Tanda genügend Zeit lassen, hinter den Gasthof zu laufen und über das Stalldach einzudringen. Danach wollten die beiden das Anwesen kühn durch den Haupteingang betreten.
    Sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, könnte Tanda Isstvan dann mit Zaubermitteln von hinten angreifen. Ich sollte ruhig im Hain warten, bis die Angelegenheit erledigt wäre.
    In Wirklichkeit war unser Vorhaben etwas ausgefeilter. Ohne daß Ganzfix etwas davon wußte, sollte ich ebenfalls das Gasthaus umrunden und einen geheimen Eingang suchen. Im geeigneten Augenblick sollten Tanda und ich dann mit unseren magischen Kräften Verwirrung stiften, daß Aahz seine Geheimwaffe anwenden konnte, die er auf Tauf erworben hatte.
    Ich wünschte, ich hätte mehr über Aahz' Geheimwaffe gewußt. Er hatte darum eine echte Geheimniskrämerei veranstaltet, und weder ich noch Tanda hatten ihm irgendwelche Informationen entlocken können. Er hatte gesagt, es müsse aus nächster Nähe angewandt werden. Und daß er es nicht benutzen könne, wenn Isstvan ihn beobachtete. Er hatte gesagt, dies sei unsere einzige Hoffnung, Isstvan zu schlagen. Und es sollte eine Überraschung werden.
    Irre!
    Vielleicht würde ich, wenn dies alles vorüber wäre, einen Lehrer ohne diesen ausgeprägten Sinn für Humor finden.
    Ich verlangsamte meinen Schritt. Ich näherte mich nun der Hinterseite der Herberge. Das Gebüsch wuchs bis dicht an die Mauern, so daß ich leicht herankam.
    Ich blieb stehen und prüfte nochmals, ob keine Schutzwälle errichtet waren.
    Nichts.
    Ich versuchte, Aahz' Vorhersage >leicht hinein und schwer hinaus<, zu verdrängen und besah mir die obere Fensterreihe. Kein einziges stand offen, also wählte ich das am nächsten liegende aus und levitierte empor. Ich drückte dagegen und zog am Rahmen.
    Verriegelt!
    Eilig zog ich mich mit den Händen an der Mauer entlang zum nächsten.
    Ebenfalls verschlossen.
    Es kam mir in den Sinn, daß es schon Ironie des Schicksals wäre, wenn wir nach all unseren magischen Vorbereitungen von so etwas Banalem wie einem verriegelten Fenster aufgehalten würden.
    Zu meiner Erleichterung gab das nächste Fenster meinem Druck nach, innerhalb eines Augenblicks stand ich in der Herberge und versuchte, mein Herzklopfen unter Kontrolle zu bekommen.
    Das Zimmer, in dem ich mich befand, war möbliert, doch, wie die Staubschicht auf dem Bett bewies, schon lange nicht mehr bewohnt worden.
    Ich durchschritt vorsichtig das Zimmer und versuchte, die Tür zu öffnen.
    Sie war nicht verschlossen.
    Ich ließ mich auf die Hände und Knie hinab, machte die Tür auf und kroch hinaus, dann zog ich sie hinter mir zu.
    Nachdem Ganzfix in seinen Erzählungen den Innenraum des Gasthauses so häufig beschrieben hatte, mutete es einem merkwürdig an, nun tatsächlich hier zu sein. Ich befand mich auf dem L-förmigen Zwischenstock, von wo aus man Zugang zu den höher gelegenen Räumen hatte. Durch die Stäbe der Brüstung hindurch konnte ich in den eigentlichen Schankraum hinabspähen.
    Zur Zeit saßen drei Personen an einem Tisch. Zwei von ihnen erkannte ich als die getarnten Gestalten von Higgens und Brockhurst. Der dritte saß mit den gekrümmten Rücken zu mir, so daß ich sein Gesicht nicht ausmachen konnte.
    Ich erwog, einen anderen Standort zu beziehen, von wo aus ich einen besseren Blick haben würde, als eine vierte Gestalt mit einem riesigen Tablett eintraf, auf dem ein Krug Wein und vier schmutzige Becher standen.
    »Diese Runde geht auf Kosten des Hauses, Jungs!« gluckste jener fröhlich. »Trinkt einen auf den alten. Isstvan!«
    Isstvan! Das sollte Isstvan sein?
    Die watschelnde Gestalt da unten schien keinen der bedrohlichen Züge zu besitzen, wie ich sie von einem Möchtegern-Herrscher der Dimension erwartet hätte.
    Rasch überprüfte ich seine Aura. Er hatte keine. Dies war keine Verkleidung. Er sah wirklich so aus. Ich betrachtete ihn genau.
    Er war groß, doch seine Untersetztheit verhinderte, daß diese Größe beeindruckend gewirkt hätte. Er hatte langes weißes Haar und einen langen weißen Bart, der seine Brust fast vollständig bedeckte. Seine hellen
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