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Ein Dämon zuviel

Ein Dämon zuviel

Titel: Ein Dämon zuviel
Autoren: Robert Asprin
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vernehmen, »ein bißchen angeberisch, aber wirksam.«
    »Nur eine Kleinigkeit, die ich so beim Üben zusammengestellt habe«, sagte ich angelegentlich und streckte meine Geisteskräfte nach der anderen Echsenvogelkeule aus. Anstatt jedoch graziös in meine wartende Hand zu schweben, blieb sie auf dem Holzbrett liegen, als habe sie Wurzeln geschlagen.
    »Nicht so hastig, mein kleiner Strauchdieb. Du hast also geübt, ha?«
    Er streichelte sich den Bart mit dem halb abgenagten Knochen in seiner Hand. Widerlich.
    »Sicher! Habe ich das nicht bewiesen?«
    Es kam mir in den Sinn, daß Garkin vielleicht doch nicht so leicht zu täuschen war, wie es manchmal schien.
    »In dem Fall möchte ich gerne mal sehen, wie du deine Kerze anzündest. Das müßte dir ja leichtfallen, wenn du so viel geübt hast, wie du behauptest.«
    »Ich habe keine Einwände dagegen, es zu versuchen, aber wie du selbst so viele Male gesagt hast, fallen einem manche Übungen schwerer als andere.«
    Obwohl ich einen selbstsicheren Ton anschlug, sank mir das Herz in die Hosen, als die große Kerze auf Garkins Aufforderung zum Arbeitstisch geschwebt kam. In vier Jahren war mir diese besondere Übung noch niemals gelungen. Wenn Garkin mir das Essen vorenthalten würde, bis ich Erfolg hätte, könnte ich lange Zeit mit hungrigem Magen herumlaufen.
    -»Weißt du, Garkin, mir fällt da gerade ein, daß ich mich mit vollem Magen wahrscheinlich besser konzentrieren könnte.«
    »Mir fällt da gerade ein, daß du Ausflüchte machst.«
    »Könnte ich nicht ...«
    »Voran, Skeeve.«
    Wenn er schon einmal meinen Eigennamen gebrauchte, war nicht mit ihm zu spaßen. Soviel hatte ich im Laufe der Jahre gelernt. Bursche, Strauchdieb, Idiot, Dummkopf - das war zwar geringschätzig, doch solange er mich so anredete, war noch mit ihm zu diskutieren. Kehrte er erst einmal zu meinem Eigennamen zurück, war der Fall hoffnungslos.
    Nun, wenn die Sache nicht zu umgehen war, dann mußte ich mein Bestes geben. Mit halber Kraft und schwacher Konzentration wäre da nichts zu machen. Ich würde jedes Fäserchen Muskelkraft und alles Geschick aufbieten müssen, um die notwendige Stärke aufzubringen.
    Ich würde die Kerze dieses Mal entzünden. Ich würde sie entzünden, denn es gab nichts, was mich daran hindern konnte, sagte ich mir.
    Ich holte bewußt tief Luft und begann, meine Kraft zu sammeln. Meine Welt verengte sich immer mehr, bis ich einzig und allein noch den krummen, geschwärzten Docht der Kerze wahrnahm.
    Ich war Skeeve. Mein Vater hatte als Bauer eine enge Verbindung zur Erde. Meine Mutter war eine gebildete Frau. Mein Lehrer war ein Zaubermeister. Ich war Skeeve. Ich würde diese Kerze entzünden.
    Ich fühlte, wie ich warm wurde, als sich die Energien in mir sammelten. Ich richtete die Wärme auf den Docht aus.
    Wie mein Vater zapfe ich der Erde Kraft ab. Das Wissen, das mir meine Mutter vermittelt hat, ist wie eine Linse, durch die ich ins Auge fassen kann, was ich erworben habe. Die Weisheit meines Lehrers lenkt meine Anstrengungen auf jene Punkte des Universums, die am ehesten meinem Willen gehorchen. Ich binSkeeve.
    Die Kerze blieb aus. Nun stand mir der Schweiß auf der Stirn, und ich zitterte allmählich vor Anstrengung. Das war nicht gut, ich durfte mich nicht verkrampfen. Entspann dich. Bemüh dich, nichts zu erzwingen. Anspannung behindert den Kräftefluß. Laß die Energien frei strömen, sei nur ein passiver Leiter. Ich zwang mich zur Ruhe.
    Der Kräftestrom war nun merklich stärker. Ich streckte einen Finger aus, um sie konzentriert auszurichten. Auf der Kerze rührte sich nichts. Ich schaffte es nicht. Negativer Gedanke. Verdränge ihn. Stütz dich nicht auf andere, um stark zu sein. Ich werde die Kerze zum Brennen bringen, weil ich Skeeve bin.
    Dafür wurde ich mit einem plötzlichen Energieschwall belohnt. Ich ging ihm nach, berauschte mich an der Kraft. Ich bin Skeeve. Ich bin stärker als sie alle. Ich bin den Bemühungen meines Vaters entgangen, mich wie meinen Bruder an den Pflug zu ketten. Meine Mutter starb an ihrem Idealismus, ihre Lehren halfen mir jedoch zu überleben. Mein Lehrer war ein einfältiger Narr, der sich einen Dieb zum Lehrling nahm. Ich habe sie alle geschlagen. Ich bin Skeeve. Ich werde diese Kerze entzünden.
    Ich schwebte nun. Ich begriff, wie meine Fähigkeiten alles um mich her schrumpfen ließen. Es war belanglos, ob ich die Kerze nun entzündete oder nicht. Ich bin Skeeve. Ich bin mächtig. Fast gleichzeitig ließ ich
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