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Ein Dämon zuviel

Ein Dämon zuviel

Titel: Ein Dämon zuviel
Autoren: Robert Asprin
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meinen Geist den Docht berühren. Wie als Antwort auf meinen Willen erschien ein kleiner, heller Funken.
    Erschreckt zuckte ich zusammen und blinzelte die Kerze an. In diesem Augenblick verschwand das Fünkchen und ließ zum Zeichen seines Erlöschens ein winziges weißes Rauchfähnchen zurück.
    »Ausgezeichnet, Bursche!«
    Garkin stand plötzlich neben mir und hieb mir begeistert auf die Schulter. Wie lange er schon da stand, wußte ich nicht, und es war mir auch ziemlich gleichgültig.
    »Sie ist ausgegangen«, sagte ich voller Bedauern. »Das braucht dich nicht zu kümmern. Du hast sie entzündet. Du hast das nötige Selbstvertrauen. Das nächste Mal wird es leichter sein. Bei allen Gestirnen, wir machen noch einen Zauberer aus dir. Hier, du mußt wirklich Hunger haben.«
    Ich konnte kaum noch meine Hand heben, um die restliche Echsenvogelkeule aufzufangen, ehe sie mir ins Gesicht flog.
    »Ich will dir nicht verhehlen, daß ich allmählich schon verzweifeln wollte, Bürschchen. Was ist dir an dieser Lektion so schwergefallen? Ist es dir vielleicht in den Sinn gekommen, daß du diesen Zauber dazu benutzen kannst, dir zusätzliches Licht zu spenden, wenn du ein Schloß knackst oder um zur Ablenkung ein Feuer zu legen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, aber zusätzliches Licht könnte unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. Was das Ablenkungsfeuer betrifft, so hätte ich Angst, daß jemand zu Schaden kommt. Ich möchte niemanden verletzen, nur ...«
    Ich hielt inne, als ich begriff, was ich da sagte, aber es war bereits zu spät. Eine heftige Ohrfeige von Garkin riß mich von meinem Schemel.
    »Hab ich mir's doch gedacht! Du willst also nach wie vor ein Dieb bleiben. Du willst meine Magikkünste zum Stehlen benutzen!«
    »Und was ist so falsch daran?« knurrte ich. »Dann verhungert man wenigstens nicht. Was ist denn so großartig daran, ein Zauberer zu sein? Ich will sagen, dein Lebensstil hier läßt mich nicht gerade optimistisch in die Zukunft blicken.«
    Ich machte eine Geste durch den vollgepferchten Raum, der die gesamte Hütte einnahm.
    »Hör sich einer dieses Welpengeheul an!« schnaubte Garkin. »Als der Winter dich aus dem Wald getrieben hat zum Stehlen, war es gut genug. >Dann muß man wenigstens nicht unter den Büschen schläfern hast du damals gesagt.«
    »Das ist ja auch richtig. Deshalb bin ich ja immer noch hier. Aber ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens hier zuzubringen. Sich in einer kleinen Hütte im Wald zu vergraben ist nicht die Zukunft, wie ich sie mir erträume. Du hast von Wurzeln und Beeren gelebt, bis ich kam und Fallen aufstellte. Vielleicht ist das deine Vorstellung von einem herrlichen Leben, Garkin, meine ist es jedenfalls nicht.«
    Wir sahen einander einige lange Momente ins Gesicht. Nun, da ich meinem Zorn Luft gemacht hatte, hatte ich nicht wenig Angst. Obwohl ich nicht allzu reiche Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte, stellte die Beschimpfung des Zauberers wohl kaum eine Garantie für ein langes und gesundes Leben dar.
    Überraschenderweise war Garkin der erste, der nachgab. Er wandte plötzlich seinen Blick ab, neigte den Kopf und ließ mich eines der seltenen Male die ungekämmte Mähne auf seinem Schädel sehen.
    »Vielleicht hast du recht, Skeeve«, seine Stimme klang merkwürdig sanft. »Vielleicht habe ich dir nur die ganze Arbeit der Magik gezeigt, aber nie die Belohnungen. Ich vergesse immer wieder, wie wenig man hierzulande von der Magik hält.«
    Er hob die Augen, unsre Blicke trafen sich wieder, und mir schauderte. Nicht, daß Zorn darin zu lesen gewesen wäre, vielmehr ein tiefes Glühen, das ich niemals zuvor erblickt hatte.
    »Du sollst nun wissen, Skeeve, daß nicht alle Länder wie dieses hier sind, noch war ich immer der, als den du mich hier siehst. In Ländern, wo man die Magik ehrt, anstatt sie wie hier zu fürchten, wird sie von den Mächtigen anerkannt und in ihre Dienste genommen. Dort kann ein geschickter Magiker, der seine Weisheit für sie behält, hundertmal mehr Reichtümer erwerben, als du dir als Dieb erhoffst, und eine solche Macht, die ...«
    Plötzlich verstummte er und schüttelte den Kopf, als müsse er seine Gedanken klären. Als er die Augen wieder öffnete, war das Glühen, das ich zuvor gesehen hatte, bis auf ein Fünkchen verschwunden.
    »Aber du läßt dir nicht mit Worten imponieren, nicht wahr, Bursche? Komm, ich will dir eine kleine Vorführung eines Teils der Macht bieten, die du eines Tages beherrschen kannst — wenn du deine
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