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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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betrachte ich die Fensterläden des Wintergartens. Ich habe die Muster darauf innerhalb von zwanzig Minuten selbst per Hand aufgemalt. »Meine Fensterläden sind einzigartig«, stelle ich stolz fest, als wolle ich sie mir selbst anpreisen. Beim Anblick der purpurroten Pinselstriche und der türkis gepunkteten Blätter darauf muss ich jedes Mal lächeln. Das ist bei Weitem individueller und persönlicher als alles von Kultdesignerin Cath Kidston.
    Ich hole die Obstschale aus dem Küchenschrank – aus meinem Stillleben-Küchenschrank, den Adi so hässlich findet, dass er nicht ins Haus durfte. In ihm befindet sich alles, was ich brauche, um mich inspirieren zu lassen – um zu malen, eine Collage zu fertigen oder zu zeichnen, und das alles in meinem typischen Laura-Lovegrove-Stil. Schließlich mache ich mich daran, das Chaos zu beseitigen – irgendwer muss es ja tun.
    Ich betrachte die Ananas, die Mangos und Kiwis, die auf der Leopardenfellschale liegen. Bevor ich anfangen kann, höre ich ein lautes »Mummy!«. Daisy steht in der Tür. »Kann ich ein Stück von der Ananas haben?« Wie erkläre ich bloß einer Dreijährigen, dass dies ein Stillleben ist, sozusagen das Werkzeug meiner Branche, und darum nicht zum Essen gedacht ist? Zumindest jetzt noch nicht.
    Ich liebe meinen Beruf als Textildesignerin. Gelegentlich beschwere ich mich vielleicht gerne einmal darüber, abends und am Wochenende arbeiten zu müssen; so etwas wie einen freien Sonntag gibt es für Freiberufler nicht. Aber der Adrenalinschub, wenn ich eine der Textilhandelsketten betrete und einen meiner Entwürfe als Kleid, Bettbezug oder Vorhang entdecke, ist einzigartig; es gibt mir einen richtigen Kick, wenn ich sehe, dass meine Visionen und Entwürfe die Welt anderer Menschen verschönern und ich obendrein dafür auch noch Geld bekomme.
    Das ist das Fantasiebild von Laura Lovegrove, das ich anderen gern vorstelle – den anderen Collegelehrern, alten Schulfreunden, Adis Kollegen. Dabei verschweige ich nur eine Tatsache: In Wahrheit kommt es nämlich nur sehr selten vor, dass ich irgendwelche Entwürfe verkaufe, und ich muss unterrichten, um überhaupt irgendetwas zu verdienen.
    Vielleicht sollte ich zuerst meine E-Mails lesen und dann mit der Arbeit beginnen. Insgeheim hoffe ich immer, etwas zu entwerfen, das sich dann gut verkauft. Genauso sehr hoffe ich, dass der große Durchbruch kurz bevorsteht. Und das, obwohl meine Zeit an der Kunsthochschule schon lange zurückliegt. Manchmal frage ich mich aber auch, ob ich mir nicht selbst etwas vormache, wenn ich die Hoffnung nicht aufgeben will, eine megaerfolgreiche Designerin zu werden. Es gibt immer wieder Augenblicke, in denen ich darüber nachdenke, mir am besten einen Bürojob zu besorgen und die ganze Sache ad acta zu legen. Was ich aber niemals tun könnte, da ich ganz bestimmt vor Langeweile sterben würde. Kreativ tätig zu sein ist ein Menschenrecht. Ich sinniere noch einen Moment lang über diese Aussage nach, bevor ich dann in die Küche gehe, mit einer Plastikschüssel zurückkehre und ein paar Obststücke aus dem Stillleben entferne. Ich gebe Daisy die Schüssel mit dem Postbote-Pat-Aufdruck. Mir ist klar, dass ich meinen Arbeitsbeginn nur vor mir herschiebe und keinen Deut besser bin als meine Textilschüler.
    Gott sei gelobt für das Wunder des E-Mail-Verkehrs. Ich rate immer Gill, meiner Agentin, dass es am besten sei, mir zu mailen, da ich nicht gern unterbrechen und zum Telefon laufen will, wenn ich gerade mitten bei der Arbeit bin und male. Natürlich steckt darin ein Körnchen Wahrheit, aber der eigentliche Grund ist, dass niemand weiß, dass ich durchaus tippen und Attachments mit meinen Entwürfen verschicken kann, während ich mich gleichzeitig mit sich zankenden Kindern herumschlage, die Brust gebe (mittlerweile natürlich nicht mehr) oder das Abendessen zubereite. Ich möchte die Welt und vor allem mich selbst davon überzeugen, dass ich eine erfolgreiche Designerin bin!
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Tropicana-Entwürfe
    Hi Laura,
    Nimm bitte noch eine klitzekleine Änderung bei einem deiner Entwürfe vor. Bitte sag, dass du es noch heute erledigen kannst. Du weißt ja, wie eilig das immer ist. Falls nicht, müsste ich eine dieser übereifrigen Streberinnen von der St.-Martin’s-Kunsthochschule darum bitten. Aber die haben eben einfach nicht so viel Erfahrung wie du, Schätzchen. Du wolltest mir heute die Ananas schicken. Du schickst sie mir
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