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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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sind wir von natürlichen, neutralen Farben und Materialien umgeben.
    Mit Ausnahme dieser Küche – deren rebellisches Aussehen mir immer besser gefällt. Die leuchtend orangefarbene Formica-Arbeitsplatte und die gelben, wahllos kombinierten Schränke sind mir irgendwie ans Herz gewachsen, obwohl sie weder zeitgemäß sind noch einen ländlichen Charme versprühen. Und die bittere Wahrheit ist, dass wir es uns einfach nicht leisten können, sie zu ersetzen.
    Als könne sie meine Gedanken lesen, ergreift Liz das Wort.
    »Ihr habt einen guten Zeitpunkt gewählt, um aus London wegzuziehen und eure Kredite loszuwerden.«
    »Unsere Freunde aus London wundern sich allesamt, dass wir in ein reetgedecktes Cottage aus Feuerstein und Backsteinen gezogen sind. Adis Architekturentwürfe waren immer ultramodern und bestanden aus so viel Glas und Stahl, wie es sich seine Kunden nur leisten konnten.«
    Ich erzähle ihr lieber nicht, wie wir schließlich völlig überhastet unsere weiße Doppelhaushälfte aus den Dreißigerjahren in Ealing weit unter Wert verkaufen mussten. Aber immerhin hat Adi seinen Job behalten. Während wir uns unterhalten, wird mir klar, dass die Zeiten längst vorbei sind, in denen ich bei Partys nach dem begehrtesten Mann Ausschau gehalten habe. Jetzt genieße ich es einfach, mich mit einer anderen erwachsenen Frau zu unterhalten. Und damit meine ich, mich richtig über Kleidung zu unterhalten – über Stoffe, die Verarbeitung und Farben. Wie sich herausstellt, hat Liz Journalismus am London College of Fashion studiert. Es fühlt sich toll an, jemanden im Dorf zu kennen, der mit mir auf gleicher Wellenlänge ist! Es ist doch etwas ganz anderes, die Geschichten über meine Schnäppchenjagden in Vintageläden und Secondhandshops mit jemandem zu teilen, der versteht, was ich meine.
    Die Kirchenglocken läuten Mitternacht, und ich fühle mich wie Aschenputtel. Die Zeit ist heute Abend wie im Flug vergangen. »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so lange aufgeblieben bin«, erkläre ich.
    »Ich auch nicht. Lange Nächte und kleine Kinder lassen sich eben einfach nicht kombinieren. Kate hat nie lange geschlafen. Selbst jetzt ist das nicht anders, obwohl sie schon sieben ist!«
    Mitfühlend lächele ich sie an.
    »Seit Jacks Einschulung ist allerdings vieles besser geworden«, fährt Liz fort. »Seit September schläft er volle zwölf Stunden am Stück.«
    »Eine schöne Vorstellung«, antworte ich mit einer Mischung aus Neid und Hoffnung.
    Ich schenke mir ein weiteres Glas des mittlerweile lauwarmen Weins ein. »Ich habe Adi bei einer Hauseinweihungsparty in Tooting in der Küche kennengelernt. Über eine Schüssel Cracker hinweg trafen sich unsere Blicke.«
    Liz lacht und verschluckt sich an ihrem Weißwein.
    »Ich weiß nicht einmal, wessen Haus das war. Aber so war das damals. Er war wegen seines ersten Jobs nach London gezogen – bei Lutyens and Foster, dem damals angesagtesten Architekturbüro. Wir wussten da gar nicht, wie gut es uns ging. Wir arbeiteten beide Vollzeit und haben jedes Wochenende genutzt, um unzählige Vernissagen und Partys zu besuchen und Wochenendausflüge zu machen.«
    Das alles kommt mir wie ein anderes Leben vor. Wie das Leben einer vollkommen anderen Person.
    Nachdem Liz und ihr Ehemann Mark (ebenfalls Journalist) nachhause gegangen sind, habe ich genug von meiner eigenen Party. In jüngeren Jahren war ich bei Partys immer eine der Letzten, die nachhause gingen. Aber jetzt, mit zwei Kindern und einem unfassbaren Chaos, das es noch zu beseitigen gilt, würde ich am liebsten Folgendes bekanntgeben: »Die Party ist offiziell beendet, und die Gastgeberin zieht sich ins Schlafgemach zurück. Wenn Sie noch bleiben möchten, tun Sie sich keinen Zwang an: Füllen Sie doch bitte einen Müllsack, oder ziehen Sie sich Spülhandschuhe an – wir besitzen nämlich keine Spülmaschine.« Aber ich bin ein Angsthase und traue mich nicht, etwas Derartiges laut zu sagen. Stattdessen zähle ich insgeheim nach, wie viele Stunden Schlaf ich heute Nacht wohl bekommen werde. Wahrscheinlich vier, und das auch nur, wenn David beschließen sollte, schnell todmüde ins Bett zu fallen. Mir ist klar, dass sie alle zusammen nach Norfolk hinaufgeschickt wurden (oder den Standort gewechselt haben, wie sie es nennen). Und ich verstehe auch, dass sie sich alle mindestens genauso einsam hier fühlen wie wir und sich wie »Fische auf dem Trockenen« vorkommen. Nur dass es zwei
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