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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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Gott, lass noch andere Gäste zu unserer Party kommen, flehe ich. Warum musste es auch ausgerechnet heute schneien? Hätte es nicht geschneit, könnten wir jeden Moment unsere Freunde aus London im neuen Zuhause begrüßen.
    »Vielen Dank für die Taschenlampe«, versuche ich, die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.
    »Das ist keine gewöhnliche Taschenlampe.«
    »Ach?«
    »Man muss erst kurbeln. Dafür braucht man keine Batterien oder Strom. Damit könnte man gut und gerne eine Belagerung überstehen«, erklärt Kurt und beginnt, an dem blauen Plastikgriff zu kurbeln.
    Gibt es Probleme in Reedby? Diese Frage liegt mir unweigerlich auf der Zunge.
    »Die Nachbarschaftswache ist überaus eifrig. Wussten Sie, dass sich die Zahl der Kriminaldelikte auf dem Land im letzten Jahr nahezu verdoppelt hat?«
    »Nein, das habe ich nicht gewusst«, antworte ich ehrlich. Dann kommt mir etwas über die Lippen, wofür Adi mich garantiert hassen wird. Aber immerhin ist es seine Idee gewesen, hier in Norfolk neue Wurzeln zu schlagen (und so die »Geschäftsprozesse optimieren«, wie es das Architekturbüro formuliert hat).
    »Adi würde sich sicherlich gern der Nachbarschaftswache anschließen. Sollen wir ihn schnell suchen?«, schlage ich vor und gehe zur Tür, als ich merke, dass Kurt in dem Schaukelstuhl wohl festzukleben scheint. Als der Groschen fällt und er den Wink versteht, erhebt er sich jedoch. Ich kann mir irgendwie kaum vorstellen, dass es in Reedby ein schwerwiegenderes Verbrechen geben sollte als ein paar Fälle à la Miss Marple. Das Dorf liegt weit ab von allem; man kommt hier allenfalls vorbei, wenn man auf dem Weg in die Broads ist. Gerade als wir den Wintergarten verlassen, klingelt es, und ich laufe schnell zur Tür.
    Adis Arbeitskollegen, oder die »Partybande«, wie sie auch genannt werden, füllen allmählich die leeren Räume. Mir kommt es komisch vor, dass wir Adis bunten Architektenhaufen vor kurzem erst, an Weihnachten, das letzte Mal gesehen haben. Das war jedoch nicht in der Wildnis Reedbys, sondern im Londoner Stadtrandbezirk Ealing – meinem natürlichen Umfeld. Mich überrascht auch, dass die Kollegen alle en masse aus London weggezogen sind, aber andererseits gilt »Job ist Job«, wie Adi damals so schön sagte. Er jedenfalls hat sich insgeheim sehr darüber gefreut, der Großstadt den Rücken zu kehren.
    Dann treffen die Mütter und Väter ein, die ich am Schultor schon einmal gesehen habe, wenn ich die Kinder zur Schule bringe. Ich kenne diese Leute zwar kaum, aber bei ihrem Anblick verspüre ich immer noch eine gewisse Erleichterung. Vielleicht liegt es an der Ähnlichkeit zu den Mums und Dads aus Ealing. Immerhin tragen sie alle die gleichen leuchtend bunten Biobaumwollstoffe: mit Punkten, Streifen oder stilisierten Blumenmustern. Vielleicht klingt es nun so, als würde ich sie allein danach beurteilen, was sie tragen – obwohl ich als Mode- und Textildesignerin wahrscheinlich jedes Recht dazu hätte.
    Plötzlich wird mir jedoch der eigentliche Grund klar, warum sie mir alle so vertraut erscheinen. Eine der Mütter trägt einen meiner Entwürfe; die roten und weißen stilisierten Tulpen sind definitiv von mir. Leider kommt es nicht so oft vor, dass eines meiner Stoffdesigns abgesegnet wird und dann den Weg von meinem Agenten über den Laden bis zum Kunden schafft und dann tatsächlich zu einem Kleidungsstück verarbeitet wird. Das Tulpenmuster, das sich am unteren Ende der Satintunika wiederholt, sieht toll aus, insbesondere aber auch, weil die Frau um die Hüften herum schlank genug ist, dies so zu tragen. So gestärkt gehe ich auf die blasse Frau mit den schwarzen Locken zu, deren Vornamen ich leider vergessen habe.
    »Hi, ich bin Laura Lovegrove. Kann ich dir einen Drink besorgen? Übrigens finde ich dein Top toll!«
    »Vielen Dank. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas je tragen würde«, lacht die Frau. »Nicht wegen des Musters – sondern wegen des Preises. Ich könnte mir so etwas im Leben nicht leisten«, flüstert sie. »Es war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Schwiegermutter«, erklärt sie und vergisst vollkommen, sich mir vorzustellen.
    »Oh«, antworte ich. Ich lasse den Gedanken fallen, ihr einen Drink zu besorgen, und bald schon werden wir von einer kleinen Menschenansammlung am Fuße unserer Treppe abgelenkt. Jetzt fehlt nur noch, dass die Mädchen immer noch auf sind.
    David, Adis rechte Hand und brillanter, aber unkonventioneller Architekt – Adis Worte, nicht
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