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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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meine –, steht vor der Tür zur Treppe und hat die Hand auf der Klinke. »Wie findest du meinen Anzug, Laura? Den habe ich gestern für sieben Pfund in einem Secondhandladen erstanden!«
    Dies ist so ein Moment, in dem mir wirklich die Luft wegbleibt. David trägt sonst nämlich nur maßgeschneiderte Anzüge von einem teuren Londoner Herrenausstatter und sieht darin aus wie der Held aus dem Film Wiedersehen mit Brideshead . Er ist der typische blonde Junge mit den strahlend blauen Augen. Ich kann nicht anders: Unaufhörlich starre ich auf den viel zu großen Polyesteranzug und denke, dass er eigentlich aus Leinen sein sollte.
    »Sieh mal, was ich hier habe!«, ruft er und winkt mit einem abgenutzten Lederrucksack. Bevor ich jedoch einen Blick hineinwerfen kann, zieht er daraus einen Pyjama mit Paisleymuster hervor.
    Die leuchtend roten und grünen Farben und das fröhliche Muster zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich wünschte, Adi würde statt in seinen ewig schwarzen Schlafanzügen mit V-Ausschnitt einmal in solch farbenfrohen Pyjamas schlafen. Adi trägt gern schlichte Farben (oder »tonige Kolorierungen«, wie es in unserer Branche heißt). Aber verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Er gibt wahrscheinlich deutlich mehr Geld als ich dafür aus, um die richtigen Jeans und passenden T-Shirts zu kaufen, die sich ihrerseits alle Mühe geben, weder allzu neu noch allzu alt auszusehen.
    »Ich habe der netten Dame im Secondhandshop gesagt, dass ich über Nacht bleibe und für gewöhnlich im Adamskostüm schlafe, deswegen aber meine Gastgeber nicht in Verlegenheit bringen will. Gleichzeitig habe ich ihr noch erklärt, dass das Wort Pyjama aus dem Persischen stammt und eigentlich ein Kleidungsstück bezeichnete, mit dem man ausging, diese Bedeutung aber durch einen Übersetzungsfehler verloren gegangen ist. Sie hat mich daraufhin grinsend als Intelligenzbestie bezeichnet und mir den Pyjama geschenkt.«
    »Ach, mit deinem Charme wickelst du einfach jeden um den Finger«, lache ich und gebe David einen Klaps auf den Arm. »Und woher stammt dieses Wissen? Hast du kürzlich Trivial Pursuit gespielt?«
    »Weißt du, mein Dad beherrscht zehn Sprachen des Mittleren Ostens, weitere fünf spricht er fließend …« Plötzlich wird er jedoch ernst. »Es ist schon ziemlich seltsam, hier in Reedby zu sein.«
    Ich bin versucht zu erwidern, dass es sich auch für mich komisch anfühlt; doch meine Angst ist zu groß, mit dieser Antwort irgendwem auf den Schlips zu treten.
    »Was meinst du damit?«, hake ich interessiert nach.
    »Mum und Dad leben am anderen Ende der Straße. Es ist ein ganz kleines, schnuckeliges Häuschen. Ich habe mich aber dagegen entschieden, wieder bei ihnen einzuziehen. Dafür bin ich einfach zu alt. Außerdem würden sie meinen dekadenten Lebensstil nicht gutheißen«, lacht David. »Während meines Studiums in Cambridge sind sie hierhergezogen. Aber jetzt habe ich eine Frage an dich, Laura.«
    Ich wundere mich, was um alles in der Welt David jetzt wohl schon wieder auf Lager hat. Bitte frag mich nicht danach, wie es mir hier in Reedby gefällt, meilenweit von all meinen Freunden entfernt!
    »Wie ist das Paisleymuster entstanden?«
    »Ah, das weiß ich! Aus der Form eines schiefen Abdrucks eines Kinderdaumens!«
    »Nein, das ist ein Ammenmärchen«, entgegnet David.
    »Und wie lautet die Antwort?«
    »Ich muss los!«, lacht er und zwinkert mir zu.
    »Das kannst du nicht machen! Ich muss die Antwort wissen!«
    »Genau wie beim Pyjama müssen wir nach Persien gehen. Dort hat das Muster seinen Ursprung.«
    »Paisley klingt alles andere als persisch«, erwidere ich argwöhnisch.
    »Es handelt sich um eine stoffliche Odyssee. Das Muster gelangte zuerst nach Indien – genauer gesagt nach Kaschmir –, bevor es dann über Umwege nach Paisley kam.«
    »Meinst du Paisley in Schottland?« Lächelnd schüttele ich den Kopf über David. Man könnte tatsächlich meinen, er habe ein Lexikon verschluckt.
    »Na klar. Es hätte aber genauso gut Norwich sein können – immerhin gab es damals dort eine große Textilindustrie.«
    »David, du solltest dich wirklich einmal bei Wer wird Millionär? anmelden«, lache ich.
    »Du bist nicht die Erste, die mir das rät.«
    Kurt geht an mir vorbei und hat Adi in seinem Schlepptau. »Er will den Keller sehen«, flüstert Adi mir zu. »Er meint, er sei ein Sicherheitsrisiko.«
    Ich muss mich zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten. Adi schafft es immer wieder, bei mir einen
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