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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
Autoren: Henry Slesar
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wenn Sie es schaffen. Das dürfte der größte Fischzug Ihres Lebens sein, und hinterher haben Sie nicht einmal die Polizei auf dem Hals. Klingt das nicht wirklich verlockend?«
    »Das tut es allerdings«, sagte Sammy. »Nur dass...«
    »Ich weiß«, erwiderte Fell feierlich. »Sie arbeiten jetzt auf einem ganz anderen Gebiet. Aber lohnt es sich, Sammy? Lohnt es sich so wie diese Sache?«
    »Nein«, gab Sammy zu. »Nicht so wie diese Sache.«
    »Für Sie wird es ein großer Erfolg sein – geldmäßig. Und für uns wird es auch großartig sein – verkaufsmäßig. Was meinen Sie nun?«
    Sammy kratzte sich den langsam kahl werdenden Schädel. Dann nickte er.
    »Okay, Mr. Fell. Ich mache es.«
    »Wunderbar! Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen geschäftlich zu verhandeln, Sammy.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Sammy schüchtern.
    Das Ergebnis der Werbung, die Harrison Fell für den 801 durchführte, übertraf noch seine Voraussagen, die er den Kunden gegenüber gemacht hatte. Reporter von fünf hauptstädtischen Zeitungen, von fünf Zeitungen anderer Städte und zwei größeren Nachrichtendiensten erschienen zur Operation ›Safecrack‹ in der Fabrik der Holdwell Corporation in Long Island City. Der New Yorker schickte seinen besten Mann, Stanley; vertreten waren ferner vier Zeitschriften, die wahre Kriminalgeschichten veröffentlichten, sowie sechs andere, die verschiedenen Interessen dienten. Als offizielle Beteiligung war es Fell gelungen, den stellvertretenden Polizeidirektor zu gewinnen, der jedoch drei stämmige Streifenbeamte als Ehrengarde mitbrachte. Der Anblick der blauen Uniformen war schuld daran, dass Sammy ›The Touch‹ Morrisey nervös schluckte und knurrte, er verschwände lieber. Als die Zeiger der Uhr langsam auf neun rückten, trafen immer neue Zuschauer ein. Gut dreißig leitende Angestellte sowie etwa halb so viele Vertreter der Konkurrenz betraten das leere Lagerhaus aus roten Ziegelsteinen, das für diese Gelegenheit geräumt worden war. Bliss, der Präsident der Werbeagentur, war erschienen, desgleichen Winford Stark, der Werbeleiter der Holdwell Corporation, der strahlend und händeschüttelnd herumging, als wäre das alles seine eigene Idee. Großzügig wurden Getränke angeboten, und die Atmosphäre war festlich, verräuchert, lärmend und erinnerte beinahe an einen Silvesterabend. Während die vielen Menschen sich drängten und stießen, den Inhalt ihrer Gläser verschütteten, Witze erzählten und es sich wohl sein ließen, warteten Sammy und der 801 auf den Beginn ihres Kampfes.
    Schließlich stieg Harrison Fell, selbsternannter Zeremonienmeister, auf einem Stuhl, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu lenken.
    »Gentlemen! Gentlemen, bitte! Darf ich um Ruhe bitten!«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis seine Bitte erfüllt wurde.
    »Gentlemen, ich möchte Ihnen für diese großartige Beteiligung danken; ich weiß, dass Sie alle es nicht bereuen werden, an diesem Abend hierhergekommen zu sein. Ohne weitere Vorrede möchte ich Sie mit den Ehrengästen des Abends bekannt machen. In dieser Ecke, Gentlemen...« Wie ein Ringrichter führte er sich auf, und die Menge fing an, erfreut zu lachen. »Mit einem Gewicht von zweitausenddreihundertsiebzig Pfund der Holdwell 801, Weltmeister im Kampf um einbruchsichere Geldschränke. Und in dieser Ecke, mit einhundertzwölf Pfund, Sammy ›The Touch‹ Morrissey.«
    Der kleine Sammy erhielt den größeren Beifall; selbst der stellvertretende Polizeidirektor beteiligte sich daran.
    »Wie Sie alle wissen«, sagte Fell, der es genoss, im Mittelpunkt zu stehen, »hält Sammy Morrissey geldschrankknackermäßig den Weltrekord sämtlicher Klassen.« Er wartete auf das einsetzende Gelächter. »Aber die Holdwell Corporation glaubt, dass der 801 auch Sammys Anstrengungen widerstehen wird. Und ihre Überzeugung ist so groß, dass sie das folgende unglaubliche Angebot gemacht hat.« Er zog einen weißen Geschäftsumschlag aus der Tasche. »In diesem Umschlag befinden sich fünfzig Scheine über je eintausend Dollar, Gentlemen! Insgesamt fünfzigtausend Dollar! Mr. Grady, wollen Sie bitte die Tür des Geldschrankes öffnen!«
    Grady, ein Wachmann der Firma Holdwell, tat wie befohlen.
    »Mr. Grady, wollen Sie bitte den Umschlag in den 801 legen!«
    Grady nahm den dicken Umschlag aus Fells Hand entgegen und legte ihn in den Safe.
    »Und jetzt, Mr. Grady, würden Sie bitte die Tür des Geldschrankes schließen und den Zeitmechanismus auf morgen Vormittag, neun
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