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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
Autoren: Henry Slesar
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grinsend zu Hilda. »Sagen Sie ihm, er soll sich auf allerlei gefasst machen. Erklären Sie ihm, dass ich ihm nachher eine Wasserstoffbombe in den Schoß werfen werde. Los – los! Sagen Sie Bliss Bescheid, dass ich ihn sprechen möchte!«
    Hilda schluckte und griff nach dem Hörer. Sie sprach kurz mit der Sekretärin von Bliss und vereinbarte einen Zeitpunkt für den Bombenangriff. Als sie ihren Chef dann benachrichtigte, dass Bliss auf alles gefasst sei und ihn erwarte, schoss Fell wie mit einem Schleudersitz aus seinem Drehstuhl.
    Auf der Treppe zwischen den beiden Etagen verlor der Werbemanager jedoch einen Teil seines überschäumenden Selbstvertrauens. Er war ein großer Mann mit breitem Brustkasten; seine Schultern stammten von Brooks Brothers, sein Haar von Brylcreem, seine Haut von Man Tan und seine Seele vom Cadillac. Noch vor einem Monat war er am Himmel der Werbeagentur ein strahlender Stern gewesen. Dann hatte Winford Stark, der Werbeleiter der Holdwell Safe Corporation, gebeten, ihm den Werbeetat der Holdwell Safe Corporation zu entziehen. Die Schuld daran hatte Fell freilich nicht sich selbst, sondern nur anderen zugeschoben: Der Texter war ein Trunkenbold, der Art Director Kommunist und der Fernsehproduzent rauschgiftsüchtig. Aber Bliss, ein kluger alter Fuchs im Werbewald, hatte die Schuld in aller Ruhe dorthin geschoben, wo sie hingehörte.
    Als Fell das Büro der Geschäftsleitung betrat, strahlte er Zuversicht aus. Die Kühle im Gesichtsausdruck von Bliss wich allerdings nicht. Der kleine, flinke Mann sträubte seinen Schnurrbart wie ein Rauhhaarterrier und knurrte. »Fünf Minuten«, sagte er. »Mehr als fünf Minuten, Harrison, kann ich für Sie nicht erübrigen.«
    »Mehr brauche ich auch nicht, Chef. Ich habe gerade entdeckt, was Holdwell nicht passt.«
    »Das haben wir doch alles bereits gründlich durchgekaut, Harrison.«
    »Meiner Ansicht nach ist immer noch ein ganz hübscher Heuhaufen übrig geblieben. Aber jetzt habe ich die Stecknadel gefunden, und ich werde sie diesen dickköpfigen Stark schon spüren lassen. Eine großartigere Idee für die Safe-Werbung hat es bisher noch nicht gegeben. Ich brauche bloß noch Ihre Genehmigung, um das Ding auf die Startrampe zu bringen!«
    Bliss seufzte. »Müssen Sie eigentlich immer so reden, Harrison? Von allem, was Sie sagen, verstehe ich nur die Hälfte.«
    »Aber das werden Sie schon begreifen, Chef. Sie kennen doch den neuen Safe, den die Holdwell-Leute in eine Umlaufbahn schießen wollen?«
    »Den 801?«
    »Genau. Vielleicht hat man unsere Idee bisher für etwas dürftig gehalten, aber die neue ist nun tatsächlich eine richtige Atlasrakete. Diese Idee besitzt Schwung, Chef – hören Sie sich erst einmal an...«
    »Ich höre.«
    Fell schwieg einen Augenblick und zog dann mit einer melodramatischen Bewegung einen Zeitungsausschnitt aus der Tasche. Er knallte ihn Bliss auf den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück. Bliss betrachtete die über zwei Spalten reichende Aufnahme von einem unscheinbaren Mann mit schütterem Haar und großen unschuldigen Augen.
    »Was soll das?« sagte er.
    »Lesen Sie«, sagte Fell. »Das ist mein Kandidat für die Erprobung des 801. 801 – der erste wirklich einbruchsichere Safe!«
    »Sammy ›The Touch‹ Morrissey«, las Bliss. »Wollen Sie diesen Mann etwa in einer Holdwell-Anzeige bringen?«
    Fell lachte. »Können Sie sich einen besseren Beweis vorstellen? Das ist doch gerade die Schwierigkeit bei der Kampagne, die wir jetzt durchführen, Chef. Was zum Teufel nützt uns die Erklärung eines zufriedenen Kunden? Das hier ist ein Mann, der tatsächlich beurteilen kann, ob ein Safe einbruchsicher ist. Das hier ist der beste Safeknacker der ganzen Branche!«
    »Ist das Ihr Ernst, Harrison?«
    »Selbstverständlich! Haben Sie immer noch nicht verstanden? Wir werden Sammy für einen Versuch engagieren, den 801 zu knacken. In aller Öffentlichkeit, in Anwesenheit von Reportern und so weiter. Das klappt! Damit haben wir eine riesige Publicity und eine großartige Werbekampagne!«
    »Aber wenn er noch im Gefängnis sitzt...«
    »Vor einem Jahr wurde er auf Bewährung entlassen. Polizeimäßig hat er sich seitdem anständig aufgeführt. Zwangsweise Pensionierung nennt man es wahrscheinlich. Aber immer noch ist er der Gescheiteste, Chef, und wer könnte den 801 knacken, wenn nicht er?«
    Nachdenklich betrachtete Bliss die Photographie und strich sich den Schnurrbart. Als er
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