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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Erbschaftssteuer, die da gewiss anfiel. Der Gedanke absorbierte sie so, dass sie völlig übersah, dass sie bereits die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland erreicht hatte.
    Sie gab mehr Gas, um schneller zu Opas Sehnsuchtsort zu kommen. Ohne auch nur im Geringsten, und wie es die Schilder vorschrieben, ihr Tempo zu drosseln, brauste sie durch die Grenzkontrollstation.
    Es wurde ihr erst in dem Moment bewusst, als sie Sirenen und Blaulicht hinter sich wahrnahm. Da außer ihr weit und breit niemand auf der Autobahn war, konnte die Inszenierung nur ihr gelten. Sollte sie aufdrehen und sich absetzen? Nein, vielleicht war sie automatisch fotografiert worden und sowieso… sie wollte keinen Ärger. Als angehende Besitzerin einer französischen Immobilie, sollte sie zudem einen Start in diese neue Ära hinlegen, der nicht gleich mit einem Gesetzesbruch oder einer Ordnungswidrigkeit begann.
    Sie nahm also Gas weg, ließ sich freiwillig überholen und fuhr dann hinter dem Grenzkontrollfahrzeug rechts ran auf den Seitenstreifen der Autobahn.
    „Carte d´identité , Permis, Carte gris…“
    Yuna wurde schwummerig. Das Letztere hatte sie garantiert nicht dabei… so etwas ließ ihr Bruder gewiss nicht in der Maschine liegen. Tat er aber doch, das heißt, der Kumpel, von dem er das Motorrad geliehen hatte, hatte die Zulassung tatsächlich in der Seite der Gepäckbox verstaut. Sehr nett.
    Sie atmete auf und reichte den Grenzern alles hin. Die beiden begannen zu diskutieren. Eine junge Frau zu dieser Stunde allein auf einem Motorrad, die sich einen Teufel um Grenzvorschriften scherte, begegnete selbst ihnen wohl nicht nicht alle Tage.
    „Qu voulez-vos aller? Wo wollen Sie hin?“, fragte der eine Grenzer, der wie ein Franzose aus dem Bilderbuch aussah, mit einem kleinen Schnurbart und schwarzen Knopfaugen wie ein Teddybär.
    Yuna fing sich wieder und fragte sich, ob sie dem mit ihren weiblichen Reizen vielleicht ein wenig um das Bärtchen gehen sollte. Aber ehe der Entschluss noch reifen konnte, verlangte der andere, Typ, der alles andere als kuschelig sondern wie ein frustrierter und übermüdeter Dorfsheriff wirkte, Einblick in Ihre Gepäckboxen.
    Panik ergriff sie und das recht eindeutige Gefühl, nun erledigt zu sein.
    Ganz gewiss war das Einführen einer Urne mit der Asche eines Toten strengstens untersagt. Dazu bedurfte es vermutlich eines mehrseitigen Antrages, und einer Genehmigung mit den Stempeln von mindestens zwei Behörden, einer über- und einer untergeordneten… und ja, vermutlich auch noch einer Prüfstelle für beide. Im Grunde in Ordnung, nur nicht, wenn man nichts davon besaß, außer der Urne… und der Asche.
    Illegal! Was du hier tust ist illegal, machte Yuna sich zum ersten Mal den Ernst der Lage richtig bewusst.
    Natürlich war die Entwendung der Urne vom Friedhof vermutlich bereits Raub, Friedhofsschändung und Störung der Totenruhe. Dafür konnte man sie bei ihrer Heimkehr nach Deutschland sicherlich mit einer gehörigen Geldstrafe belegen. Die Urne aus Deutschland auszuführen, dürfte ein weiteres Bußgeld nach sich ziehen und wie der Versuch, sie nach Frankreich rein zu schmuggeln, geahndet werden würde, das ließ sich sicherlich im nächsten Augenblick erfahren. Merde!
    Der Typ mit dem Schnäuzer hatte bereits ihren Rucksack in der Hand und forderte Yuna nun auf, ihn zu öffnen und seinen Inhalt auf die Motorhaube des Autos zu legen.
    Sie fummelte mit zitternden Fingern den Rucksack auf. Im Licht der Stablampen glänzte das Kuper der Urne verräterisch. Sie zog zur Ablenkung erst einmal ihre Unterwäsche heraus. BHs und Schlüpfer aus roter Spitze, ziemlich sexy, was sofort einen Pfiff und ein eindeutiges Kompliment aus dem Teddybärtypen hervorlockte. Da waren Männer doch alle gleich, ein paar Dessous und schon stand denen der Stift.
    Dennoch, was sollte sie nur tun, wenn die verlangten, dass sie die Urne öffnen sollte. Da konnte ja in deren Augen wer weiß was drin sein. Hasch, Opium, Koks… Die würden sicherlich alles glauben, nur nicht, dass es sich wirklich und wahrhaftig um die simple Asche eines toten Großvaters handelte. Wer fuhr damit schließlich auch schon mitten in der Nacht herum und raste auch noch durch eine Grenzstation. Völlig unglaubwürdig! Und so hatte Yuna fast schon eine hämische Bemerkung im Ohr, die da nur lauten konnte: „Das können sie ihrer Großmutter erzählen.“ Jedenfalls die französische Variante davon. Sie begann Blut und Wasser zu
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