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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Berliner Kumpel nur geborgte Motorrad. Ihr Vater hingegen würde sich eher einen Kopf darum machen, wie er die juristische Seite des Urnendiebstahls geregelt bekam. Der einzige Mensch, der sich tatsächlich um sie sorgen würde, war vermutlich wirklich nur ihre Mutter. Die kriegte es fertig und sprang sofort mit kleinem Notgepäck ins Auto und düste hinter „ihrem Kind“ her, um es vor jeder Gefahr, und sei sie auch nur imaginär, zu beschützen.
    Dabei war sie als berufstätige Frau und Wissenschaftlerin nicht mal der Gluckentyp. Aber Yuna und sie waren inzwischen wie beste Freundinnen und deswegen würde Monika Lindberg auch niemals den Gedanken ertragen können, dass ihrer Tochter in der Fremde etwas zustoßen, ihr wohlmöglich irgendein Bösewicht etwas antun könnte, oder dass sie einfach nicht so glücklich war, wie es ihr nach Meinung der Mutter eigentlich zustünde Warum sie ihr in der Sache mit Großvaters Beisetzung die Unterstützung versagt hatte, war Yuna darum ein Rätsel. Vielleicht glaubte sie tatsächlich, den Anhängern von Opas Kunst ein pompöses Event schuldig zu sein. Juliette hatte sie in der Hinsicht garantiert gründlich bearbeitet.
    Trotzdem, auf ihre Mutter konnte sie in der Regel bauen. Sie ist der einzige Mensch, der mich wirklich liebt, dachte Yuna, während alle anderen Menschen mich als unumgängliches Übel lediglich zu akzeptieren scheinen.
    Einen Moment erschrak sie regelrecht über dieses Fazit.
    Eine gutaussehende, nicht dumme und durchaus kreative Frau ihres Alters sollte in der Tat mindestens einen Lover und eine Handvoll Verehrer haben… jedenfalls nicht als akzeptiertes Übel durch die Welt laufen. Nein, sie achtete Mutterliebe keineswegs gering, aber die Liebe eines Freundes wäre schon auch nicht schlecht. Andererseits brachte das ja auch wieder nur Unruhe in ihr, gerade erst wieder in etwas geordneten Bahnen verlaufendes, Singleleben.
    Das Ich-bin-okay-du-bist-okay-Wellnessfeeling erhielt einen heftigen Dämpfer bei diesen Gedanken.
    Mit Vollgas trieb sie die Maschine auf 200 kmh und raste dann ein paar dutzend Kilometer ihren Frust ab.
    Da war sie wieder diese völlig irrationale Torschlusspanik, mit der sie ihre älteren Freundinnen angesteckt hatten. Die saß wie ein Geschwür in ihrem Herzen und manchmal, wenn sie sich, so wie jetzt ,nicht sicher sein konnte, ob sie in ihrem Leben wirklich auf dem richtigen Weg war, dann wuchs es zu einem vielarmigen Kraken, der es zusammenpresste und und eine Panik auslöste, die jede Zelle ihres Körpers überschwemmte, und der sie sich meist nur mit äußerster Disziplin entziehen konnte.
    In solchen Momenten war sie froh, dass sie mit einem Verstand gesegnet war, der seine Funktionstüchtigkeit besonders in Krisensituationen unter Beweis stellte. So sehr sie zu starken Gefühlen fähig war, so wenig ließ sie sich von falscher Sentimentalität einlullen. Dazu war sie einfach zu vernünftig. Das lag wohl daran, dass sie von klein auf dazu ermuntert worden war, zu allererst auf sich selbst zu vertrauen und niemals aufzugeben. Es war hauptsächlich ihr Großvater, der ihr diese Lebenseinstellung und Selbstgewissheit vermittelt hatte.
    „Das Glück dieser Welt? Es liegt in dir. Da musst du es zu allererst suchen, dann erst bei anderen. Du kannst alles erreichen“, hatte er sie immer bekräftigt, „du musst es nur wirklich wollen.“
    Sie hatte vieles gewollt, aber wohl meistens nicht stark genug, nicht so bedingungslos, beharrlich und ausschließlich, wie es ihr Großvater gemeint hatte.

    Michael war so ein Beispiel. Sie hatte ihn gewollt, oh ja, unbedingt, aber nicht um seinetwillen allein, sondern weil sie ihn Denise nicht gegönnt hatte. Dieser hübsche Junge, mit dem coolen Motorrad, war für die doch viel zu schade. Sie spürte das schlechte Gewissen und sie fragte sich, ob der hübsche Kerl vielleicht noch leben würde, wenn er in jener Nacht die vollschlanke Denise beglückt und mit der und einem Döner vor dem Fernseher gelegen hätte, statt sich nach einem Streit mit ihr, um die letzten gemeinsam gekauften DVDs, aufs Motorrad zu setzen und einem Alleebaum den Todeskuss zu geben.
    Sie geriet in einer leichten Kurve ins Schleudern, schreckte aus ihren Gedanken und nahm viel Gas weg. Ihr fiel auf, dass sie mal wieder tanken musste. Allerhöchste Zeit, wenn sie die Maschine nicht trockenfahren wollte.
    Das Leben ist, wie es ist, dachte sie, das Glück kommt und geht und so ist es auch mit der Liebe. Irgendwann würde sie
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