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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Herz gelegt, mitsangen.
    Danach verließ die Trauergesellschaft, nachdem jeder Einzelne Yunas Familie sein Beileid ausgedrückt hatte, über die Chaussée du diable die Insel und wanderte auf dem Skulpturenweg wieder zurück ins Dorf.
    Sicher würde mancher nachdenklich an der letzten Stele verharren.
    C´hwezhet an avec e-lec`h ma karo, dachte Yuna, der Wind bläst wohin er will, er bläst unaufhörlich und manchmal treibt er die Menschen sogar in die richtige Richtung.

    Yuna bestieg nun mit ihren Eltern, dem Pfarrer und natürlich Julien und seinen Großeltern das Fischerboot, welches sie hinaus auf die offene See bringen würde, wo der letzte Akt der Bestattung stattfinden sollte.
    Für alle Beteiligten war es ein bewegender Moment, als zu einem segnenden Wort des Pfarrers Gebeine und Urne dem Meer übergeben wurden. Yunas Vater war ganz besonders berührt und ihm traten Tränen in die Augen. Nie zuvor hatte Yuna ihn weinen sehen.
    Als die Zeremonie beendet war und das Schiff abdrehte, legte er, in einer selten intimen Geste, den Arm um seine Tochter und dankte ihr mit fast hilflos anmutenden Worten.
    „Mein ganzes Leben“, gestand er ihr, „schleppte ich das Gefühl mit mir herum, dass mir irgendetwas fehlen würde, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Ich wollte es durch Ordnung, Fleiß und Klarheit in den Griff bekommen, wählte auch deswegen den Beruf des Juristen und suchte überall nach letzter Sicherheit. Du, mein Kind, hast sie mir nun durch dein unermüdliches Nachforschen gegeben. Du hast Licht in das Dunkel gebracht und den Nebel gelichtet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir dafür bin.“
    Die Offenheit und das Vertrauen ihres Vaters machten Yuna stolz, und als der Druck seines Armes sich verstärkte, waren Vater und Tochter sich für einen kostbaren Moment so nahe wie nie zuvor.
    „Du bist hier immer willkommen“, sagte Yuna schließlich, „und bitte komm auch wirklich. Hier ist dein Leben auf wundersame Weise gerettet worden und hat mit Opas Hilfe seinen Anfang genommen…“
    Er unterbrach sie schmunzelnd. „…und du meinst also, hier soll es auch sein Ende nehmen?“
    Yuna wies diesen Gedanken vehement zurück:
    „Oh, nein, das wollte ich ganz und gar nicht sagen! Du wirst genauso steinalt wie Großvater Pierre! Aber vielleicht findest du auch mal ein bisschen Zeit für dich selbst und deinen eigenen „Fall“ und nicht nur für die Akten und Fälle deiner Klienten?!“
    Monika Lindberg, die zu ihnen getreten war, hatte den letzten Satz gehört und konnte dem nur beipflichten. Sie holte sich ihren Mann aus der Umarmung mit ihrer Tochter zurück und ging mit ihm zu Juliens Großeltern ins Heck des Bootes. Die wussten noch einiges Abenteuerliches über seine Rettung als Baby zu erzählen.
    „Soll ich dich denn jetzt Simon nennen?“, fragte sie scherzend auf dem Weg dorthin. „Warum nicht?“, meinte er verhalten lächelnd, „Es ist ein sehr schöner Name, gefällt mir eigentlich sogar besser als Jürgen. Was meinst du, passt er zu mir… ich könnte ihn zusätzlich eintragen lassen…müsste ich nicht auch mein Geburtsdatum ändern…“ Ihre Stimmen verklangen.
    Yuna hatte amüsiert zugehört, das war mal wieder typisch ihr Vater, einmal Jurist – immer Jurist.
    Julien zog Yuna zum Bug.
    In schweigender Umarmung verharrten sie dort und sahen zur Küste hinüber, wo An Triskell wie ein Seeschwalbennest in den Klippen klebte.
    „Ich möchte dich nicht drängen, Liebste, aber bekomme ich nun eine Antwort?“, fragte Julien schließlich. „Wirst du dieses Land zu deiner Heimat machen und mit mir ein gemeinsames Leben hier versuchen?“
    Yuna wandte sich ihm zu und all ihre Liebe lag offen in ihrem lebhaften Gesicht, in dem die Augen so klar waren wie ihre Entscheidung.
    „Ja, ich will!“

Sämtliche Personen und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mir lebenden oder toten Personen und mit tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Teile des Romanstoffes erschienen bereits als Printausgabe unter dem Titel Nebel des Vergessens, Stuttgart 2005 Alle Rechte daran liegen beim Herausgeber KMI-Publishing. Die Zitate an den Kapitelanfängen von Pierre Loti, stammen aus „Islandfischer“ ,Weimar, 1917
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