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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Nebel sie eingehüllt hatte, denn sie drehte sich spontan um und brüllte zornig das Meer und die Nebelwand an:
    „Niemand kann uns hindern, die Wahrheit nach Le Ro zu bringen. Auch ihr nicht! Vergesst es, ihr kriegt uns nicht!“
    Julien lachte zwar über ihren kindlichen Wutausbruch, aber sie selbst fühlte sich danach richtiggehend erleichtert. Und als hätte sie damit ein paar böse Geister in die Schranken gewiesen, begann sich sogar der Nebel ein wenig zu lichten.
    Es war dann fast ein kleines Wunder, als sich die Nebelwand schließlich wie ein schwerer Theatervorhang teilte und Yuna und Julien in den Sonnenschein und auf sicheren Boden entließ.
    Zu ihrer Überraschung und Freude sahen sie dicht vor sich das Ufer und so wie in Yunas Traum die beiden Liebenden im Totentanz Hand in Hand in den Nebel hineingegangen waren, so traten sie nun aus ihm hervor und hatten Tod und Teufel ein Schnippchen geschlagen.
    Die Chaussée du Diable und das heranbrausende Meer gaben Yuna und Julien frei. Kaum hatten sie den Strand betreten, fielen sie sich sogleich erschöpft aber glücklich in die Arme.

    Am Klippenweg trennten sie sich.
    Das Päckchen mit dem Logbuch immer noch fest an sich gedrückt, lief Yuna eilig zum Haus hinauf. Sie hatte schließlich noch einiges für die Ankunft ihrer Eltern am nächsten Tag vorzubereiten und Julien wollte ja am Abend auch noch vorbeikommen…
    Irgendwie hatte Emory das eben überstandene Erlebnis wohl doch ziemlich mitgenommen, denn er war außerordentlich unruhig und wirkte sehr aufgeregt und sobald sie in die Nähe des Hauses kamen, begann er zu kläffen und zu winseln.
    Als Yuna durch den Hintereingang die Terrasse betrat, traf sie fast der Schlag.
    An der Brüstung stand, in einem blauen Troyer und mit einem Glas Wein in der Hand, der Kapitän der Marie van Veen , der doch eigentlich tot in der Höhle beim Witwenkreuz liegen musste.
    Er lachte sie fröhlich an und es dauerte ein paar Schrecksekunden, bis sie begriff, dass es ihr Vater war, den sie eigentlich erst einen Tag später erwartet hatte.
    „Hast du mich erschreckt“, rutschte ihr die Begrüßung unfreundlicher heraus als sie sollte. „Was machst du denn schon hier? Und warum trägst du einen Bart?“
    Jürgen Lindberg lachte.
    „Ich habe doch Urlaub, da ist es mal ganz angenehm, sich nicht jeden Tag rasieren zu müssen.“
    Nun trat auch Monika Lindberg zu den beiden und umarmte ihre Tochter herzlich, wobei sie gleich feststellte, dass mit ihr nicht alles seine Ordnung hatte. Mütter haben für so etwas eben einen Blick und ihre nassen Beine waren ja nicht zu übersehen.
    „Wir waren auf der Insel beim Witwenkreuz“, erklärte Yuna, „und der Nebel hat uns ein wenig Zeit beim Rückweg gekostet, darum mussten wir einen etwas tieferen Priel durchqueren… ich gehe wohl mal rasch unter die Dusche, ehe ich anfange wie toter Fisch zu stinken.“
    Dann kehrte sie scherzhaft die Hausherrin von An Triskell heraus. „Wo ihr schon mal hier seid, macht es euch doch bequem, ihr kennt euch ja aus. Mein Haus sei euer Haus!“
    Sie stellte ihre Neugier und ihr Mitteilungsbedürfnis erst einmal kurz zurück, presste das Logbuch an sich und machte sich schleunigst in die obere Etage davon. Ihre Eltern würden ihr später schon erklären, warum sie bereits heute bei ihr auf der Matte standen.
    Nach dem Duschen setzte Yuna sich im Bademantel an ihren Schreibtisch und betrachtete einen Moment das Medaillon, wobei sie die schicksalhafte Fügung, dass ausgerechnet sie es gefunden hatte, immer noch nicht begreifen konnte.
    Da ihre Eltern nun vorzeitig angereist waren, schrieb sie Julien eine SMS, mit der sie ihr Treffen absagte und ihn auf den nächsten Tage verströstete. Er hatte dafür Verständnis und simste zurück: Einen schönen Abend und beste Grüße an deine Eltern von mir und meinen Großeltern.
    Später saß sie dann mit ihren Eltern am Kamin. Sie tranken Vanilletee und aßen Kouign Amann , einen honigsüßen bretonischen Kuchen, den ihr Vater sehr mochte.
    „Und, was hat euch nun schon heute hierher geführt?“, konnte Yuna ihre Neugier nicht länger zurückhalten.
    „Dieser Brief hier“, sagte ihr Vater knapp und reichte ihr ein schmales Couvert aus Büttenpapier. „Juliette hat ihn beim Sortieren von Opas Nachlass in Nizza gefunden.“
    „Dein Vater war wie vom Blitz getroffen“, erklärte ihre Mutter, „ und wollte so schnell wie möglich fahren.“
    Yuna sah verwirrt zwischen den beiden hin und her und dann auf
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