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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Yuna nun über ihre Angst lachen, weil die geisterhaften Geräusche, welche sie so manche Nacht verstört hatten, nun eine so einfache und natürliche Erklärung fanden. Gewiss waren sie in den Klippen unterhalb von An Triskell auf ähnliche Weise entstanden. Und sie hatte sich völlig unnötig fast zu Tode geängstigt.
    Ein kurzes Bellen, dem ein langgezogenes Jaulen folgte, unterbrach ihre Überlegungen .
    „Das ist er!“
    Aufgeregt rannte Yuna in die Richtung, aus der sie Emo gehört hatte. Aber vor einem scharfkantigen Felsen, der ihr den Weg versperrte musste sie anhalten. Julien war ihr gefolgt und kletterte nun hinauf, um zu schauen, wie es auf der anderen Seite aussah.
    Der Felsbrocken befand sich ausgerechnet an einem Engpass, wo die Insel steil zum Meer abfiel und das Ufer, von Wind und Wellen unterhöhlt, sehr brüchig und unsicher war. An einigen Stellen wurden Erde und Felsbrocken nur noch von den Wurzeln der wildwachsenden Ginsterbüsche und des Heidekrauts gehalten.
    Aber auch der Weg von oben über den Felsen war schwierig und Yuna mochte wetten, dass außer ihrem verrückten Hund, noch niemand auf die andere Seite geklettert war. Doch es half nichts, sie mussten es wagen, denn offenbar, traute Emo sich nun nicht mehr zurück.
    Julien reichte ihr seine Hand und zog sie zu sich hoch.
    Sie war froh, dass sie Sportschuhe anhatte, die ihr beim Kraxeln etwas Halt boten. Als sie oben auf dem Felsen ankam, hielt sie den Atem an, so faszinierend war der Ausblick.
    Vor ihnen lag ein steiler Felsabbruch, aber dahinter befand sich eine verborgene Bucht mit einem idyllischen Steinstrand. Von dort erklang nun erneut ein Jaulen.
    „Oh, Gott“, sagte Yuna leicht verzweifelt. „Wie sollen wir denn da runter kommen? Hier scheint ja mindestens seit einem Jahrhundert kein Mensch mehr gegangen zu sein.“
    Damit mochte sie wohl recht haben, denn wo nicht gerade Steine lagen, und ein paar Erdkrumen dem ständigen Wind trotzten, war alles mit Stechginster, Brombeerranken und Besenheide zugewuchert.
    „Eine Machete wäre nicht schlecht“, scherzte Julien, der sich wohl auch fragte, wie sie diesen Dschungel aus stechendem Gestrüpp überwinden sollten. Yuna wunderte sich wirklich, wie Emory das geschafft hatte. Wenn der hier durchgelaufen war, musste er furchtbar aussehen. Vermutlich hing er irgendwo fest. Zerkratzt und blutig… sie mochte den Gedanken gar nicht weiterspinnen.
    Um ihn zu beruhigen rief sie:
    „Emo! Emo, wir sind hier! Wir kommen! Wir sind gleich da! Braver Hund, bleib schön sitzen!“
    Sie kletterten auf der anderen Seite vom Fels und wollten sich gerade einen Weg durch das Dickicht bahnen, als sie plötzlich ganz nahe Emory bellen hörten und wenig später sprang er selber hinter einem Felsen hervor und umwuselte sie laut kläffend.
    Verblüfft sahen sie sich an. Wie war denn der vom Strand so schnell hier herauf gekommen?
    Neugierig schlugen sie sich bis zu der Felsnase durch und Emory lief aufgeregt voraus. Als sie diese erreichten, stellten sie fest, dass dahinter ein schmaler natürlicher Pfad zwischen zwei auseinander gebrochenen Felsreihen hinunter in die kleine Bucht führte.
    Julien wollte sich schon an den Abstieg machen, aber Yuna dachte an die Flut, von der sie nicht noch einmal überrascht werden wollte.
    „Lass uns zurückgehen, Julien“, bat sie. „Wir haben keine Zeit mehr, um die Bucht zu erkunden.“
    Aber in Julien brach der Abenteurer durch. Plötzlich war er ganz im Indiana Jones Entdeckerfieber und einfach nicht zu bremsen.
    „Nur kurz mal hinuntergehen“, bat er sie, „ich bin noch nie hier gewesen und es sieht aus, wie ein Piratennest!“
    „Ach, du glaubst also, du könntest hier einen Schatz finden“, neckte sie ihn.
    „Warum nicht“, ging er lachend auf sie ein. „Eine schöne Kiste mit Gold und Edelsteinen wäre wirklich nicht schlecht. Davon könnte ich Dr. Duvals Praxis kaufen.“
    Er gab ihr einen Kuss.
    „Komm, Cherie! Ich möchte wirklich gerne wissen, warum der Hund da unten so gejault hat. Bestimmt hat er etwas Spannendes entdeckt. Ich habe dich bisher immer als eine besonders neugierige Mademoiselle erlebt, also sei jetzt nicht so langweilig!“
    Langweilig ließ Yuna sich ja nun von ihm nicht nennen und so folgte sie Julien entgegen aller Vernunft hinunter zur Bucht.
    „Aber nur ganz, ganz kurz! Ich möchte nicht noch mal von der Flut irgendwo eingeschlossen werden, das war eine ziemlich traumatische Erfahrung und du weißt, dass die Chaussée du
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