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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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Plätzchen in den Klippen der Felseninsel und verspeisten mit Genuss ein kleines Picknick, welches Julien bei Rufflés hatte zusammenstellen lassen: Geräuchertes Hühnchen, frisches Baguette und Cidre.
    Emo erbettelte sich auch sein Teil, dann verschwand er wieder schnüffelnd in die Felsen. Diese Freiheit gab es für ihn in Deutschland nicht.
    Sie lehnten sich bequem an die warmen dunklen Steine und ließen sich noch ein wenig von der Sonne bescheinen.
    Sie sprachen über Juliens Leben in Paris und warum er in Le Ro eine Praxis betreiben wollte.
    „Meine Großeltern sind sehr alt, jemand muss sich dauerhaft um sie kümmern. Sie werden bis an ihr Lebensende im Gutshaus bleiben wollen und ich bin ihr einziger Enkel. Sie waren immer gut zu mir und ich fühle einfach die Verpflichtung, sie das letzte Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Wenn ich also hier arbeiten könnte, wäre das eine wunderbare Möglichkeit beides zu verbinden.“
    Er lächelte. „Natürlich gäbe es noch einen weiteren wichtigen Grund für mich, nach Le Ro zu ziehen…“
    „Ach, ja? Und der wäre?“
    „Kannst du dir den nicht denken?“
    Yuna stand auf. Es war Zeit zurückzukehren, wenn die Flut sie nicht einschließen sollte.
    Natürlich wusste sie worauf Julien hinauswollte, aber sie fühlte sich noch nicht bereit, jetzt darauf einzugehen. Sie wollte sich in der Liebe zu nichts mehr drängen lassen. Alles, was damit zusammenhing, war sensibel und erforderte Geduld, weil es langsam reifen musste.
    Sie packte ihre Sachen zusammen und rief nach dem Hund.
    „Emory! Emo, komm her! Es geht nach Hause.“
    Keine Reaktion.
    „EMORY!!!!“
    Sie rief lauter.
    „Wo steckt der nur wieder? Oder sitzt der auf seinen Ohren?“ scherzte sie, war aber etwas verärgert über seine erneute Unfolgsamkeit.
    Julian schien eher besorgt zu sein.
    „Er ist da hinten in die Felsen gelaufen, hoffentlich hat er sich nicht verletzt.“
    Sie stiegen vorsichtig in die Klippen und riefen weiter nach ihm. Aber er blieb verschwunden.
    Nun waren sie doch beide sehr beunruhigt.
    „Er wird die Insel doch nicht etwas verlassen haben?“, fragte Yuna verunsichert und dachte daran, wie ungestüm er vorhin vom Wege abgekommen und geradewegs in den Sinksand gerannt war.
    „Das glaube ich nicht“, bemühte Julien sich, sie zu beruhigen.
    „Und was sollen wir nun tun?“
    „Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Insel systematisch nach ihm abzusuchen“, schlug er vor. „Vielleicht taucht er ja dabei von selber wieder auf.“
    Yuna war klar, dass sie keine andere Wahl hatten. Allerdings konnte so eine Suche lange dauern und die Flut kam zurück und würde die Insel bald wieder vom Festland abschneiden.
    „Gut, wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte sie daher. „Ich möchte nicht wegen so einem Ausreißer auf der Insel festsitzen.“
    Julien sah sie erstaunt an.
    „Du willst ihn doch aber auch nicht hier lassen? Oder?“ Wieder einmal brachte er Yuna zum Staunen, denn das klang ja ganz so, als hätte er ihren Hund bereits in sein Herz geschlossen. Aber für was für eine grausame Hundemutter hielt er sie eigentlich?!
    „Natürlich lasse ich ihn nicht alleine auf der Insel zurück. Der würde ja in der Nacht vor Angst eingehen. Außerdem ist es schließlich unsere eigene Schuld, dass er ausgerissen ist. Wir hätten ihn einfach nicht von der Leine lassen dürfen. Das war leichtsinnig von mir, wo ich doch diese Insel gar nicht kenne.“
    Julien fand nun allerdings, dass die Selbstvorwürfe reichten. Jetzt wurde es Zeit, Taten folgen zu lassen. Also beschlossen sie erst einmal auf dem Klippenweg die kleine Insel zu umrunden.
    Yuna wollte schon wieder rufen, als Julien vorschlug, doch lieber zu horchen, ob Emo nicht Laut gab und sich durch Bellen oder Winseln bemerkbar machen wollte, was er sicherlich tun würde, wenn er sich verlaufen hatte.
    Sie spitzten die Ohren, hörten aber nur das klagende Heulen des Windes, der sich zwischen den Klippen fing und beim Hindurchfegen durch Spalten und Hohlräume richtig schaurig klang.
    Dabei wehte heute nur ein verhältnismäßig leises Lüftchen.
    „Ich möchte nicht hier sein, wenn ein richtiger Sturm tobt“, sagte Yuna zu Julien. „Dann ist dieses Heulen und Jammern bestimmt nicht auszuhalten. Jetzt kann ich gut verstehen, warum es heißt, dass hier immer noch das Klagen und Weinen der Witwen zu hören ist. Durch die eigenartige Anordnung der Felsen, klingt der Wind tatsächlich so.“
    Insgeheim musste
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