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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe
Autoren: Valerie Menton
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diable nicht mehr lange passierbar ist.“
    Sie stiegen also so schnell es ging den schmalen Felsenweg hinab. Er war an vielen Stellen recht glitschig und so kamen sie trotz der Eile nur langsam voran. Emo war ihnen schon wieder weit voraus, doch plötzlich blieb er stehen und stieß erneut ein klagendes Jaulen aus.
    Was hatte er denn da nur zwischen den Felsen entdeckt?
    Yuna erreichte den Hund zuerst und als sie ihm durch eine enge Felsspalte folgte, stand sie plötzlich auf einer Plattform aus schwarzem Gestein, die wie ein Balkon über der Brandung hing.
    Man hatte eine atemberaubende Aussicht auf die kleine Buch und der luftige Ausguck wirkte auf Yuna wirklich wie ein Piratennest.
    Aber Julien schien dafür keinen Blick zu haben, denn er beschäftigte sich mit dem Hund, der winselnd vor einer Felsöffnung hockte, die er anscheinend etwas genauer in Augenschein nehmen wollte. Als er überrascht feststellte, dass da hinter eine kleine Höhle lag, stieg er sofort neugierig hinein. Der Hund kniff den Schwanz ein und begann nun laut zu kläffen.
    „Ruhig, Emo, ruhig“, besänftigte Yuna ihn. „Was regt dich denn so auf?“
    Die Antwort erhielt sie von Julien, der gerade ziemlich blass wieder zurückkam.
    „Was ist denn?“, fragte sie erschrocken. „Was hast du denn? Was hast du gesehen?“
    Er hockte sich auf einen Felsblock, holte tief Luft und schüttelte den Kopf, als könnte er nicht glauben, was er soeben entdeckt hatte..
    „Geh nicht da rein“, sagte er stockend. „Da… drin liegt ein… Toter.“

    Sie brauchten eine Weile, um diesen Schock zu verarbeiten, dann aber wollte Yuna mehr wissen und bedrängte Julien so lange, bis er noch einmal mit ihr zusammen durch die Felsspalte kroch.
    Dahinter lag wirklich nur eine winzige Höhle, mehr eine Felsnische, kaum vom Tageslicht erhellt. Es war schwer, in diesem Halbdunkel überhaupt etwas zu erkennen.
    „Wo?“ wisperte sie. „Wo ist er denn?“
    „Da“, flüsterte Julien und zeigte an die hintere Wand.
    Sie fuhr zusammen und im ersten Moment ergriffen sie Schock und Ekel. So hatte sie sich den Anblick des Toten nicht vorgestellt. Das, das war ja gar kein Mensch mehr… das war ja fast nur noch ein Haufen Knochen, an dem ein paar Stofffetzen der ehemaligen Bekleidung hingen. Wie furchtbar! Wie lange mochte der Tote wohl schon in dieser Nische gelegen haben?
    „Schon sehr lange“, vermutete Julien auf ihre Frage. „Sehr, sehr lange.
    Ob es ein Pirat ist?“
    Yuna wurde langsam wieder ruhiger und ein eher sachliches Forscherinteresse ergriff von ihr Besitz, obwohl sie die Gegenwart des Leichnams weiterhin bedrückte.
    „Ein Pirat? Das könnte sein. Diese fast unzugängliche Stelle hätte ein sehr gutes Versteck abgegeben.“ Sie sah sich um.
    „Ist, ist nur …die… diese Leiche… hier?“, fragte sie. „Hast du weiter nichts entdeckt?“
    Julien schüttelte den Kopf.
    „Woran er wohl gestorben ist?“, fragte sie leise.
    „Das werden wir wohl erst erfahren, wenn die sterblichen Überreste geborgen wurden.“
    „Willst du es im Dorf erzählen?“, fragte sie irritiert.
    „Ja, natürlich. Meinst du er soll ewig hier liegen? Ich denke, er sollte ein christliches Begräbnis bekommen. Immer hin war es ein Mensch.“
    Nach diesen Worten von Julien fielen plötzlich Angst und Ekel von Yuna ab. Der Gedanke, dass dieser Tote nur ein Mensch gewesen war, der hier wohlmöglich verzweifelt einen schützenden Unterschlupf gesucht hatte, nahm ihm alles Gruselige. Sie trat näher zu ihm.
    Reste einer dunkelblauen Tuchhose hingen noch an seinen Beinknochen und, herunter gerutscht von seinem teilweise mumifizierten Kopf, lag eine Schirmmütze neben ihm.
    Dass der Tote kein Pirat gewesen sein konnte, war ihr in dem Moment klar, als sie die Mütze aufhob.
    „Sie sieht aus wie eine Kapitänsmütze“, sagte sie zu Julien und während sie noch über den Fund nachgrübelte, hatte er bereits etwas anderes entdeckt. Er kam mit einem kleinen, in Ölzeug gewickelten Päckchen zu ihr ans Licht.
    „Es hat dahinten an der Wand gelegen“, sagte er. „Wollen wir es auspacken?“
    „Ja natürlich, aber lass uns das draußen machen, der Hund jammert schon wieder.“
    So verließen sie die Felsnische und hockten sich davor auf einen glatten Granitfelsen.
    Julien wickelte das spröde gewordene Ölzeug auf und sie staunten nicht schlecht, als sie ein Buch in der Hand hielten.
    Es befand sich in einem vergleichsweise guten Zustand. Die Seiten waren von der Feuchtigkeit zwar
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