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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger
Autoren: K Dunker
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mir ist, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht in dich verliebt bin!« Er lachte auch noch, der dreiste Kerl! »Weißt du, was ich machen würde? Ich würde es zur Arbeit mitnehmen! Es würde mit den Pinguinen das Schwimmen lernen, mit den Kängurus das Hüpfen und mit den Gazellen das Laufen!«
    »Und mit den Krokodilen das Abendbrotessen, was?«
    »Klar, es würde ein klasse Kind werden, es würde mit den Schlangen golfen, es würde … ein Artist werden. Ganz genau! Das würde sowieso gut zu uns passen. Insofern ist es schon schade, dass es nicht von mir ist. Also, wenn du willst, dann nehm ich dich auch mit Kind. Sag dem bekloppten Patrick einfach, es sei von mir.«
    »Du spinnst ja.« Tränen traten mir in die Augen. Ich wusste nicht, warum, es geschah einfach so, Martin hatte meine Hände ergriffen, er lächelte wie immer ziemlich spitzbübisch, aber gleichzeitig auch richtig verliebt, und für einen Moment wusste ich, dass vielleicht wirklich alles etwas anders wäre, wäre er der Vater meines Kindes.
    Trotzdem sagte ich: »Das ist sehr lieb von dir. Aber wenn du ehrlich bist, kannst du das doch gar nicht wissen. Das hast du doch auch selbst schon gesagt. Ich war noch nie in so einer Situation – und du auch nicht. Keiner von uns kann wissen, was in ein paar Monaten oder in einem Jahr wäre. Ich muss meine Entscheidung ganz allein treffen. Und ganz unabhängig von dir. Verstehst du das?«
    Martin ließ langsam meine Hände los und lehnte sich zurück. »Ja, Linda, natürlich … du hast Recht … «
    Ich stand von seinem Schoß auf und ging. Irgendwie hatte ich mir wohl wider besseres Wissen gewünscht, dass er mir heftig widersprochen hätte.

Nordseetage
    13. – 19. Oktober
    Bei Wind und Wetter am Strand entlanglaufen, Muscheln sammeln, in gleichförmiger Apathie im Spaßbad herumdümpeln. Im Saunatuch auf einer Liege, lesen und rausgucken. An den Panoramafenstern graue Schlieren, Greifvogelsilhouetten, Regentropfen. Leises Reden meiner Eltern, Kinderplantschen. Aufstehen und ins warme Wasserbecken gleiten, denken: Wenn ich jetzt untertauche, fällt mir eine neue, bessere, ultimative, geniale, gute Lösung ein. Vergeblich.
    Sieben Tage wie abgeschnitten von der Welt. Von Martin nur ein Foto in der Tasche. Mit meinen Freunden nur Handy-Kontakt. Sonja mailte, sie und David seien Patrick einmal in unserer Straße begegnet und Patrick sei ihrem Freund auf Anhieb unsympathisch gewesen. Melanie schrieb in einer SMS, ihr Bruder Torsten plane eine große Feier mit tollen Überraschungen, zu der auch Sonja und ich eingeladen seien und auf die ich mich freuen solle. Rabea musste ihren Urlaub mit Björn verlegen, weil Anna krank geworden war. Martin vermisste mich. Mit ihm telefonierte ich natürlich am meisten.
    »Mach nur«, sagte mein Vater, »ich bezahle das schon. Du sollst dich ja wohl fühlen und die Ferien mit uns nicht als Strafe empfinden. Beim nächsten Mal kannst du deinen Freund ja auch mitnehmen. Wenn alles … äh … überstanden ist.«
    Warm eingemummelt und tief in einen Strandkorb gekuschelt allein am Meer sitzen, den grauen Himmel anschauen, die Sonnenstrahlen, die durch die Wolkenberge brechen, den Möwen zusehen, das gleichmäßige Anrollen des Meeres auf sich wirken lassen und mit jeder Welle Zwiesprache halten.
    Da war Melanies verzagte Stimme: »Die Entscheidung an sich ist wohl vernünftig. Ob ich’s auch so machen würde, weiß ich nicht. Ich kann und will dir nicht raten. Aber ich glaube nicht, dass du nachher ’ne Krise kriegst, wenn du’s wegmachst. Dafür bist du zu zäh.«
    »Vor allem bist du stark«, erklang Martins Bass in einer anderen Welle, »wenn du willst, schaffst du’s auch mit Kind. Mit mir oder ohne mich.«
    Kreischend näherte sich eine Möwe meinem Sitzplatz. In ihrem Gezeter glaubte ich Sonjas Stimme zu erkennen, die ich vor meiner Abfahrt auch eingeweiht hatte.
    »Wegmachen lassen«, hatte Sonja spontan gesagt, und »Wegmachen lassen!« schrie jetzt auch die Möwe und ließ sich einige Meter von mir entfernt im Sand nieder.
    »Wir wollen nicht, dass du etwas bereust«, säuselte mir der Wind die Sprüche meiner Eltern in die Ohren.
    »Wegmachen lassen!«, schrie die Möwe erneut.
    »Aber es ist nun mal da«, tönte eine Böe mit der Stimme des Arztes.
    »Wegmachen lassen!«
    Mit kräftigen Flügelschlägen kämpfte die Möwe gegen den Wind, ihre weißen Flügel leuchteten im gleißenden Licht, dann schoss sie auf die Wellen hinab.
    Ich war müde, mir war flau,
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