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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm
Autoren: Jacques Berndorf
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wach, als ich hereinkam. Er hatte sorgsam vor das Sofa auf den neuen Teppich geschissen und sich dann schlafen gelegt.
    »Hör mal, das kann aber nicht so weitergehen. Komm jetzt mit.«
    Er war ganz jeckig vor Begeisterung, sprang herum wie ein Vollgummiball und landete dabei versehentlich in seinen eigenen Exkrementen, was sowohl dem Teppich wie dem Parkett eine ganz neue, eigenwillige Note gab. Doch er war gehorsam und folgte mir willig, sprang auf die Rückbank, stellte die Pfoten hinter meinem Kopf auf die Nackenstütze und schnüffelte an mir herum, wobei er ständig Laute des höchsten Entzückens ausstieß und hin und wieder nieste, was schön feucht war – und er stank.
    Ein Assistenzarzt erwartete mich auf der Station und erklärte, es solle möglichst nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Ich versicherte ihm, ich sei in ein paar Minuten fertig.
    Manfred von Hülsdonk hatte ein Einzelzimmer und sah elend grau aus wie jemand, der keine Hoffnung mehr hat, noch mal ein besseres Leben zu erreichen.
    »Ich gebe keine Interviews«, stellte er monoton fest.
    »Ich will kein Interview«, sagte ich. »Nach mir wird die Staatsanwaltschaft hier aufkreuzen. Die weiß, dass ich hier bin. Das mit Annettes Tod tut mir aufrichtig Leid, und ich kann Ihnen in Ihrem Schmerz nicht beistehen. Ich frage mich nur, warum Sie nicht eingegriffen haben.«
    »Hatte gar keinen Zweck«, erwiderte er abfällig. »Kannten Sie meine Tochter?«
    »Nein.«
    Er stemmte seinen schweren Körper ein wenig nach oben und baute sich aus den Kissen eine Kopfstütze. »Wenn sie etwas wirklich haben wollte, dann kriegte sie es auch. Und sie ließ sich seit Jahren schon von niemandem mehr reinreden.«
    »Und sie wollte Jakob Driesch?«
    »So könnte man es ausdrücken.« Er wirkte muffig wie jemand, der an nichts wirklich interessiert ist.
    »Haben Sie sie nicht gewarnt?«
    »Habe ich. Seit es anfing, habe ich nichts anderes getan. Ich habe sie nicht nur gewarnt, ich habe sie auf Knien angefleht, die Finger von dem Mann zu lassen. Sie sagte eiskalt: Der oder keiner! Und das war es dann.«
    »Haben Sie mit Driesch gesprochen?«
    »Viermal.«
    »Was sagte er?«
    »Er sagte, er meine es ernst. Er wüsste nicht, was draus werden würde, aber er meine es ernst.«
    »Wollte er sich scheiden lassen?«
    »Ja, später. Hat er jedenfalls behauptet. Ist ja nun auch egal.«
    »Und die Million, mit der er auf Mallorca aufkreuzte, stammte von Ihnen, nicht wahr?«
    »Ja.« Von Hülsdonk hustete heftig. »Das war mein Geschenk an Annette.«
    »Zuerst haben Sie aber doch diesen Gutshof hier in der Eifel gekauft, damit sich Annette darin ein Hotel einrichten konnte. Was passierte dann?«
    »Ich wollte gerade mit dem Umbau loslegen, als Annette kam und die ganzen Pläne umschmiss. Einfach so. Sie sagte: Verkauf das Ding wieder, ich mache ein Hotel auf Mallorca auf.«
    »Und das wollten Sie nicht?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich meine, ich bin nicht mehr der Jüngste, ich habe den Betrieb in Hellenthal. Den hätte sie sowieso geerbt. Wozu brauchte sie noch eine Klitsche auf Mallorca? Dann hätte ich sie ja noch seltener gesehen, irgendwann vielleicht dann gar nicht mehr. Irgendwie ... irgendwie ging sie mir doch verloren.« Er hatte angefangen zu weinen.
    »Aber sie liebte Driesch, oder?« »O ja, sie liebte den wirklich. Jedenfalls kam sie und sagte, ich solle den Hof wieder verkaufen, Driesch hätte auf Mallorca was an der Hand. Ich redete mit Driesch, er bestätigte die Sache und sagte, das Günstigste wäre Bargeld. Ich fand einen Käufer, bekam einen Scheck und ließ mir das Geld in einen Koffer packen. Der Banker, ein alter Freund von mir, warnte mich noch: Junge, ich weiß nicht, was du vorhast, aber ich ahne, du baust Scheiße. Kann man wohl sagen. Jedenfalls flog Driesch runter und kaufte das Anwesen, wurde als Eigentümer notariell festgeschrieben und schloss mit Annette und mir einen Vertrag: jeder ein Drittel. Das war sauber und klar. Eine Zeit lang habe ich wirklich geglaubt, die Geschichte gehe gut aus.«
    »Wann wollten die beiden denn runterziehen?« »Im März kommenden Jahres. Annette sagte immer: Zweitausend wird mein Jahr, Papa! Und die ganze Zeit hatte ich ein beschissenes Gefühl...«
    »Als Driesch tot war, was haben Sie da gedacht?« »O Gott, ich ahnte es, ich ahnte sofort, was da los war, aber hatte ich Beweise? Und Annette war so verwirrt, so durcheinander. Ich wusste, wir stecken alle knietief in der Scheiße. Da bekommt der Freund
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