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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm
Autoren: Jacques Berndorf
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mindestens zwanzig Gläser standen. »Wasser, Saft, einen trockenen Wein? Kaffee vielleicht? Ist schon fertig.«
    Wir bedienten uns, kamen uns dabei in die Quere, entschuldigten uns sicherheitshalber in alle Himmelsrichtungen und setzten uns dann wieder brav hin, als seien wir in der Sonntagsschule.
    »Sie werden nun wohl bald in den Bundestag einziehen, nicht wahr?«, fragte Rodenstock listig.
    Der Kandidat fiel darauf herein. »Nun ja, es ist peinlich, die ganze Sache ist furchtbar traurig. Und ich weiß auch nicht, ob ich in den Riesenschuhen des Jakob Driesch laufen kann. Aber wir sind gewählt, wir müssen unsere Pflicht tun, der Wähler hat so entschieden. Daher werde ich nach Berlin gehen und so gut wie möglich Jakob Drieschs Aufgaben übernehmen. Ich habe ein Votum, ich muss eine Pflicht erfüllen.«
    Vera stöhnte in die Stille: »Also eigentlich haben wir gar keine Zeit für Wahlkampf.«
    »Wir haben nur einige sachliche Fragen«, nickte Emma.
    »Und wir können uns kurz fassen«, schlug ich vor. »Ich denke, unser Kriminaloberrat sollte die erste Frage stellen. Es geht doch nichts über einen Profi.«
    »Wieso Kriminaloberrat? Ich denke, Sie sind Journalisten?« Der Anwalt war sichtlich irritiert.
    »Bin ich auch«, sagte ich. »Und mein Freund Rodenstock hier beobachtet die Sache offiziell im Namen des Bundesnachrichtendienstes – Sie wissen schon, die aus Pullach.«
    »Kenn ich«, sagte er verkniffen. »Und um was, bitte, geht es hier jetzt?«
    »Um eine Äußerung von Ihnen«, sagte Rodenstock. »Ich erkläre Ihnen kurz den Hintergrund. Sie haben vor etwa einem Jahr Jakob Driesch mit der Behauptung attackiert, er habe eine Geliebte. Erinnern Sie sich?«
    Er wich sofort aus. »Was heißt hier attackieren? Wir waren innerhalb der Region hier Gegner, aber äußerst faire Gegner.«
    »Na ja, es ist nun nicht gerade fair, vom Gegner zu behaupten, er habe eine Geliebte«, meinte Emma.
    »Aber er hat sich dafür entschuldigt!«, sagte seine Ehefrau spitz. »Ich war dabei.«
    »Im Übrigen«, sagte Bensen nun, »ist meine Bemerkung völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Ich habe niemals behauptet, Jakob Driesch habe eine Geliebte. Das konnte ich gar nicht behaupten, weil ich so etwas nicht wusste und weil es nicht meine Art ist, einen Gegner unter die Gürtellinie zu schlagen, nicht in diesem Leben. Schatz, sag selbst, bin ich nicht bekannt für eine geradezu englische Auffassung von Fair Play?«
    »Das bist du, mein Lieber. Wahrhaftig, das bist du.«
    »Was also haben Sie genau gesagt?«, fragte ich.
    »Ich sagte dem Sinn nach, wo kämen wir denn hin, wenn einer von uns über den anderen etwas Übles sagt. Wenn ich beispielsweise behaupten würde, Driesch habe eine Geliebte. So etwa habe ich es formuliert. Es war«, er hob den Zeigefinger, »ein Konjunktiv, meine Damen und Herren, ein reiner Konjunktiv. Ich habe eine Möglichkeit durchgespielt, nicht mehr, nicht weniger.«
    »Es gibt Zeugen, dass Sie keinesfalls den Konjunktiv benutzt, sondern es als Tatsachenbehauptung hingestellt haben«, erklärte ich. Ich sah Rodenstock an. »Das müssen wir dann notfalls gerichtlich klären lassen.«
    Er nickte und wandte sich sofort wieder an Bensen.
    »Sehen Sie, wir vom Geheimdienst sind daran interessiert, dass Drieschs Leben klar vor uns liegt. Er lebt nicht mehr, er kann sich nicht mehr wehren. Aber es gibt ja noch seine Frau. Und uns liegt sehr daran, ihr Schmerz zu ersparen. Ich denke, das können Sie verstehen. Wir wissen, dass Sie ein Konkurrent von Jakob Driesch waren, der schärfste Konkurrent. Wir wissen auch, dass Sie im Zorn oder bei klarem Verstand von einer Geliebten gesprochen haben. Also, was war es? Zorn? Klarer Verstand?« Er bot ihm eine Entschuldigung an und Bensen war dumm genug, darauf hereinzufallen.
    »Natürlich war es Zorn. Ich war einfach wütend, ich war es Leid, mich stets und ständig mit ihm auseinander setzen zu müssen. Außerdem habe ich mich entschuldigt, die Geschichte ist also Geschichte.«
    »Ist sie nicht«, sagte ich.
    »Das ist sie wahrlich nicht«, dröhnte Emma.
    »Wir glauben genau zu wissen, was damals tatsächlich passierte«, begann Rodenstock erneut. »Sie hatten allen Grund anzunehmen, dass Driesch wirklich eine Geliebte hatte, nicht wahr? Wollen Sie uns nicht freiwillig davon erzählen?«
    »Gottchen, diese schändliche Politik«, seufzte Bensens Frau. »Ich erinnere mich genau, dass du noch gesagt hast, mein Lieber, sie könnte seine Enkelin sein. Nun sag es
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