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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm
Autoren: Jacques Berndorf
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diesen Leuten schon.«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre sie augenblicklich Tartar gewesen. »Also, da ist was gelaufen«, gab der Anwalt zu. »Ich nehme an, Sie können mich und meine Aussage schützen?«
    »Wir können alles«, nickte Rodenstock.
    »Es war so, dass ich im vorigen Sommer des Öfteren eine Gaststätte hier in der Nähe besuchte, wenn ich mit dem Bürokram fertig war. Man sitzt unter Kastanien und trinkt Berliner Weiße mit Schuss. Manchmal vermieten sie auch an Durchreisende Zimmer, ich glaube, sie haben sechs oder sieben Fremdenzimmer. Also, ich hocke da und habe den Empfangstresen genau im Blick. Da steht plötzlich Jakob Driesch mit einer ganz jungen Dame. Sie tragen sich ein und gehen dann die Treppe hoch. Ich habe gedacht, ich sitze im falschen Film, weil es immer hieß, Driesch sei ein Familientier und führe eine wunderbare Ehe. Ich habe nicht reagiert, ich habe ...«
    »Du hast es mir erzählt, mein Lieber«, fiel ihm seine Frau ins Wort. »Mir hast du es erzählt.«
    »Ja, ja«, sagte er gequält. »Ich habe es also meiner Frau erzählt, aber sonst niemandem. Dann hatten wir eine Gebietsausschusssitzung und Driesch spielte den Biedermann. Da bin ich geplatzt. Denn inzwischen war noch mehr passiert. Ich hatte noch ein paarmal das Vergnügen, Driesch samt jugendlicher Freundin in das Zimmer gehen zu sehen. Und damit nicht genug, lag das Zimmer im ersten Stock zum Biergarten hinaus. Und die junge Frau trat einmal splitternackt an das Fenster und schloss es.«
    »War es Wilma Bruns?«, fragte Vera.
    »Nein«, sagten Emma und ich gleichzeitig. »Annette von Hülsdonk.«
    »Richtig«, nickte Bensen. »Ich kannte sie zwar, aber nicht gut genug, um sie wieder zu erkennen. Erst als ihr Bild in der Zeitung erschien, weil dieser ... dieser Kranke sie erschossen hatte, da war ich mir ganz sicher. Das war die Frau, mit der Jakob Driesch hier das Zimmer teilte.« Er warf beide Arme theatralisch in die Luft. »Damals ist mir das dann rausgerutscht, weil ich wütend war.«
    »Und später haben die beiden das Zimmer nicht mehr gemietet?«, fragte Vera.
    »Nein«, sagte er bestimmt. »Das wäre ja nun der Gipfel an Idiotie gewesen.«
    »Sie hätten damit zur Polizei gehen müssen«, wandte Rodenstock ein. »Sie hätten uns viele Tage Arbeit erspart.«
    »Wir wollen mit diesem Dreck nichts zu tun haben«, empörte sich seine Frau.
    »Ach du liebe Güte«, sagte Emma heiter. »Die beiden liebten sich. Dass Ihnen so etwas nicht passieren wird, ist mir klar, aber glauben Sie mir: So was kann verdammt schön sein. Nichts für ungut, aber ich gehe schon mal.«
    Wir verabschiedeten uns alle, wir ließen den Dr. Ludger Bensen stottern, verlegen sein, nach Ausflüchten suchen, hilflos rumfuchteln. Seine letzte Bemerkung war: »Wenn Sie darauf bestehen, entschuldige ich mich beim Oberstaatsanwalt. Sofort.«
    »Schon gut«, sagte Rodenstock abwinkend.
    Dann standen wir auf der Straße und sahen uns an.
    »Mal ehrlich«, meinte Vera, »wer konnte das ahnen?«
    Niemand antwortete.
    »Es geht eben nichts über eine Spießergeschichte«, erklärte ich. »Jetzt interessiert mich der Vater von Annette. In welchem Krankenhaus liegt er?«
    »Maria Hilf in Daun«, sagte Rodenstock. »Gut, teilen wir uns. Vera, wir fahren zur Kommission. Da muss einiges abgesprochen werden. Kischkewitz muss zwei Leute freimachen, die den Onkel von Driesch aufsuchen.«
    »Wieso das denn?«, fragte Vera.
    »Weil er der Jäger in der Familie ist«, erklärte ich. »Er hat Gewehre. Macht es gut. Ich komme, wenn ich in Daun fertig bin. Du lieber Himmel, ist das ein triviales Spiel.«
    »Das ist es meistens«, murmelte die kluge Emma.
    Von unterwegs rief ich das Krankenhaus an und sagte, ich müsse Manfred von Hülsdonk sprechen, ob das so spät noch möglich sei. Sie antworteten, dagegen sei nichts einzuwenden, es ginge ihm gesundheitlich gut.
    Ich fuhr so rasch wie möglich. Ich wollte es hinter mich bringen. Driesch, warum hast du diesen tödlichen Kreislauf in Bewegung gesetzt? Du musstest doch wissen, dass so eine Geschichte schief geht.
    Dann erinnerte ich mich an Cisco und änderte die Route. Man sollte kleine Hunde auch wegen einer Notsituation nicht so lange allein lassen. Ich fuhr von Hillesheim nach Gerolstein hinüber, dann an der Adler- und Wolfsburg vorbei nach Pelm, Gees und Neroth, Oberstadtfeld, Niederstadtfeld, Schutz. Es war so gut wie kein Betrieb auf der Straße, ich kam zügig voran.
    Cisco lag auf dem Sofa und wurde gerade
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