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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz
Autoren: Jacques Berndorf
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Erregung. Die Schwarze ging zwei Schritte zur Seite und senkte
leicht den Kopf, als wollte sie sagen: »Nun hab dich nicht so.« Aber mein
Satchmo war auf Zoff aus und fauchte ein paarmal, ehe er die Schwarze anging.
Sie schrien wüst herum und prügelten sich, wobei sie zunächst darauf achteten,
sich nicht allzu wehzutun. Irgendwann wurde es Satchmo dann doch zu gemütlich
und er fiel über sie her. Er musste eine harte gewischte Rechte am Kopf
hinnehmen und gab jämmerliche Töne von sich. Schließlich türmte die Schwarze
und Satchmo bildete sich ein, gesiegt zu haben. Er kam zu mir an den Teichrand
und blutete wie ein Ferkel aus einem Riss hinter dem linken Ohr.
    Â»Das hast du wunderbar gemacht«, lobte ich ihn. »Obwohl
du keine Eier mehr hast.«
    Wahrscheinlich erwartete er von mir seine augenblickliche
Einlieferung auf eine Intensivstation, jedenfalls wirkte er plötzlich tödlich
beleidigt und schob ab, um seinen Schmerz zu genießen. Katzen werden mir
letztlich immer unheimlich sein.
    Ich ging ins Haus und zog mich teichgemäß um, ein uraltes
T-Shirt, eine abgeschnittene Jeans, Gartenlatschen.
    Tante Anni hatte recht, wir hatten nur diesen einen Tanz,
und warum sollte ich nicht vorübergehend im Teich tanzen? Die Vorstellung
erheiterte mich: Baumeister hüfttief im Schlamm, leidenschaftlich und
hingebungsvoll Tango tanzend.
    Ich gestehe, ich habe immer ein wenig Angst davor, in den
Teich zu gehen. Nicht weil ich wasserscheu bin, sondern weil mich der Gedanke
plagt: Jetzt zertrete ich eine kleine Welt nach der anderen. Was wahrscheinlich
so ist.
    Das Wasser war kühl und sehr angenehm und ich paddelte
genussvoll, ehe ich den ersten Arm voll Grün erfasste und einfach ausrupfte. Es
waren wohl viele Doppelzentner herauszurupfen, bis der Teich von der drohenden
Verlandung befreit sein würde und wieder leben konnte.
    Ich stand gerade wackelig auf einer steil abfallenden Strecke,
da schrillte das Telefon. Ich ließ es schrillen, verlor aber den Halt und
tauchte rückwärts in meine schwimmenden Kostbarkeiten. Als ich wieder Luft
bekam, muss ich wie ein garnierter Karpfen ausgesehen haben, lange Triebe von
der Minze hingen malerisch rechts und links von meinem Kopf und meiner Schulter
herab.
    Das Telefon schrillte wieder.
    Ich fluchte unflätig und ließ es klingeln.
    Als es zum dritten Mal losging, wusste ich, dass der Unbekannte
keine Ruhe geben würde. Ich entstieg dem Bade und schlurfte auf die Terrasse.
    Ein Handtuch hatte ich nicht, daher rannte ich mit Höchstgeschwindigkeit
durch mein Wohnzimmer zum Telefon, ergriff es und lief wieder hinaus, wohl
wissend, dass ich ein Chaos hinterließ. Eine wunderschöne, tropfende, schlanke
Ranke vom Vergissmeinnicht schmückte mein neues Sofa.
    Das Telefon blieb stumm, natürlich.
    Ich entschied, mir erst mal eine Pfeife zu stopfen, und
wählte eine McRooty von Vauen. Mit ihr fühle ich mich immer so harmlos und
gemütlich.
    Dann endlich wieder das Telefon.
    Ein misstrauischer Rodenstock fragte: »Bin ich da richtig?
Bin ich mit Eurer Königlichen Hoheit Baumeister verbunden?«
    Â»Was redest du für ein Zeug?«
    Â»Was man so redet, wenn man nicht genau weiß, ob der
Angerufene noch lebt. Wie geht es dir?«
    Â»Hervorragend. Warum fragst du?«
    Â»Weil es bereits vier Wochen her ist, dass du mir die
letzte Unterredung gewährt hast. Es hätte ja sein können, dass du nach Timbuktu
gereist bist. Willst du gar nicht wissen, was deine Freunde so treiben?«
    Â»Ach, Scheiße, Rodenstock. Ich habe mir mal eine Auszeit
genommen. Aber nun ist Schluss damit. Tut mir leid.«
    Â»Das ist schön zu hören. Meine Frau wollte heute Abend
Spaghetti kochen, aber das wird nun wohl nichts.«
    Â»Was soll denn dieses undeutliche Gefasel?«
    Â»Es gibt Arbeit, falls du Arbeit magst.« Er räusperte
sich. »Vielleicht hörst du erst mal zu und entscheidest dann.«
    Â»Gut, ich höre.«
    Â»Also, die Mordkommission hat seit vier, fünf Stunden mit
zwei Leichen zu tun. Eine junge Frau, Alter etwa fünfundzwanzig, wurde
erschossen und dann in einem Waldstück abgelegt. Kopfschuss von hinten aus
einer sehr kurzen Entfernung. Sieht nach einer Hinrichtung aus. Wenn du von
Hersdorf in Richtung Weißenseifen fährst, kommst du durch den Staatsforst
Gerolstein. Da, wo du nach Mürlenbach abbiegst, triffst du auf drei Wege, die
in den Wald
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