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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz
Autoren: Jacques Berndorf
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führen. Auf dem mittleren Weg wurde sie gefunden. Die Frau ist noch
nicht identifiziert. Bei der zweiten Leiche handelt es sich um einen
Gymnasiasten. Achtzehn Jahre jung, aus der Eifel. Er hängt in einer alten
feudalen Villa, die wegen ihrer früheren Geschichte St. Adelgund heißt. Den
Fall kann ich nicht schildern, das musst du dir selbst ansehen.«
    Â»Wie bitte? Wieso hängt er?«
    Er räusperte sich wieder und entgegnete widerwillig: »Wie
gesagt, das musst du dir selbst ansehen.«
    Â»Haben die Fälle etwas miteinander zu tun?«
    Â»Weiß man noch nicht.«
    Â»Und wo finde ich diese Villa?«
    Â»Fahr nach Prüm. Von dort aus begibst du dich auf die
Große Eifelroute nach Südsüdost, Richtung Schönecken. Durch Schönecken durch,
dann nach links in Richtung Hersdorf. Du befindest dich dann praktisch auf der
Rückseite der Bertradaburg in Mürlenbach. Hast du das drauf?«
    Â»Ja.«
    Â»Linker Hand steht ein pompöses, schlossartiges Gebäude
aus rotem Sandstein, ungefähr dreihundert bis vierhundert Meter von der Straße
entfernt an einer schmalen Stichstraße, mitten in einem Tannenwald.«
    Â»Und wo bist du?«
    Â»Ich starre fassungslos auf diesen Jungen. Werde aber weiterfahren
zu der toten Frau. Das dürften von hier aus acht bis zehn Kilometer sein.«
    Â»Lässt Kischkewitz uns denn an den Jungen heran?«
    Â»Ja, wenn du dich wie immer an die Regeln hältst und
schweigst und nicht fotografierst und niemanden nach Einzelheiten fragst. Gib
Gas, Alter. Der Anblick des Jungen ist geradezu lähmend.«
    Â»Wo ist denn Emma?«
    Â»Hier, neben mir. Du kannst sie mit zurücknehmen, wenn du
hier fertig bist. Bis später.«
    Es war mir ziemlich gleichgültig, auf welche Weise ich an
Kleidungsstücke kam. Ich rannte, immer noch triefend, durch das Haus nach oben,
streifte die Teichsachen ab, stellte mich unter die Dusche, zog wahllos an, was
mir in die Quere kam, belud meine Weste mit allem Nötigen und fuhr los.
    Ich liebe unsere Nachbarn, die Holländer. Aber warum die
dauernd in die Eifel fahren, um ausgerechnet hier mitten auf irgendwelchen
Kreuzungen ihren Straßenatlas zu entdecken, wird mir ständig ein Rätsel
bleiben. Diese jetzt standen im Kreisverkehr in Dreis und diskutierten. Ich
hoffe, die Diskussion führte irgendwann zu einem glücklichen Ende.
    Wenn dir gerade keine Holländer im Weg stehen, triffst du
in der Eifel garantiert auf einen Truck. Und vor dem Truck fahren weitere vier
bis sechs Trucks. Solltest du kein Selbstmordtyp sein, bescheidest du dich und
studierst von hinten Achsaufhängungen und Stoßdämpfer. Bis Gerolstein trödelte
ich hinter einem Laster her.
    Ich entschied mich für die Nebenstrecke nach Schönecken,
die hinter Büdesheim beginnt und sich durch eine bemerkenswert schöne
Landschaft schlängelt. Wiesenhügel, schnurgerade gezogene Buschreihen, die
Erosion verhindern sollen, eine Landschaft, die Gelassenheit vermittelt und
keine Atemlosigkeit duldet, eine sanft hin- und herschwingende kleine Straße,
die die Ausstrahlung von etwas Privatem hat. Dann geht es plötzlich in einer
Linkskurve hügelab zu einer scharfen S-Kurve, durch ein Tal mit einem Bach, anschließend
wieder aufwärts und dann parallel zu dem Bach, der jetzt rechts durch die
Wiesen mäandert, an den Ufern flankiert von vielen Erlen.
    Wo steht dieses St. Adelgund?
    Endlich sah ich es, zwei kleine rote Türme ragten aus hohen
Tannen. Die schmale Stichstraße, die durch die Wiesen dorthin führte, wurde von
einem Streifenwagen blockiert, an dessen rechter Seite ein Beamter lehnte. Er
sah mich und winkte gelangweilt: »Sie können durch, Sie werden erwartet.«
    Das war neu, das verwirrte mich etwas.
    Ich lenkte den Wagen über den Bach in den Schatten des
Waldes und blickte verblüfft auf St. Adelgund, von dessen Existenz ich bis
heute nichts gewusst hatte. Es war ein mächtiges Haus, das Gebäude wirkte
ungemein bedrohlich, kalt und arrogant. Ein dunkelgrünes Eisentor verhinderte
ein Weiterkommen, nach rechts und links verlief eine sicherlich zweieinhalb
Meter hohe Mauer aus rotem Backstein bis in den Wald hinein.
    Ich parkte den Wagen neben vier zivilen Fahrzeugen und
der Limousine eines Beerdigungsunternehmers. Der alte braune Mercedes gehörte
Kischkewitz, den Sprinter konnte ich den Spurenspezialisten und Technikern
zuordnen.
    Es war
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