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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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sich im Gehen den Lippenstift nach und zupft die Haare zurecht.
    Bin irgendwann einfach vorgelaufen, sitze jetzt auf der Treppe und warte auf die Damen. Oh Mann. Das sieht alles nicht gut aus. Wenn Constanze das Geld hätte, hätte sie doch gelächelt, oder? Und warum bringt sie ihre Mutter mit? Wahrscheinlich ist es so: Ihre Mutter wollte zu Papa, hat ihn nicht angetroffen, ist rüber zu Tannenbaum, um da nach ihm zu suchen. Und Constanze ist nur zufällig dabei.
    Mir ist schlecht.

Samstag, 1.10., 11:21 Uhr
    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
    Vielleicht alles einfach der Reihe nach. Damit ich nichts vergesse. Also.
    Constanze, ihre Mutter und Mama haben noch ewig gebraucht, um bis zu Luigi zu kommen. Keine Ahnung warum. Jedenfalls gehe ich rein und setze mich wieder an den Tisch, und Tannenbaum sagt gerade zu Papa: »… und die Vermieterin kommt morgen früh gleich als Erstes. Sie sagt, sie legt keinen Wert darauf, mir zu begegnen, ich soll den Schlüssel einfach ins Zeitungsrohr legen, und auf die Miete für den letzten Monat verzichtet sie gerne, solange ich keinen Ärger mehr mache und endlich gehe.«
    »Na, hoffentlich zieht die nicht selbst ein, wenn Sie weg sind«, sagt Papa. Und dann starrt er zur Tür. Mama kommt gerade rein. »Julia, wie siehst du denn aus?«
    »Ich muss dir was sagen, David. Es ist sehr wichtig, und …«
    »Ich muss auch was sagen«, trötet Constanze.
    »Mann, hat die eine Quäkstimme«, raunt mir Karli zu.
    »Oh, Herr de Vigny, Sie hätte ich hier ja gar nicht erwartet«, zwitschert Constanzes Mutter. »Leider sehen wir uns ja nur so selten .« Sie lacht. Es hört sich irgendwie albern an, wie sie lacht. So wie kein Mensch in echt lacht.
    »Das lässt sich nicht vermeiden, wenn man nur Nebenrollen singt«, sagt Mama. Ich glaube, sie will es gar nicht laut sagen, aber sie kann nicht anders.
    »Hallo, Herr Tannenbaum?« Constanze zeigt auf Tannenbaum.
    Tannenbaum gibt sich sichtlich Mühe, sie zuzuordnen. »Ah, du bist doch …«
    »Constanze, aus meiner Klasse«, raune ich ihm zu.
    »Äh, also, ich bin eine Freundin von Jason«, sagt Constanze.
    Tannenbaum hebt die Augenbrauen.
    »Der war mal Ihr Nachhilfeschüler. Erzähl ich Ihnen nachher«, flüstere ich ihm ins Ohr. Verdammt, daran hatte ich gar nicht gedacht! Wenn Tannenbaum nicht mitspielt, kippt die ganze Sache!
    »Äh, Jason, ja«, sagt Tannenbaum und grinst unsicher in Richtung Constanze. Zwischendurch schielt er zu mir.
    »Ja, jedenfalls, Jason. Der ist nun leider gestorben, und weil das alles so schrecklich war, wollten wir seiner Familie helfen. Aber die hat gesagt, dass Sie Jasons großes Vorbild waren und er sicher gewollt hätte, wenn wir Ihnen etwas Gutes tun, weil Sie doch gerade so ein Problem haben.« Sie schaut ihre Mutter unsicher an. »Habe ich etwas vergessen?«
    »Gut so, mein Kind, weiter.«
    Ich mache mir fast in die Hosen vor Aufregung. Gleich gibt Constanze ihm das Geld, Tannenbaum kann sein Haus kaufen, und alles wird gut. Denke ich so. Ich liege voll daneben. Constanze sagt nämlich: »Jason war nicht nur ein großer Fan von Ihnen, sondern auch von meiner Mutter. Und deshalb singt sie nun für Sie … sein Lieblingslied. Es heißt ›Männer suchen stets zu waschen‹, von Beethoven.«
    »Von Mozart. Und es heißt: ›Männer suchen stets zu naschen‹, mein Schatz.« Constanzes Mutter strahlt. Sie gibt Constanze einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen, und Constanze tippt stöhnend auf ihrem Smartphone herum, bis eine etwas blecherne Klaviermusik daraus ertönt.
    Dann singt ihre Mutter los.
    Papa schaut ganz gequält. Mama rollt mit den Augen. Tannenbaum schaut mich fragend an, und ich zucke die Schultern.
    Luigi macht hinter der Theke ziemlich wilde Gesten, die danach aussehen, als wollte er jemandem die Kehle durchschneiden.
    Und alle anderen ziehen lange, verstörte Gesichter. Ratte, Noffi und Kugel rücken sogar ein gutes Stück mit ihren Stühlen nach hinten. Constanzes Mutter kann ja bestimmt ganz gut singen, aber – sie singt echt ein bisschen laut, also, wenn man so direkt vor ihr sitzt.
    Als sie endlich fertig ist, dauert es ein paar Sekunden, bis wir kapieren, dass wir klatschen müssen. Hätte sie nicht die ganze Zeit »Danke, danke!« gerufen und sich in alle Richtungen verbeugt, hätten wir es wohl nie kapiert. Sie quetscht sich mit einem Stuhl zwischen Papa und Tannenbaum und sagt zu Tannenbaum: »Mein Beileid, es ist schrecklich, einen guten alten Freund zu
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