Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
Vom Netzwerk:
mich schnell anziehen und rüberrennen, aber da kommt Mama ins Zimmer und sagt: »Nix da, du bist offiziell krank, und sprechen kannst du eh nicht. Du bleibst im Bett.«
    »Aber Constanze ist da«, will ich sagen. Ich bekomme nur ein paar Zischlaute aus dem Hals.
    »Ab ins Bett«, sagt Mama und verschränkt die Arme.
    Als sie wieder unten ist, klemme ich mich mit meinem Fernrohr ans Fenster, um Constanze zu beobachten. Sie lacht die ganze Zeit über etwas, das Henk sagt. Dann legt Henk sogar einmal kurz den Arm um ihre Schultern und flüstert ihr etwas ins Ohr. Constanze lächelt ihn an und schließt die Augen.
    Ich setze das Fernrohr ab, damit ich nicht wieder kotzen muss. Bevor ich mich ins Bett lege, schaue ich noch nach Arthur und Anselm. Die beiden scheinen ganz gut drauf zu sein. Ich kann mich kein Stück mehr erinnern, was sie bei der Party gemacht haben. Dann läuft mir Karli vor die Linse, bleibt stehen und winkt mir zu. Ich verziehe mich schnell ins Bett, bevor mich noch jemand anderes sieht.

Montag, 26.9., 11:50 Uhr
    Jetzt sitzen sie alle in Tannenbaums Bibliothek. Sieht aus, als würde Tannenbaum eine Rede halten.

Montag, 26.9., 11:59 Uhr
    SMS von Karli: »Leg dein blödes Fernrohr weg, du verpasst nix. Tannenbaum gibt uns gerade ’ne Extrastunde in Physik, alle finden es klasse, und Constanze ist mit Henk zusammen.«

Montag, 26.9., 14:01 Uhr
    Verweigere die Nahrungsaufnahme. Habe beschlossen, in den Hungerstreik zu treten.

Montag, 26.9., 16:22 Uhr
    Mir ist langweilig.
    Habe in James’ Profil keine einzige dieser Freundschaftsanfragen beantwortet. Stelle mich einfach tot. Bin es vielleicht ja auch wirklich bald. Befinde mich schließlich im Hungerstreik.
    Vierhunderttausend Fans bei Jason.
    Man kann einen Newsletter abonnieren und sich irgendwo eintragen.

Montag, 26.9., 18:59 Uhr
    Constanze hat gepostet, dass es nicht so einfach ist, eine Stiftung für Jason zu gründen. Sie hat um Vorschläge gebeten, was man stattdessen für die Familie tun kann. Das war vor fünf Minuten. Es gibt schon über vierhundert Antworten, und so ziemlich alle sagen, sie soll einfach ein privates Spendenkonto für die Familie einrichten. Mann, sind die alle scharf drauf, ihr Geld loszuwerden.
    Ich bin völlig am Ende wegen Constanze und Henk, und außerdem habe ich so einen Hunger, dass ich mich gar nicht richtig konzentrieren kann.

Montag, 26.9., 23:02 Uhr
    Kühlschrank geplündert. Ich habe den Rest vom Gouda gegessen, einen halben Camembert, ungefähr hundert Gramm Seranoschinken, dazu noch den Kräuterquark, ein halbes Schnitzel, das heute Mittag wohl jemand übrig gelassen und für morgen in den Kühlschrank gelegt hatte, zwei Bananen und eine Tüte Dinkelsalzstangen. Anschließend musste ich wieder kotzen. Bin völlig fertig. Vielleicht hätte ich mit dem Essen noch ein bisschen warten sollen. So auf ausgepumpten Magen. Jetzt tut mir der Hals noch viel mehr weh. Und der Magen. Überhaupt tut mir alles weh.
    Karli hat mir wieder eine SMS geschrieben: Sie ist mit Arthur, Anselm, Piesel, Ratte und dessen Freunden bei Tannenbaum und hält die Stellung. Alle lassen mich grüßen. Leider hat Mama niemanden reingelassen, als sie mich besuchen wollten, nicht mal Tannenbaum. Wie es mir geht, will sie wissen. Ich schreibe zurück, dass ich am liebsten sterben würde. Sie schreibt mir: »Constanze ist eine hirnlose Kuh und hat dich nicht verdient.«
    Sie hat mich nicht verdient? Da hat Karli wohl was verwechselt.
    Auf Facebook hat Constanze ihren Beziehungsstatus geändert in »in einer Beziehung«. Henk hat seinen Status auch geändert. Mann, ist das schlecht .

Dienstag, 27.9., 06:01 Uhr
    Aus dem Bett gefallen, weil tierisch laute Musik durchs Haus dröhnt. Ich denke, es ist etwas passiert, und renne runter. Mama steht vor der Stereoanlage und dreht an irgendwelchen Knöpfen.
    »Verdammt, ich hatte das Mistding schon so lange nicht mehr an«, flucht sie.
    Ich drehe die Musik leise. Sie hört sonst immer über den DVD -Player ihre CD s. Oder auf dem Laptop. Aber die Stereoanlage hat echt lange keiner mehr benutzt.
    »Was ’n los?« Ich flüstere, weil ich immer noch nicht richtig sprechen kann.
    Sie zuckt die Schultern und lässt sich auf ein Sitzkissen fallen. »Ach, ich wollte mal wieder ein paar alte Alben hören.«
    »Du hörst dauernd alte Alben.« Sprechen tut echt noch ganz schön weh.
    »Ich meine richtig alte Alben aus meiner Punkphase. Was ich zu Hausbesetzerzeiten gehört hab. Stiff Little Fingers zum Beispiel.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher