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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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verlieren!«
    Tannenbaum nickt nachdenklich.
    Dann dreht sie sich zu Papa und schwallt ihn voll. Papa sieht nicht sehr begeistert aus und versucht, Blickkontakt mit Mama aufzunehmen, die an der Theke steht und sich von Luigi ein Glas Wein hat geben lassen. Sie trinkt einen ganz großen Schluck und kommt an unseren Tisch.
    »Ich wollte auch noch was sagen«, sagt sie und schafft es kaum über das allgemeine Gemurmel. »David, ich habe eine Entscheidung getroffen, und ich würde gerne …«
    Constanze drängelt sich vor sie. »Nee, Moment, ich bin noch nicht fertig.«
    Mama verdreht wieder die Augen, trinkt ihr Glas mit einem Zug leer und geht zurück an die Theke.
    »Also, danke, Mama, das war sehr, sehr beeindruckend, und Jason hätte es ganz bestimmt gefallen. Noch mal bitteApplaus für meine Mutter!« Sie fängt an zu klatschen. Ich sehe zu Karli, die so lahm klatscht wie ein kaputter Spielzeugseehund zum Aufziehen. Sie schaut mich an und hebt fragend die Augenbrauen. Ich zucke die Schultern. Constanzes Mutter steht auf, verbeugt sich und flötet: »Danke, danke!« Dann lässt sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen und kaut Papa das Ohr ab.
    »Ja, und dann wäre da noch etwas, Herr Tannenbaum«, sagt Constanze. »Jasons Familie wollte keine Blumen oder so was zur Beerdigung und hat stattdessen dazu aufgerufen, Ihnen Geld zu spenden, damit sie das Haus kaufen können.« Sie zieht etwas aus Tasche. »Hier. Das ist der aktuelle Kontoauszug. Kann sein, dass es bis Montag mehr wird, weil noch nicht alle Überweisungen gebucht sind, sagt die Frau von der Bank.« Sie legt das Blatt Papier auf den Tisch und sagt: »Können wir jetzt gehen, Mama, ich bin fertig.«
    »Ach, setz dich hin und trink eine Cola! Oder einen Saft! Du siehst doch, dass der Herr Generalmusikdirektor sich noch mit mir unterhalten will.«
    »Oh, äh, nein, wenn Sie gehen müssen«, sagt Papa schnell.
    Constanze stöhnt genervt und geht einfach. Sie dreht sich nicht mal mehr um. Ich glotze ihr immer noch hinterher, als die Tür schon längst zu ist, und würde am liebsten losheulen.
    »Ich weiß ja nicht genau, wie du das gemacht hast«, höre ich Karlis Stimme direkt an meinem Ohr. »Aber ich weiß, dass du hinter der Sache steckst. Habe ich recht?«
    Ich sehe sie erschrocken an. »Woher weißt du das?«
    »Geraten. Und jetzt erzähl.«
    Ich schüttele den Kopf. »Später. Vielleicht. Ist ’ne lange Geschichte.«
    »Und warum darf das keiner wissen?«
    »Ist auch ’ne lange Geschichte.«
    »Und wer ist Jason?«
    »Ich habe doch gesagt, es ist ’ne lange Geschichte«, sage ich. Also, jetzt nervt sie mich wirklich.
    Mama steht immer noch an der Theke und trinkt schon wieder ein großes Glas Wein. Karli macht mich ganz nervös. Deshalb stehe ich auf und gehe zu Mama.
    »Wolltest du nicht noch irgendwas erzählen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das kleine Biest hat mir die Show gestohlen.«
    »Constanze? Ich finde Constanze sehr …«
    »Edvard, dein Frauengeschmack bessert sich in den nächsten Jahren hoffentlich noch.«
    »Nein, sie ist …«, will ich protestieren, aber dann bleibe ich lieber beim Thema. »Was wolltest du denn erzählen?«
    Sie zuckt die Schultern. »Ich habe die Galerie verkauft.«
    »Hä?«
    »Ja. War nicht das Richtige für mich. Wollte ich nicht mehr machen. Also habe ich sie verkauft, und jetzt stehe ich hier mit dem ganzen Geld, das ich dafür bekommen habe, und wollte Tannenbaums Haus kaufen. Aber das hat sich ja nun erledigt.« Sie bestellt sich noch einen Wein.
    »Du wolltest für Tannenbaum das Haus kaufen?«
    »Hörst du eigentlich auch mal zu, wenn ich was sage?«, sagt sie.
    »Und … und was machst du jetzt? Heißt das, du bist jetzt arbeitslos?«
    »Irgendwie schon.«
    »Musst du zur Arbeitsagentur und bekommst dann Hartz IV ?«
    Sie stöhnt laut. »Lernt ihr eigentlich gar nichts in derSchule über das Leben? Nein, kein Hartz IV , ich habe das Geld von der Galerie, damit mache ich einfach etwas anderes. Tannenbaum braucht es ja nicht mehr, und irgendwas fällt mir schon ein. Keine Sorge, du wirst nicht verhungern, und umziehen müssen wir auch nicht.«
    »An so was hab ich gar nicht gedacht.«
    »Ihr lernt wirklich nichts mehr in der Schule«, sagt Mama und kippt ihr nächstes Glas Wein.
    »Du«, sage ich. »Finde ich klasse von dir, dass du Tannenbaum so helfen wolltest.«
    Mama zuckt mit den Schultern. »Du bist schuld daran. Ohne deine Hausbesetzeraktion hätte ich nicht angefangen, über alles nachzudenken. Danke,
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