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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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Alibi gab.«
    Weird zitterte und zog die Beine bis an die Brust hoch. Er spürte einen Stich in den Rippen, ein Nachklang der früheren Schmerzen. »Aber warum war er hinter mir her? Es muss ihm doch klar gewesen sein, dass wir beide nicht wussten, was Mondo gesehen hatte, sonst hätten wir ihn doch nach Mondos Tod damit konfrontiert.«
    Alex seufzte. »Da saß er schon zu tief in der Klemme. Wegen Macfadyens Kränzen hatten wir den Zusammenhang zwischen den beiden Morden hergestellt, die vollkommen unabhängig voneinander erscheinen sollten. Seine einzige Hoffnung war, Macfadyen als Killer hinstellen zu können. Und Macfadyen hätte ja nach zweien nicht aufgehört, oder? Er hätte weitergemacht, bis wir alle erledigt waren.«
    Weird schüttelte traurig den Kopf. »Was für ein furchtbarer Schlamassel. Aber warum hat er Ziggy zuerst umgebracht?«
    Alex stöhnte. »Es ist so banal, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Offenbar hatte er schon einen Urlaub in den Staaten gebucht, bevor die Wiederaufnahme der ungelösten Fälle bekannt gegeben wurde.«
    Weird fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Es hätte also geradeso gut mich treffen können?«
    »Wenn er sich entschlossen hätte, in deinem Teil des Landes angeln zu gehen, ja.«
    Weird schloss die Augen und legte im Schoß die Fingerspitzen aneinander. »Was ist jetzt mit Ziggy und Mondo? Was tut sich da?«
    »Ich fürchte, es läuft nicht so gut. Obwohl Lawson singt wie eine Nachtigall, gibt es keine Beweise, die bestätigen, dass er etwas mit Mondos Ermordung zu tun hatte. Er war sehr, sehr vorsichtig. Er hat kein Alibi, aber er behauptet, dass er in der Nacht damals oben in seinem Wohnwagen war. Selbst wenn sie einen Nachbarn finden sollten, der bestätigt, dass sein Auto nicht vor seinem Haus stand, ist er abgesichert.«
    »Er wird also damit durchkommen, oder?«
    »Sieht so aus. Nach schottischem Recht muss ein Geständnis anderweitig bestätigt sein, bevor ein Staatsanwalt mit Erfolg Klage erheben kann. Aber die Polizisten in Glasgow halten sich von Hélène und Jackie fern, was sozusagen auch ein Ergebnis davon ist.«
    Weird schlug frustriert mit der flachen Hand auf den Felsen.
     
    »Was ist mit Ziggy? Macht die Polizei von Seattle ihre Sache besser?«
    »Etwas besser. Aber nicht viel. Wir wissen, dass Lawson in der Woche vor Ziggys Tod in den USA war. Er soll eine Fahrt durch Südkalifornien zum Sportfischen gemacht haben. Aber da gibt es einen Widerspruch. Als er seinen Mietwagen zurückgab, waren zweieinhalbtausend Meilen mehr auf dem Tachometer, als man bei Fahrten in der Gegend dort zusammenbekäme.«
    Weird trat mit dem Fuß gegen den Fels unter seinen Füßen.
    »Und das ist die Hin-und Rückfahrt von Südkalifornien nach Seattle, stimmt’s?«
    »Genau. Aber es gibt auch wieder keine direkten Beweise.
    Lawson ist schlau genug, dass er mit Kreditkarten nur dort gezahlt hat, wo er sowieso sein sollte. Karen sagt, die Polizei von Seattle hat ein Foto in Läden mit Anglerbedarf und in Motels herumgezeigt, aber bis jetzt hatten sie kein Glück damit.«
    »Ich kann es nicht fassen, dass er wieder ungeschoren davonkommen soll«, sagte Weird.
    »Ich dachte, dass du an ein Gericht glaubst, das mächtiger als das der Menschen ist?«
    »Gottes Gericht befreit uns nicht von der Pflicht, auf eine moralische Welt hinzuwirken«, sagte Weird ernst. »Eine Möglichkeit, unseren Mitmenschen Liebe zu zeigen, ist, sie vor ihren eigenen schlimmsten Neigungen zu schützen. Kriminelle ins Gefängnis zu schicken ist nur ein extremes Beispiel dafür.«
    »Die fühlen sich bestimmt geliebt«, sagte Alex boshaft.
    »Karen hatte noch eine Neuigkeit. Sie haben inzwischen beschlossen, Lawson den Angriff auf dich nicht als Mordversuch zur Last zu legen.«
    »Aber warum denn nicht? Ich habe ihnen damals gesagt, ich sei bereit hinzukommen und auszusagen.«
     
    Alex richtete sich auf. »Ohne Macfadyen gibt es keine direkten Beweise, dass es Lawson war, der dich verprügelt hat.«
    Weird lächelte. »Na ja, wenigstens wird er sich aus der Sache mit Rosie nicht herauswinden können. Es macht wohl nicht viel aus, ob er auch wegen des Überfalls auf mich angeklagt wird.
    Weißt du, ich war immer stolz darauf, dass ich ganz gut wusste, wo es langgeht«, sinnierte er. »Aber damals an dem Abend bin ich so voll draufgängerischer Courage aus deinem Haus getreten. Ich frage mich, ob ich genauso tapfer oder dumm gewesen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass nicht nur eine,
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