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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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hier kein Debattierclub. Wir sind mitten in einer Operation, bei der es um Leben und Tod geht«, rief Lawson. Er hob das Funkgerät an den Mund. »Sind alle bereit?«
    Alex schlug Lawson das Funkgerät aus der Hand. »Hör mal, du Dreckskerl.« Bevor er noch etwas sagen konnte, zwang Duncan ihn zu Boden. Alex wehrte sich, bekam den Kopf frei und rief: »Wir kennen die Wahrheit, Lawson. Sie haben Rosie umgebracht. Und Sie haben meine Freunde erledigt. Es ist aus.
    Sie können sich nicht länger verstecken.«
    Lawsons Augen blitzten voller Wut. »Sie sind genauso verrückt wie er.« Er bückte sich, hob das Funkgerät auf, und zwei uniformierte Polizisten stürzten sich auf Alex.
    »Sir«, sagte Karen eindringlich.
    »Jetzt nicht, Karen«, fuhr Lawson sie an. Er wandte sich ab und hielt wieder das Funkgerät vors Gesicht. »Ist jeder auf seinem Posten?«
    Die Antworten kamen aus dem knackenden Hörer. Bevor Lawson antworten konnte, hörte er die Stimme des Leiters der Technikergruppe im Hubschrauber. »Nicht schießen. Objekt ist bei Geisel.«
    Er zögerte nur eine Sekunde. »Los«, sagte er dann. »Los, los, los.«
     
    Macfadyen war bereit, sich der Welt zu stellen. Alex Gilbeys Worte hatten seinen Glauben daran wieder hergestellt, dass es doch noch eine Chance für die Gerechtigkeit gab. Er würde dem Mann seine Tochter zurückgeben. Um bestimmt durchzukommen, würde er ein Messer mitnehmen. Eine letzte Garantie, damit er sicher durch die Tür kam und die wartende Polizei erreichte.
     
    Mit einem Küchenmesser in der freien Hand und Davina unter den Arm geklemmt, war er schon fast bei der Haustür, als seine Welt in die Luft flog. Die Türen vorn und hinten gaben krachend nach. Männerstimmen riefen etwas, der Lärm war ohrenbetäubend. Grellweißes Licht blendete ihn. Instinktiv nahm er das Kind hoch und drückte es an seine Brust. Die Hand mit dem Messer bewegte sich auf Davina zu. Mitten in dem Chaos glaubte er, jemanden rufen zu hören: »Lass sie fallen.«
    Er war wie gelähmt, konnte sie nicht loslassen. Der Anführer der Scharfschützen sah ein Kind in Lebensgefahr. Mit gespreizten Beinen hob er die Hand mit der Waffe und zielte auf den Kopf.
     
    46
    April 2004, Blue Mountains, Georgia ie Frühlingssonne leuchtete über den Bäumen, als Alex und Weird den Gebirgskamm erreic
    D
    hten. Weird ging zu einer
    Felsnase voraus, die über den Abhang hinausragte, kletterte hoch, setzte sich darauf und ließ die langen Beine baumeln. Er griff in seinen Rucksack und holte ein kleines Fernglas heraus, richtete es auf den Hügel und gab es an Alex weiter.
    »Geradeaus runter, dann leicht nach links.«
    Alex stellte es scharf ein und ließ den Blick über das Gebiet da unten schweifen. Plötzlich merkte er, dass er auf das Dach ihrer Hütte schaute. Die Gestalten, die davor herumrannten, waren Weirds Kinder. Die Erwachsenen am Picknicktisch waren Lynn und Paul. Und das Baby, das strampelnd auf der Decke zu ihren Füßen lag, war Davina. Er sah zu, wie seine Tochter die Arme weit ausbreitete und mit glucksendem Lachen in die Bäume hinaufblickte. Seine Liebe zu ihr durchfuhr ihn brennend heiß.
    Er war so nahe daran gewesen, sie zu verlieren. Als er den Schuss hörte, glaubte er, sein Herz würde auseinander bersten.
    Lynns Schrei hatte in seinem Kopf gedröhnt, als ginge die Welt unter. Eine Ewigkeit verging, bevor einer der Polizisten in Uniform mit Davina in den Armen herauskam, und selbst das hatte ihm noch keine Beruhigung gebracht. Denn als er auf ihn zukam, sah er zunächst nur Blut.
    Aber es war das Blut von Macfadyen gewesen. Unbeirrt hatte der Scharfschütze sein Ziel getroffen. Lawsons Gesicht war so ausdruckslos, als wäre es aus Granit.
    In dem folgenden Chaos hatte Alex sich von seiner Frau und Tochter so lange losgerissen, dass er sich Karen Pirie schnappen konnte. »Sie müssen den Wohnwagen sichern.«
    »Welchen Wohnwagen?«
    »Lawsons Wohnwagen, von dem aus er angeln geht. Oben am Loch Leven. Darin hat er Rosie Duff getötet. Die Farbe an der Decke passt genau zu der auf Rosies Strickjacke. Man weiß ja nie, vielleicht gibt es sogar noch Blutspuren.«
    Sie hatte ihn angewidert angesehen. »Sie erwarten, dass ich diesen Mist ernst nehme?«
    »Es ist die Wahrheit.« Er zog ein Kuvert aus seiner Tasche.
    »Hier drin ist die Farbprobe, die beweisen wird, dass ich recht habe. Wenn Sie Lawson zum Wohnwagen fahren lassen, wird er ihn zerstören. Die Beweise werden sich in Rauch auflösen. Sie müssen ihn davon
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